Die Anwaltshaftung und Fragen des Berufsrechts einschließlich der Berufshaftpflichtversicherung genießen in der Ausbildungsliteratur für Juristen immer noch eher ein Schattendasein, obwohl die Thematik schon Gegenstand von Examensklausuren war und in der Praxis ausgesprochen relevant ist.

Wie aktuell ein Eingehen auf diese Fragen ist, zeigte auch der 69. Deutsche Anwaltstag 2018, der unter dem Programmsatz "Fehlerkultur in der Rechtspflege" stand. Der Präsident des Deutschen Anwaltsvereins begründete diese Agenda für den Deutschen Anwaltstag 2018 damit, dass es immer noch an einem professionellen und aufrichtigen Umgang mit der Vermeidung und auch dem Entstehen von Fehlern und ihren Folgen in der Anwaltschaft mangelt. Ein nicht unkritischer Zeitgenosse merkte mir gegenüber erst kürzlich in Form einer rhetorischen Frage an, weshalb es Anwälten denn so schwer falle, Fehler einzugestehen, wo doch überall Fehler gemacht würden.

Gerade als Berufsanfänger kann es durchaus sein, dass man aus mangelnder Erfahrung oder aus Unkenntnis mit Fragen der Anwaltshaftung und der Berufshaftpflichtversicherung oder sonstigen Verstößen gegen das Berufsrecht konfrontiert wird, die existenzielle Bedeutung für einen Anwalt haben können, ohne aber zu wissen, wie man damit umgeht und am besten Vorsorge betreibt. Beispielhaft sei nur der Fall einer jungen Anwältin genannt, die wegen ihrer bloßen Nennung auf dem Briefkopf assoziierter Anwälte wegen deren Veruntreuung von Mandantengeldern erfolgreich in Regress genommen wurde, ohne dafür Deckungsschutz über ihre Berufshaftpflichtversicherung zu haben.

Das vorliegende Werk soll daher auf einzelnen Rechtsgebieten denkbare und aus Praktikersicht häufige Regressgefahren für junge Rechtsanwälte und Referendare, aber auch für all diejenigen Rechtsanwälte, die sich schnell und pragmatisch einen Überblick über typische Haftungsrisiken in der täglichen Berufstätigkeit verschaffen wollen, darstellen. Deshalb soll die folgende Abhandlung nicht nur abstrakt, sondern anhand von typischen Beispielfällen kurz und prägnant Risiken anwaltlicher Berufsausübung aufzeigen und anhand von Tipps bei der Vermeidung von Berufshaftungsfällen helfen.

Daneben soll das vorliegende Buch auch Ratschläge bereithalten, wie sich die Folgen aus einem Haftungsfall begrenzen lassen und wie man sich verhält, wenn man mit Schadensersatzansprüchen Dritter konfrontiert ist. Daher wird das Werk mit einigen Hinweisen zum Krisenmanagement im Schadenfall, aber auch schon zu Maßnahmen des vorsorglichen Risikomanagements vor einem Schadenfall abgerundet. Denn man kann Gragert in ihrer im AnwBl 2013 auf S. 173 geäußerten Einschätzung "Vieles ist gar nicht kompliziert, man muss es schlicht wissen. Anwaltliche Qualität ist keine Frage des Genies" nur folgen.

Das vorliegende Werk kann – und das liegt in der Natur der Sache – nicht die Informationen bieten, die einschlägige Handbücher vorhalten, oder den Anspruch auf Vollständigkeit bei der Darstellung aller Haftungsrisiken bieten. Das soll es aber auch nicht, damit gerade dem Einsteiger möglichst schnell und prägnant ein Überblick über sich häufig realisierende Risiken und den Umgang damit gegeben werden kann. Selbstverständlich greife ich gerne Anregungen für Ergänzungen und Änderungen auf, die interessierte Leser für notwendig erachten und an mich oder den Verlag herantragen.

Dieses Buch wäre nicht ohne die großartige Hilfe von Frau Katharina Müller umzusetzen gewesen, die schon als Referendarin in der Kanzlei des Unterzeichners, aber selbst nach ihrer Tätigkeitsaufnahme als Syndika der Deutschen Bundesbank noch tatkräftig zum Gelingen des Werkes beigetragen hat. Ihr gebührt daher mein besonders herzlicher Dank. Aber auch Frau Marlene Steyer möchte ich für ihre Zuarbeit im Rahmen der finalen Überarbeitung der Korrekturfahnen verbindlich danken.

Frankfurt am Main, im Dezember 2018

Dr. Alexander Weinbeer

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