Rz. 18

Nach der Rechtsprechung (siehe § 7 Rdn 18) kann die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) selbst als Mandantin auftreten mit dem Ziel einer eigennützigen Interessenvertretung. Soweit es um ihre "persönlichen" Belange geht, bedarf es nicht einer Vertretung der (gesamthänderisch verbundenen) Einzelinteressen der Gesellschafter, sondern findet eine unmittelbare Vertretung des Gesamthandsinteresses statt, weil diesem eigene Subjektivität zukommt.[25] So werden Sozietäten von Rechtsanwälten,[26] Ingenieuren,[27] Steuerberatern[28] oder Architekten,[29] aber auch ärztliche Gemeinschaftspraxen[30] teilweise wie ein Auftraggeber behandelt, wenn sie Honoraransprüche verfolgen (Aktivprozesse) oder sich gegen die Ansicht zur Wehr setzten, solche Ansprüche stünden ihnen nicht zu (Passivprozesse).[31] Gleiches gilt für sog. Vermietungsgesellschaften im Geschäftsleben, insbesondere wenn sie als Firma auftreten,[32] oder für Arbeitsgemeinschaften (Arge) von Bauunternehmen.[33]

[25] Zur Parteibezeichnung in diesen Fällen siehe Wertenbruch, NJW 2002, 324 und Kemke, NJW 2002, 2218. Unklar BGH 5.1.2004 – II ZB 22/02, AnwBl 2004, 251.
[26] Vgl. OLG Hamburg MDR 2012, 433; OLG Düsseldorf NJW-RR 2002, 645; OLG Düsseldorf Rpfleger 2000, 427 und JurBüro 1998, 142; OLG Koblenz JurBüro 1994, 729.
[27] OLG Hamm JurBüro 1986, 54; LG Hannover JurBüro 1986, 868.
[28] OLG Hamm 4.1.1996 – 23 W 205/95 (n.v.); OLG Hamm 26.8.1996 – 23 W 330/96 (n.v.).
[29] OLG Hamm JurBüro 1983, 225 m. Anm. Mümmler; OLG Nürnberg JurBüro 1979, 1007.
[30] OLG Köln RVGreport 2006, 264; SG Dortmund JurBüro 1995, 586 m. Anm. Hansens und JurBüro 1994, 731 m. Anm. Mümmler; OLG Köln JurBüro 1996, 80.
[31] OLG Hamm 10.8.2001 – 23 W 253/01 (n.v.); OLG Hamm 30.1.1997 – 23 W 514/96 (n.v.).
[32] BFH NJW 2004, 2774; OLG Hamm OLGR 1998, 348; OLG Hamm 20.8.2001 – 23 W 219/01 (n.v.); OLG Hamm 15.5.2000 – 23 W 194/00 (n.v.); a.A. wohl BGH 18.6.2002 – VIII ZB 6/02, NJW 2002, 2958.
[33] OLG Nürnberg NJW-RR 1997, 1286 und JurBüro 1983, 1656; a.A. OLG Koblenz JurBüro 1986, 556; die voraussichtliche Dauer des Zusammenschlusses ist für die maßgebliche Außenwirkung unerheblich und deshalb entgegen SchlHOLG JurBüro 1987, 1038 nicht beachtlich.

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