Rdn 2752

 

Literaturhinweise:

Burhoff, Die Abrechnung (förmlicher/formloser) Rechtsbehelfe im Straf- und Bußgeldverfahren, StRR 2012, 172

ders., Die Abrechnung (förmlicher/formloser) Rechtsbehelfe im Straf- und Bußgeldverfahren, RVGreport 2013, 212

ders., Klageerzwingungsverfahren: So rechnen Sie als Vertreter des Antragstellers ab, RVGprofessionell 2014, 216

ders., Klageerzwingungsverfahren: So rechnen Sie als Vertreter des Antragstellers mit "Einzelauftrag" ab, RVGprofessionell 2015, 14

ders., Klageerzwingungsverfahren – Das können Sie als Vertreter für Ihre anwaltliche Tätigkeit abrechnen, RVG­professionell 2015, 33

ders., Anwaltsvergütung für Tätigkeiten im sog. Klageerzwingungsverfahren, RVGreport 2016, 2

­Deckenbrock/Dötsch, Heilung durch sachliche Einlassung bei § 172 Abs. 1 StPO?, StraFo 2003, 372

Esser/Lubrich, Anspruch des Verletzten auf Strafverfolgung Dritter: Der Kunduz-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, StV 2017, 418

Kröpil, Zur Erledigung des Klageerzwingungsverfahrens bei Wiederaufnahme staatsanwaltlicher Ermittlungen, NStZ 2010, 558

Krumm, Begründungsanforderungen an den Klageerzwingungsantrag, StraFo 2011, 205

ders., Klageerzwingungsanträge richtig stellen, NJW 2013, 2948

ders., "Ganz schön schwer!" – Der Klageerzwingungsantrag in der Praxis, NJ 2016, 241

Schall, Der Verletzte im Klageerzwingungsverfahren bei Umweltdelikten, NStZ 2020, 569

Schemmel, Das Recht auf effektive Strafverfolgung bei rechtswidriger Zwangsfixierung Ermittlungsintensität und Kontrolldichte im Klageerzwingungsverfahren, NJW 2020, 671

Thode, Die Einstellungsbeschwerde im Strafverfahren, DRiZ 2007, 57

Würdinger, Die Zeitenwende im Klageerzwingungsverfahren, HRRS 2016, 29.

 

Rdn 2753

1.a) Das in den §§ 172 – 177 geregelte sog. Klageerzwingungsverfahren ist eine besondere Verfahrensart, die der Überprüfung der auf § 170 Abs. 2 beruhenden Einstellungsentscheidung der StA dient und damit das Legalitätsprinzip sichert (zum Zweck des Klageerzwingungsverfahrens Krumm StraFo 2011, 205; Schroth, Rn 190 ff.; Esser/Lubrich StV 2017, 418, 422). Das Anklagemonopol der StA wird dadurch aber nicht durchbrochen, da der Antragsteller nicht selbst Anklage erheben kann. Vielmehr kann er mit einem Klageerzwingungsverfahren nur erreichen, dass die StA zur Anklage gezwungen wird (vgl. BVerfG NJW 2002, 2859). Allerdings besteht nach dem GG grds. kein Anspruch auf Strafverfolgung (u.a. BVerfG NJW 2015, 150 [Gorch Fock]; NStZ-RR 2015, 117 [Tennessee Eisenberg]), aus der staatlichen Pflicht zum Schutz höchstpersönlicher Rechtsgüter folgt jedoch in bestimmten Fallgruppen ein Anspruch auf effektive Strafverfolgung (vgl. wegen der Einzelh. BVerfG, a.a.O.; NJW 2015, 150 [Gorch Fock]; 2015, 3550 [Kunduz]; NStZ-RR 2015, 117 [Tennessee Eisenberg]; 2015, 347 [Münchner Lokalderby], jew. m.w.N.; BVerfG, Beschl. v. 29.5.2019 – 2 BvR 2630/18; BVerfG, Beschl. v. 15.1.2020 – 2 BvR 1763/16, NJW 2020, 675; Beschl. v. 23.1.2020 – 2 BvR 859/17; Beschl. v. 25.10.2019 – 2 BvR 498/15, NStZ-RR 2020, 51; Beschl. v. 22.1.2021 – 2 BvR 757/17, NStZ-RR 2021, 148 [Ls.]; vgl. aber a. OLG Bremen StV 2018, 268 zum Prüfungsmaßstab im Klageerzwingungsverfahren; eingehend ­Würdinger HRRS 2016, 29 ff.; Esser/Lubrich StV 2017, 418; Daimagüler, Rn 589 ff.). Letztlich dient das Klageerzwingungsverfahren der Sicherung des Legalitätsprinzips (zum Zweck des Klageerzwingungsverfahrens Krumm StraFo 2011, 205; Esser/Lubrich StV 2017, 418, 422).

 

Rdn 2754

b)aa) Nach der Rspr. des BVerfG kann ein Anspruch auf Strafverfolgung ausnahmsweise ggf. aber bei erheblichen Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit und die Freiheit der Person in Betracht kommen (vgl. BVerfG NJW 2015, 150; 2015, 3500; NStZ-RR 2015, 117 [Ls.]; 2015, 347; Beschl. v. 25.10.2019 – 2 BvR 498/15; NStZ-RR 2020, 51; Beschl. v. 23.1.2020 – 2 BvR 859/17; s.a. noch BVerfG, Beschl. v. 23.3.2020 – 2 BvR 1615/16, NJW 2020, 1877;). In solchen Fällen stellt die wirksame Verfolgung von Gewaltverbrechen und vergleichbaren Straftaten eine Konkretisierung der staatlichen Schutzpflicht aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 u. S. 2 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 S. 2 GG dar (vgl. BVerfGK 17, 1, 5; NStZ-RR 2015, 117 [Ls.]) und ist damit ein wesentlicher Auftrag des rechtsstaatlichen Gemeinwesens (vgl. BVerfG, Beschl. v. 15.1.2020 – 2 BvR 1763/16, NJW 2020, 675 m.w.N.).

 

Rdn 2755

bb) Das BVerfG (vgl. zuletzt BVerfG, Beschl. v. 15.1.2020 – 2 BvR 1763/16, NJW 2020, 675 m.w.N. und Beschl. v. 23.1.2020 – 2 BvR 859/17) hat zum Bestehen des Rechts auf effektive Strafverfolgung unterschiedliche Fallgruppen entwickelt und den Inhalt des damit verbundenen Anspruchs näher konturiert (wegen der Einzelh. BVerfG, a.a.O.), und zwar wie folgt:

Ein Anspruch auf effektive Strafverfolgung besteht dort, wo der Einzelne nicht in der Lage ist, erhebliche Straftaten gegen seine höchstpersönlichen Rechtsgüter – insbesondere Leben, körperliche Unversehrtheit und Freiheit der Person – abzuwehren, und ein Verzicht auf die effektive Verfolgung solcher Taten zu einer Erschütterung des Vertraue...

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