Rz. 7

Unpfändbar sind höchstpersönliche Ansprüche:

  • Anspruch auf Beratungsleistungen (BGH, WM 2013, 572 = ZIP 2013, 586 = ZInsO 2013, 547; vgl. auch Rn. 6 "Dienstleistungsansprüche");
  • Ehelicher Unterhaltsanspruch gem. § 1360a BGB (LG Frankenthal, NJW-RR 2001, 1012; LG Braunschweig, Rpfleger 1997, 394); Ausnahme: bei Sonderbedarf wie z. B. einer notwendigen ärztlichen Behandlung ist für den Gläubiger, d. h. den behandelnden Arzt, pfändbar, wg. dessen Forderung der Sonderbedarf entstanden ist (LG Frankenthal, NJW-RR 2001, 1012; LG Frankenthal, InVo 2000, 393);
  • Taschengeldanspruch (str. vgl. § 850b Rz. 14); zur Unpfändbarkeit eines Taschengeldanspruch eines Maßregelvollzugspatienten nach § 14 Abs. 4 MRVG NRW vgl. LG Kleve, RuP 2009, 161
  • Ansprüche des Schuldners ggü. seinem Ehegatten auf Mitwirkung zur gemeinsamen Steuerveranlagung und Unterzeichnung der Steuererklärung (LG Hechingen, FamRZ 1990, 1127);
  • das Recht auf Ausschlagung der Erbschaft (LG Hildesheim, NdsRpfl 2009, 186 = FamRZ 2009, 1440);
  • Ansprüche auf Abruf des Bankkunden gegen das Kreditinstitut aus einem vereinbarten Dispositionskredit ("offene Kreditlinie"); nicht aber soweit der Kunde den Kredit in Anspruch nimmt (BGH, InVo 2001, 291);
  • Recht zur Zurücknahme hinterlegter Gegenstände (§ 377 Abs. 1 BGB);
  • Vorkaufsrecht nach § 473 BGB oder § 1094 Abs. 1 BGB, falls die Übertragbarkeit nicht bes. vereinbart ist (RGZ 148, 105);
  • Recht auf Herabsetzung einer Vertragsstrafe;
  • Befugnis, eine günstigere Lohnsteuerklasse zu wählen (Stein/Jonas/Brehm, § 857, Rn. 9);
  • die Kompetenz zur Abtretung einer Forderung (MünchKomm/ZPO-Smid, § 857, Rn. 10).
  • Bei einer Lebensversicherung auf den Todesfall kann ein Gläubiger des Versicherungsnehmers schon zu dessen Lebzeiten die Versicherungssumme pfänden und das Bezugsrecht eines Dritten widerrufen (BGH, NJW 2003, 1858 = Vollstreckung effektiv 2007, 88 = Rpfleger 2003, 372 = ZIP 2003, 1217 = InVo 2003, 284 = KTS 2003, 480 = KKZ 2004, 40 = WM 2003, 940).
  • Das Recht aus einem Vertragsangebot kann jedenfalls dann gepfändet werden, wenn dem Angebotsempfänger die Befugnis eingeräumt ist, jenes Recht an einen Dritten abzutreten (BGH, NJW 2003, 1858 = Vollstreckung effektiv 2007, 88 = Rpfleger 2003, 372 = ZIP 2003, 1217 = InVo 2003, 284 = KTS 2003, 480 = KKZ 2004, 40 = WM 2003, 940; RGZ 111, 46).
  • Wird ein zukünftiger Rentenansprüche gepfändet, so wird das Rentenauskunftsrecht nach § 109 SGB VI, welches kein höchstpersönliches Recht ist, als unselbstständiges Neben- bzw. Hilfsrecht durch den Pfändungs- und Überweisungsbeschluss mitgepfändet und überwiesen (AG Diepholz, JurBüro 1998, 159; AG Heidelberg, JurBüro 1998, 159; AG Spaichingen, JurBüro 1998, 159; AG Sinsheim, JurBüro 1998, 159).
  • Die vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einem Individualbeschwerdeführer zugesprochene Entschädigung wegen der durch eine Menschenrechtsverletzung infolge überlanger Verfahrensdauer erlittenen immateriellen Schäden (BGH, ZIP 2012, 34 = WM 2012, 46 = DB 2012, 110 = ZInsO 2012, 77 = MDR 2012, 188 = NJW 2012, 678; BGH, BGHZ 56, 228 = NJW 1971, 1750 = MDR 1971, 743 = WM 1971, 933 = BB 1971, 889; KG Berlin, ZIP 2009, 1873 = ZInsO 2009, 1812 = KGR Berlin 2009, 953); allerdings gilt, dass Ansprüche wegen immaterieller Schäden seit 1.7.1990 uneingeschränkt übertragbar und pfändbar sind, nachdem durch das Gesetz zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuchs und anderer Gesetze vom 14.3.1990 (BGBl. I S. 478) § 847 Abs. 1 Satz 2 BGB a. F. mit Wirkung ab 1.7.1990 gestrichen worden war. Es ist deshalb allgemein anerkannt, dass Schmerzensgeldansprüche pfändbar sind. Dies gilt auch für Ansprüche gegen die Katholische Kirche, soweit sie auf den Ersatz immaterieller Schäden gerichtet sind (BGH, WM 2014, 1141 = ZInsO 2014, 1213 = ZIP 2014, 1235 = ZVI 2014, 275 = MDR 2014, 861 = NZI 2014, 656 = Streit 2014, 72 = Verbraucherinsolvenz aktuell 2014, 60).
  • Hat der Schuldner ein Grundstück unentgeltlich auf seine Ehefrau übertragen, sich jedoch das Recht vorbehalten, es jederzeit ohne Angabe von Gründen zurückzuverlangen, kann ein Gläubiger dieses Recht des Schuldner jedenfalls zusammen mit dem künftigen oder aufschiebend bedingten und durch eine Vormerkung gesicherten Rückauflassungsanspruch pfänden und sich zur Einziehung überweisen lassen (BGH, NJW 2003, 1858 = Vollstreckung effektiv 2007, 88 = Rpfleger 2003, 372 = ZIP 2003, 1217 = InVo 2003, 284 = KTS 2003, 480 = KKZ 2004, 40 = WM 2003, 940). Die Pfändbarkeit eines Rückübertragungsanspruchs zu verlangen, ist nicht etwa wg. dessen Unveräußerlichkeit ausgeschlossen (§§ 851 Abs. 1, 857 Abs. 1). Das vereinbarte Recht ähnelt dem Wiederkaufsrecht (§ 456 BGB) oder einem Aneignungsrecht. Diese Rechte, bei denen es sich ebenfalls um selbstständige Gestaltungsrechte handelt, sind ohne weiteres übertragbar. Die Bevollmächtigung des Grundstückserwerbers durch den Verkäufer, die Auflassung zur Durchführung des dinglichen Vertrages zu erklären und alle notwendigen Erklärungen ggü. dem Grundbuchamt abzugeben bzw. entgegenzunehmen, ist a...

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