Die Ausschließung oder Ablehnung einer Gerichtsperson hat zur Folge, dass die betreffende Person von der Ausübung seines Amtes ausgeschlossen ist und sich vom weiteren Verfahren fernhalten muss. Von Gesetzes wegen können jedoch nur "Gerichtspersonen" vom Verfahren ausgeschlossen sein; auch können nur sie wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden (§§ 6 Abs. 1 FamFG, 41 ff. ZPO). "Gerichtspersonen" sind in erster Linie der Richter und, über die Verweisungskette in §§ 30 FamFG, 406 Abs. 1, 41 ff. ZPO, der Sachverständige. Der Verfahrensbeistand ist dagegen von vornherein keine Gerichtsperson, sondern als Verfahrensbeteiligter ein einseitiger Interessenvertreter des Mandanten/Kindes, der weder den Weisungen des Kindes oder eines Verfahrensbeteiligten noch der Aufsicht des Gerichts unterliegt.[1] Er nimmt seine Aufgabe eigenständig und unabhängig wahr und ist deshalb – anders als das Gericht oder ein Sachverständiger – nicht zur Objektivität und Neutralität verpflichtet.[2] Er kann deshalb auch nicht abgelehnt werden. Das war bereits unter der Geltung von § 50 FGG, der Vorgängervorschrift zu § 158 FamFG, allgemein anerkannt[3] und daran hat sich seither nichts geändert. Unmittelbar verständlich wird das, wenn man sich Funktion und Aufgabe des Verfahrensbeistands als Sachwalter der Interessen des Kindes im Kindschaftsverfahren – des "Anwalts des Kindes" – vor Augen führt. Genauso wenig wie es möglich ist, einen Rechtsanwalt wegen Befangenheit abzulehnen, ist es möglich, den Verfahrensbeistand als befangen abzulehnen. Ein Befangenheitsantrag kann daher niemals zur Entpflichtung eines Verfahrensbeistands führen, sondern ist als unbegründet zurückzuweisen.[4]

[1] Vgl. OLG Hamburg, Beschl. v. 14.4.2016 – 12 UF 140/15, FamRZ 2016, 1694 (Rn 6); KG, Beschl. v. 5.4.2012 – 17 UF 50/12, FamRZ 2013, 46 (LS; bei juris Rn 38) sowie bereits BVerfG, Beschl. v. 29.10.1998 – 2 BvR 1206/98, BVerfGE 99, 145 = FamRZ 1999, 85 (Rn 61).
[3] Vgl. OLG München, Beschl. v. 22.7.2004 – 17 WF 1219/04, FamRZ 2005, 635 (Rn 6); OLG Celle, Beschl. v. 19.2.2003 – 15 WF 36/03, FGPrax 2003, 128 (Rn 3) sowie Bode, Praxishandbuch Anwalt des Kindes (2004), S. 61.
[4] Vgl. OLG Saarbrücken, Beschl. v. 27.11.2018 – 6 UF 120/18, NJW-RR 2019, 327 (Rn 19); OLG Hamburg, Beschl. v. 14.4.2016 – 12 UF 140/15, FamRZ 2016, 1694 (Rn 6) sowie ergänzend auch OLG Braunschweig, Beschl. v. 27.8.2018 – 2 UF 57/18, FamRZ 2019, 119 (Rn 95) und aus der Literatur u.a. Thomas/Putzo/Hüßtege, ZPO (41. Aufl. 2020), § 158 FamFG Rn 11; Salgo/Lack/Bauer, Verfahrensbeistandschaft (4. Aufl. 2020) Rn 269; Völker/Clausius, Sorge- und Umgangsrecht (7. Aufl. 2016), § 5 Rn 41; Büchner, NZFam 2019, 234 (234).

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