Praxisleitfaden mit CD-ROM und Online Service Sebastian Kottke/Jasmin Zahran (Hrsg.)6. Aufl. 2018, Deubner Verlag, geb., 1437 Seiten, ISBN 978-3-88606-910-1198 EUR

Der hier vorzustellende Band gehört zu den eher weniger bekannten familienrechtlichen Werken. Dies allerdings völlig zu Unrecht, weil das Handbuch qualitativ sehr hochwertig ist und ein innovatives Konzept verfolgt: Es ist – der Titel bringt das deutlich zum Ausdruck – ein Arbeitsbuch für den Familienrechtsanwalt. In insgesamt 21 Kapiteln wird das "Handwerkszeug" des Familienrechtspraktikers ausführlich dargestellt und zwar getrennt nach den einzelnen familienrechtlichen Schwerpunktbereichen von Ehescheidung, Ehevertrag, Unterhalt über elterliche Sorge und Umgang, Versorgungsausgleich, Güterrecht, Ehewohnung/Eigenheim, Gewaltschutz bis hin zum internationalen Familienrecht, Abstammung sowie Beratungshilfe/Verfahrenskostenhilfe. Ergänzt wird der Themenkatalog durch wichtige "Schnittstellenthemen" zum Erb- und Steuerrecht, einem gesonderten Abschnitt zur Mediation sowie einem eigenen Kapitel zu "Wiederverheiratung und Patchworkfamilien". Abgerundet wird das Werk durch zwei anwaltsspezifische Beiträge zur "Familienrechtskanzlei"; nämlich einem gehaltvollen Überblick über die Besonderheiten bei der Führung eines familienrechtlichen Mandats und dem Abschnitt "Die typischen Mandanten-Fragen in der familienrechtlichen Beratung"; ein Kapitel, in dem der Stoff aus der Sicht des Mandanten aufbereitet wird und Antworten auf dessen Fragen an die Anwältin, den Anwalt gegeben werden – für die Beratung sicher sehr praktisch.

Bearbeitet wird der umfangreiche Band von einem 12-köpfigen Autorenteam, das mehrheitlich aus Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten bzw. Fachanwälten für Familienrecht besteht, ergänzt um drei erfahrene, langjährige Familienrichter.

Die Besonderheit des vorliegenden Bandes, der ihn von vielen anderen Werken – einschließlich der speziellen anwaltsrechtlichen Literatur – unterscheidet, ist die Art und Weise, wie der Stoff in den einzelnen Kapiteln aufbereitet wird: Hier finden sich keine lehrbuchhaften, nach materiellem Recht und Verfahrensrecht differenzierenden Ausführungen, sondern die Darstellung geht außerordentlich lebensnah vor, nämlich so, wie der Sachverhalt dem Anwalt in der Beratung präsentiert wird – die Mandatssituation wird Schritt für Schritt nachgezeichnet und vor allem wird auch immer wieder auf das Zusammenspiel zwischen Anwalt, Mandant und Kanzleipersonal hingewiesen. Auch die "psychologischen Aspekte" werden berücksichtigt. Das Kapitel Scheidung beginnt daher auch mit sehr deutlichen Warnhinweisen, wie zu verfahren ist, wenn beide Ehegatten vom Rechtsanwalt gemeinsam zu Trennung und Scheidung beraten und vertreten werden wollen. Entsprechend praxisgerecht geht es weiter zum Getrenntleben – auch hier wird nicht gespart mit klaren, praxiserprobten Hinweisen beispielsweise auf die Risiken, die drohen, wenn falsche Angaben zum Trennungszeitpunkt gemacht werden. Tatsächlich wird den Ausführungen regelmäßig ein Mustersachverhalt vorangestellt, der durch Checklisten ergänzt und dann, unterfüttert durch zahlreiche Praxistipps, nach und nach abgearbeitet wird, bis die Darstellung am Schluss schließlich in die entsprechenden Antragsmuster mündet: Das erscheint durchaus effizient, praxisgerecht und erleichtert sicher viel Arbeit. In Themenbereichen wie beispielsweise dem Unterhaltsrecht lässt sich dieses Schritt-für-Schritt-Voranschreiten natürlich nicht in einer derartigen Breite und Tiefe durchhalten. Aber die Autorinnen und Autoren sind auch hier bemüht, den Stoff in den vorangestellten Einführungen bewusst praxisgerecht darzubieten; etwa, dass den Ausführungen umfangreiche Schilderungen von "Mandatssituationen" beigegeben werden, in denen aufgezeigt wird, wie der Stoff sachgerecht in konkrete Schriftsätze und Antragsmuster umgesetzt werden kann; dies alles zusätzlich unterlegt durch zahlreiche Praxishinweise. Ergänzt wird das durch umfangreiche Checklisten, die dazu beitragen sollen, dass in der anwaltlichen Beratung keine Punkte übersehen werden. Weitergehende Nachweise zur Vertiefung sind in den Fließtext eingearbeitet und beziehen sich mehrheitlich auf Belegstellen aus der Rechtsprechung.

In inhaltlicher Hinsicht soll ein Kapitel, der von Jörg-Michael Dimmler bearbeitete Abschnitt zum Internationalen Familienrecht, besonders hervorgehoben werden: Die Ausführungen sind außerordentlich gelungen. Die ausgesprochen schwierige, zumeist tief verästelte und unübersichtliche Thematik wird in hervorragender, stringenter, übersichtlicher und gut nachvollziehbarer Weise unter Einbeziehung zahlreicher Beispiele so aufbereitet, so dass auch ein Familienrechtler, der nicht ständig im "Dschungel des IPR/IZPR" unterwegs ist, in die Lage versetzt wird, auf diesem schwierigen Gebiet erste Schritte zu unternehmen. Wie der Stoff in der Praxis angewandt wird, wird anhand der Scheidung einer Ehe türkischer Staatsangehöriger ausführlich dargestellt, wobei...

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