Entscheidungsstichwort (Thema)

Vorlage zur Vorabentscheidung. Öffentliche Aufträge und Niederlassungsfreiheit. Konzessionen von wirtschaftlichem Interesse in Bezug auf im öffentlichen Eigentum stehende Güter am Meer, an Seen und an Flüssen. Automatische Verlängerung. Kein Ausschreibungsverfahren

 

Normenkette

AEUV Art. 49; Richtlinie 2006/123/EG Art. 12

 

Beteiligte

Promoimpresa

Promoimpresa Srl

Mario Melis u. a

Regione Lombardia

Consorzio dei Comuni della Sponda Bresciana del Lago di Garda e del Lago di Idro

Comune di Loiri Porto San Paolo

Provincia di Olbia Tempio

 

Tenor

1. Art. 12 Abs. 1 und 2 der Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist dahin auszulegen, dass er einer nationalen Maßnahme wie der im Ausgangsverfahren streitigen entgegensteht, die vorsieht, dass laufende Konzessionen, die in Bezug auf im öffentlichen Eigentum stehende Güter am Meer und an Seen zum Zweck der Ausübung von Touristik- und Freizeittätigkeiten erteilt worden sind, automatisch verlängert werden, ohne dass ein Verfahren zur Auswahl der Bewerber stattgefunden hat.

2. Art. 49 AEUV ist dahin auszulegen, dass er nationalen Rechtsvorschriften wie den im Ausgangsverfahren streitigen entgegensteht, die vorsehen, dass laufende Konzessionen, die in Bezug auf im öffentlichen Eigentum stehende Güter zum Zweck der Ausübung von Touristik- und Freizeittätigkeiten erteilt worden sind, automatisch verlängert werden, soweit an diesen Konzessionen ein eindeutiges grenzüberschreitendes Interesse besteht.

 

Tatbestand

In den verbundenen Rechtssachen

betreffend Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 267 AEUV, eingereicht vom Tribunale amministrativo regionale per la Lombardia (Verwaltungsgericht für die Region Lombardei, Italien) und vom Tribunale amministrativo regionale per la Sardegna (Verwaltungsgericht für die Region Sardinien, Italien) mit Entscheidungen vom 5. März 2014 bzw. 28. Januar 2015, beim Gerichtshof eingegangen am 3. Oktober 2014 bzw. 12. Februar 2015, in den Verfahren

Promoimpresa Srl (C-458/14)

gegen

Consorzio dei Comuni della Sponda Bresciana del Lago di Garda e del Lago di Idro,

Regione Lombardia

und

Mario Melis u. a. (C-67/15)

gegen

Comune di Loiri Porto San Paolo,

Provincia di Olbia Tempio,

Beteiligte:

Alessandro Piredda u. a.,

erlässt

DER GERICHTSHOF (Fünfte Kammer)

unter Mitwirkung des Kammerpräsidenten J. L. da Cruz Vilaça (Berichterstatter), des Vizepräsidenten des Gerichtshofs A. Tizzano in Wahrnehmung der Aufgaben eines Richters der Fünften Kammer, der Richter A. Borg Barthet und E. Levits sowie der Richterin M. Berger,

Generalanwalt: M. Szpunar,

Kanzler: L. Carrasco Marco, Verwaltungsrätin,

aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die mündliche Verhandlung vom 3. Dezember 2015,

unter Berücksichtigung der Erklärungen

  • der Promoimpresa Srl, vertreten durch E. Vaglio, R. Righi und E. Nesi, avvocati,
  • des Consorzio dei Comuni della Sponda Bresciana del Lago di Garda e del Lago di Idro, vertreten durch M. Ballerini und C. Cerami, avvocati,
  • der Regione Lombardia, vertreten durch M. Tamborino, avvocato,
  • von Mario Melis u. a., vertreten durch B. Ballero, A. Capacchione, F. Ballero und S. Ballero, avvocati,
  • der Comune di Loiri Porto San Paolo, vertreten durch G. Longheu, avvocato,
  • der Provincia di Olbia Tempio, vertreten durch G. Cosseddu und F. Melis, avvocati,
  • von Alessandro Piredda u. a., vertreten durch S. Carboni und S. Dessy, avvocati,
  • der italienischen Regierung, vertreten durch G. Palmieri als Bevollmächtigte im Beistand von P. Garofoli, avvocato dello Stato, und von L. Serena-Ross als Sachverständige,
  • der tschechischen Regierung, vertreten durch M. Smolek, J. Vláčund T. Müller als Bevollmächtigte,
  • der griechischen Regierung, vertreten durch K. Nasopoulou als Bevollmächtigte,
  • der niederländischen Regierung, vertreten durch J. Langer als Bevollmächtigten,
  • der Europäischen Kommission, vertreten durch G. Conte, A. Tokár und E. Montaguti als Bevollmächtigte,

nach Anhörung der Schlussanträge des Generalanwalts in der Sitzung vom 25. Februar 2016

folgendes

Urteil

 

Entscheidungsgründe

Rz. 1

Die Vorabentscheidungsersuchen betreffen die Auslegung von Art. 12 der Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt (ABl. 2006, L 376, S. 36) sowie der Art. 49, 56 und 106 AEUV.

Rz. 2

Sie ergehen in zwei Rechtsstreitigkeiten. Im ersten Rechtsstreit (C-458/14) streiten die Promoimpresa Srl einerseits und das Consorzio dei Comuni della Sponda Bresciana del Lago di Garda e del Lago di Idro (Konsortium der Ufergemeinden des Garda- und des Idrosees in der Provinz Brescia, im Folgenden: Konsortium) und die Regione Lombardia (Region Lombardei, Italien) andererseits über die Entscheidung des Konsortiums, Promoimpresa die Verlängerung einer Konzession zu verweigern, über die diese zum Zweck der Nutzung eines im öffentlichen Eigentum stehenden Geländes verfügte, sowie über die Entscheidung der Giunta Regionale Lombardia (Regio...

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