Das nach den VOen auf den ehelichen Güterstand/die güterrechtlichen Wirkungen einer eingetragenen Partnerschaft anzuwendende Recht regelt nach Art. 27 der VOen (Reichweite des Güterstatuts) "unter anderem" (d. h. nicht abschließend – sog. benannte Bereiche)[438]

die Einteilung des Vermögens eines oder beider Ehegatten/eines oder beider Partner in verschiedene Kategorien während und nach der Ehe/eingetragenen Partnerschaft (Buchst. a[439] – bspw. der Aspekt, "welche verschiedenen Gütermassen [Gesamtgut, Vorbehaltsgut, Eigengut etc.] existieren")[440],
die Übertragung von Vermögen von einer Kategorie in die andere (Buchst. b)[441],
die Haftung des einen Ehegatten/Partners für die Verbindlichkeiten und Schulden des anderen (Buchst. c)[442],
die Befugnisse, Rechte und Pflichten eines oder beider Ehegatten/eines oder beider Partner in Bezug auf das Vermögen (Buchst. d[443] – etwa Verwaltungsbefugnisse eines oder beider Ehegatten/Partner [bspw. §§ 1422 ff BGB], Zustimmungserfordernisse [z. B. §§ 1365, 1369 BGB] oder die im Rahmen einer Verwaltung maßgeblichen Sorgfaltspflichten)[444],
die Auflösung des ehelichen Güterstands und die Teilung, Aufteilung oder Abwicklung des Vermögens/die Teilung, Aufteilung oder Abwicklung des Vermögens bei Auflösung der eingetragenen Partnerschaft (Buchst. e[445] – Vermögensauseinandersetzung nach der Ehe/eingetragenen Partnerschaft)[446],
die Wirkungen des ehelichen Güterstands/der güterrechtlichen Wirkungen der eingetragenen Partnerschaft auf ein Rechtsverhältnis zwischen einem Ehegatten und Dritten/Partner und Dritten (Drittwirkungen – Buchst. f)[447] und
die materielle Wirksamkeit einer Vereinbarung über den ehelichen Güterstand/über die güterrechtlichen Wirkungen einer eingetragenen Partnerschaft (Buchst. g)[448], wobei in Bezug auf die Form jedoch die Sonderregelung des Art. 25 der VOen gilt.

In Bezug auf eine Reihe von in Art. 27 EuEheGüVO nicht ausdrücklich benannten Bereichen kann die Anwendbarkeit des Güterrechtsstatuts hingegen fraglich sein – bspw. im Hinblick auf die Braut- und Morgengabe[449] (des islamischen Rechts)[450], Schenkungen zwischen den Ehegatten[451] (ebenso wie unbenannte Schenkungen[452] oder Schenkungsverbote zwischen den Ehegatten[453]) sowie Ehegattengesellschaften.[454]

[438] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 89.
[439] Dazu näher Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 364; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 5 ff. Zu den Vermögenskategorien auch BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 1.
[440] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 90.
[441] Dazu näher BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 2; Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 365; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 10.
[442] Näher Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 366; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 11 f.
[443] Dazu BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 3 f; Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 367; näher auch NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 13.
[444] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 92.
[445] Dazu näher BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 5; Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 368; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 14 ff.
[446] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 93.
[447] Dazu näher BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 6; Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 369; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 19 f.
[448] Näher BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 27 EuGüVO Rn 7; Hausmann, Internationales und Europäisches Familienrecht, B Rn 370; NK-BGB/Sieghörtner, Art. 27 EuGüVO/EuPartVO Rn 21 ff.
[449] Zu dieser Ring/Olsen-Ring, IPR, 2. Aufl. 2017, Rn 389.
[450] Für die das Güterstatut (das für alle vermögensrechtlichen Fragen zwischen den Ehegatten gelten soll) maßgeblich sein soll: MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 97.
[451] Anwendbarkeit der EuEheGüVO: MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 98. Zu unentgeltlichen Zuwendungen auch BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 1 EuGüVO Rn 46.
[452] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 98 unter Bezugnahme auf Mayer, IPRax 2016, 353, 355 und Wedemann, IPRax 2016, 252, 257.
[453] MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 99.
[454] Unterfallen (entgegen der vormaligen Judikatur zu ex Art. 14 EGBGB) dem Güterstatut (und nicht dem Vertragsstatut): so MüKo-BGB/Looschelders, EuGüVO Rn 100; Mayer, IPRax 2016, 253, 255 – arg.: Art. 3 Abs. 1 Buchst. a EuEheGüVO gehe von einem weiten Begriff des "ehelichen Güterstandes" aus – und Ehegatteninnengesellschaften hätten einen engen Bezug zum Güterrecht, wohingegen Ehegattengesellschaften, die nach außen in Erscheinung treten, der Geltung des Gesellschaftsstatuts unterfallen sollen. Vgl. auch BeckOK-BGB/Wiedemann, Art. 1 EuGüVO Rn 49 ff.

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