3. a) Der Streitwert des Beschwerdeverfahrens bestimmt sich nach den Anträgen des Rechtsmittelführers (§ 47 Abs. 1 GKG). Deren Wert ist in wohnungseigentumsrechtlichen Verfahren nach § 49a GKG zu ermitteln; das gilt auch dann, wenn Rechtsmittelführer, wie hier, die beklagte Partei ist (vgl. Senat, Beschl. v. 17.11.2016 – V ZB 86/16, NJW-RR 2017, 584 Rn 5; a.A. OLG Köln ZWE 2010, 275, 276; Suilmann, in: Jennißen, WEG, 5. Aufl., § 49a GKG Rn 15b).

b) Gem. § 49a Abs. 1 S. 1 GKG ist der Streitwert auf 50 % des Interesses der Parteien und aller Beigeladener festzusetzen. Nach § 49a Abs. 1 S. 2 Halbs. 1 GKG darf er das Interesse des Klägers und der auf seiner Seite Beigetretenen an der Entscheidung nicht unterschreiten. Auf dieser Grundlage beträgt der Streitwert einer Klage auf Erteilung der Zustimmung zur Veräußerung des Wohnungseigentums nach § 12 Abs. 3 WEG in der Regel 20 % des Verkaufspreises des Wohnungseigentums.

aa) Wie das Interesse des klagenden Wohnungseigentümers auf Erteilung einer Zustimmung gem. § 12 Abs. 3 WEG zu bewerten ist, wird allerdings unterschiedlich beurteilt. Nach einer Ansicht ist der Verkaufspreis des Wohnungseigentums maßgeblich (OLG München ZWE 2014, 335 [= AGS 2014, 414]; OLG Hamm MDR 2015, 938 [= AGS 2015, 577]; LG Frankfurt WuM 2016, 315 f.; LG Itzehoe, ZMR 2016, 331; Suilmann, in: Jennißen, WEG, 5. Aufl., § 49a GKG Rn 13, Niedenführ, in: Niedenführ/Vandenhouten, WEG, 12. Aufl., § 49a GKG Rn 62; Spielbauer/Then, WEG, 3. Aufl., § 49a Rn 19 "Zustimmung zur Veräußerung gem. § 12"; BeckOK KostR/Toussaint, Stand 15.11.2017, § 49a GKG Rn 58; Monschau, in: Schneider/Herget, Streitwertkommentar, 14. Aufl., Rn 6396a; Müller, Praktische Fragen des Wohnungseigentumsrechts, 6. Aufl., Rn 236; Zöller/Herget, ZPO, 32. Aufl., § 3 Rn 16 "Wohnungseigentum"). Nach anderer Ansicht ist lediglich ein Bruchteil von 10 % bis 20 % des Kaufpreises anzusetzen (vgl. KG, Grundeigentum 2017, 1228; Hügel/Elzer, WEG, 2. Aufl., Nach § 50 Rn 13 "Veräußerungszustimmung"; BeckOK WEG/Elzer, Stand 1.10.2017, § 43 Rn 223 "Veräußerungszustimmung"; Riecke/Schmid/Schneider, WEG, 4. Aufl., § 12 Rn 163; Hartmann, KostG, 47. Aufl., §§ 49a, 50 GKG Rn 11 "Veräußerung"; zu § 30 KostO a.F. vgl. OLG Frankfurt NZM 2009, 624; OLG Celle, ZWE 2011, 93, 94).

bb) Richtigerweise ist das Interesse des klagenden Wohnungseigentümers an der Erteilung der Zustimmung zur Veräußerung des Wohnungseigentums in der Regel mit 20 % des Verkaufspreises des Wohnungseigentums zu bemessen. Durch die Verweigerung der Zustimmung wird die Veräußerung nicht allgemein verhindert, sondern grds. nur verzögert, bis die Erteilung der Zustimmung im Klageweg durchgesetzt wird oder der Wohnungseigentümer einen Erwerber findet, gegen den kein wichtiger Grund spricht. Der Nachteil des Wohnungseigentümers, der veräußern will, liegt daher grds. nur in der Verzögerung der Veräußerung bzw. ggfs. in einem geringen Verkaufspreis. Dieser Nachteil entspricht nicht dem Kaufpreis, sondern ist mit einem Bruchteil davon zu bewerten, den der Senat in der Regel – und so auch hier – auf 20 % schätzt.

Etwas anderes folgt nicht daraus, dass sich der Geschäftswert für das Verfahren auf Ersetzung der Zustimmung des Grundstückseigentümers zur Veräußerung des Erbbaurechts (§ 5 Abs. 1, § 7 Abs. 3 ErbbauRG) nach dem Wert des zugrundeliegenden Geschäfts bemisst (§ 60 Abs. 1 GNotKG), der durch den Kaufpreis (§ 47 GNotKG) bzw. nach § 97 Abs. 3 GNotKG durch den höheren Wert des Erbbaurechts (§ 49 Abs. 2 GNotKG) bestimmt wird (zu letzterem vgl. Senat, Beschl. v. 13.7.2017 – V ZB 186/15, ZfIR 2017, 739 Rn 30). § 60 Abs. 1 GNotKG stellt eine spezielle Vorschrift für die Bemessung des Geschäftswerts in Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit für Gerichte und Notare dar, deren Gegenstand die Genehmigung oder Ersetzung einer Erklärung oder die Genehmigung eines Rechtsgeschäfts ist. Zwar ist § 12 Abs. 1 WEG der Vorschrift des § 5 Abs. 1 ErbbauRG nachgebildet (vgl. Senat, Beschl. v. 29.6.2017 – V ZB 144/16, ZfIR 2017, 782 Rn 20). Eine Heranziehung des § 60 Abs. 1 GNotKG für die Bewertung des Streitwerts nach § 49a GKG in wohnungseigentumsrechtlichen Verfahren, die seit der Reform durch das Gesetz zur Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes und anderer Gesetze v. 26.3.2007 (BGBl I, 370) der Zivilprozessordnung unterliegen, scheidet aber wegen der unterschiedlichen Gebührenstruktur des Gerichts- und Notarkostengesetzes (GNotKG) und des Gerichtskostengesetzes (GKG) aus.

cc) Das Interesse der Kläger beträgt danach 148.700,00 EUR (20 % von 743.500 EUR) und bildet die Untergrenze für den Gegenstandswert (§ 49a Abs. 1 S. 2 GKG). Das fünffache Interesse der Beklagten, die Zustimmung aus wichtigem Grund zu versagen, überschreitet diesen Wert nicht; die Grenzen des § 49a Abs. 1 S. 3 und Abs. 2 GKG sind gewahrt.

AGS 5/2018, S. 225 - 226

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