Die zulässige Gegenvorstellung hat Erfolg.

1. Der Gebührenstreitwert einer Klage des Mieters auf Feststellung, die Miete sei gemindert, ist gem. § 48 Abs. 1 S. 1 GKG, §§ 3, 9 ZPO mit dem dreieinhalbfachen Jahresbetrag der geltend gemachten Mietminderung zu bemessen. Dies entsprach bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des Kostenrechts (KostRMoG) v. 5.5.2004 (BGBl I, S. 718) der Rspr. des BGH (BGH, Beschl. v. 21.9.2005 – XII ZR 256/03, NJW-RR 2006, 16 unter II 3 [= AGS 2006, 143]; vgl. BGH, Beschl. v. 17.3.2004 – XII ZR 162/00, NZM 2004, 423 unter II 1 d [= AGS 2004, 249] und gilt entgegen einer teilweise vertretenen Ansicht auch nach der Erstreckung des § 41 Abs. 5 GKG auf Ansprüche des Mieters wegen der Durchführung von Instandsetzungsmaßnahmen (vgl. BGH, Beschl. v. 20.4.2005 – XII ZR 248/04, NJW-RR 2005, 938 unter II 1 a).

a) In Rspr. und Lit. ist allerdings umstritten, ob der Gebührenstreitwert einer Klage des Mieters auf Feststellung, die Miete sei gemindert, in direkter oder analoger Anwendung des § 41 Abs. 5 GKG in der Fassung des Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes auf den einfachen Jahresbetrag der geltend gemachten Minderung beschränkt wird. Ein Teil der Rspr. und Lit. befürworten insbesondere mit Blick auf den sozialen Zweck des § 41 Abs. 5 GKG, der sicherstellen soll, dass ein Mieter nicht durch zu hohe Gerichtsgebühren von einer gerichtlichen Prüfung abgehalten wird, eine direkte (OLG Hamburg OLGR 2009, 707, 708) oder jedenfalls analoge Anwendung dieser Vorschrift (KG WuM 2014, 155; MDR 2012, 1085 f. [= AGS 2014, 73]; KG KGR 2009, 760, 761 [= AGS 2009, 600]; Beschl. v. 26.8.2010 – 8 W 38/10, juris Rn 3 ff. [zur Gewerberaummiete] [= AGS 2010, 550]; OLG Saarbrücken, Urt. v. 8.5.2013 – 2 U 3/13, juris Rn 46; OLG Brandenburg, Urt. v. 10.6.2009 – 3 U 169/08, juris Rn 29; OLG Düsseldorf OLGR 2009, 645, 646 f. [= AGS 2009, 496]; Meyer, GKG/FamGKG, 15. Aufl., § 41 Rn 33; Schneider/Herget/Noethen, Streitwertkommentar, 14. Aufl., Rn 2373; BeckOK-BGB/Ehlert, Stand Mai 2014, § 536 Rn 114; BeckOK- MietR/Schüller, Stand Dezember 2015, § 536 BGB Rn 20; BeckOK- KostR/Schindler, Stand Februar 2016, § 41 GKG Rn 43, 47; Woitkewitsch, ZMR 2005, 840).

Andere Stimmen in Rspr. und Lit. lehnen demgegenüber eine Anwendung des § 41 Abs. 5 GKG auf den Fall der auf Feststellung einer Mietminderung gerichteten Klage ab, da keine planwidrige Regelungslücke vorliege (OLG Frankfurt NZM 2015, 216, 217; OLG Karlsruhe MDR 2014, 247, 248; LG Berlin, Beschl. v. 26.5.2014 – 65 T 109/14, juris Rn 2 ff.; WuM 2016, 43, 44 f.; Schneider/Herget/Kurpat, a.a.O. Rn 3806; NK-GK/Kurpat, 2014, § 41 GKG Rn 50; Schmidt-Futterer/Eisenschmid, Mietrecht, 12. Aufl., § 536 Rn 527; Selk, Mietmängel und Mängelrechte, 2015, § 536 Rn 327; Blank/Börstinghaus/Blank, Miete, 4. Aufl., § 536 Rn 249; Bub/Treier/ Fischer, Handbuch des Geschäfts- und Wohnraummietrechts, 4. Aufl., Kap. IX Rn 399; Gellwitzki, JurBüro, 2011, 9). Der Gesetzgeber habe mit der Erweiterung der gebührenrechtlichen Sonderregelung des § 41 Abs. 5 GKG auf Ansprüche auf Instandsetzung lediglich eine spezielle in der Rspr. umstrittene Konstellation regeln wollen (OLG Frankfurt a.a.O.; OLG Karlsruhe a.a.O.). Zudem sei eine Klage auf Durchführung von Instandsetzungsmaßnahmen nicht mit einer Feststellungsklage wegen einer Minderung hinreichend vergleichbar, denn die Feststellungsklage sei das Spiegelbild zur Klage des Vermieters auf Zahlung.

b) Der Senat entscheidet die Frage dahingehend, dass bei einer Klage des Mieters auf Feststellung, die Miete sei gemindert, § 41 Abs. 5 GKG weder direkt noch analog anzuwenden ist, so dass der Gebührenstreitwert nach den allgemeinen Vorschriften (§ 48 Abs. 1 S. 1 GKG, §§ 3, 9 ZPO) mit dem dreieinhalbfachen Jahresbetrag der geltend gemachten Mietminderung anzusetzen ist (vgl. BGH, Beschl. v. 21.9.2005 – XII ZR 256/03, a.a.O.; v. 20.4.2005 – XII ZR 248/04, a.a.O.).

aa) Eine direkte Anwendung des § 41 Abs. 5 GKG (OLG Hamburg a.a.O.) ist schon deshalb abzulehnen, weil eine solche mit dem Wortlaut der Vorschrift nicht vereinbar wäre, denn dieser erfasst "Ansprüche des Mieters auf Durchführung von Instandsetzungsmaßnahmen" (§ 41 Abs. 5 S. 1 Alt. 2 GKG), nicht aber die Feststellung einer Minderung.

bb) Auch eine analoge Anwendung des § 41 Abs. 5 GKG scheidet aus, denn die Voraussetzungen einer Analogie liegen nicht vor.

(1) Eine Analogie ist nur zulässig, wenn das Gesetz eine planwidrige Regelungslücke enthält und der zu beurteilende Sachverhalt in rechtlicher Hinsicht soweit mit dem Tatbestand, den der Gesetzgeber geregelt hat, vergleichbar ist, dass angenommen werden kann, der Gesetzgeber wäre bei einer Interessenabwägung, bei der er sich von den gleichen Grundsätzen hätte leiten lassen wie bei dem Erlass der herangezogenen Gesetzesvorschrift, zu dem gleichen Abwägungsergebnis gekommen (st. Rspr.; siehe nur BGH, Urt. v. 16.7.2003 – VIII ZR 274/02, BGHZ 155, 380, 389 f.; v. 17.11.2009 – XI ZR 36/09, BGHZ 183, 169 Rn 23; v. 21.1.2010 – IX ZR 65/09,...

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