Bewertung ist umstritten

Die Frage, ob bei einer einstweiligen Anordnung auf Zahlung eines Verfahrenskostenvorschusses nach § 1360a Abs. 4 BGB der volle Wert anzusetzen ist oder ob auch hier grds. von einer geringeren Bedeutung auszugehen und damit im Regelfall der hälftige Wert anzusetzen ist, ist in der obergerichtlichen Rechtsprechung höchst umstritten. Dabei wird sogar innerhalb desselben Gerichts – wie hier beim OLG Frankfurt – je nach Senat unterschiedlich entschieden (s.u. IV.).

Entgegen der Auffassung des OLG ist m.E. auf den vollen Wert des Verfahrens abzustellen.

Geltend gemacht wird Hauptsacheanspruch

Die Vorschrift des § 49 FamFG ist nicht anwendbar, sondern wird durch die Vorschrift des § 246 FamFG verdrängt und ausgeschlossen. Im Falle einer einstweiligen Anordnung auf Zahlung von Unterhalt – und dabei handelt es sich auch bei einer einstweiligen Anordnung auf Zahlung eines Verfahrenskostenvorschusses nach § 1360a Abs. 4 BGB – ist das Gericht gerade nicht darauf beschränkt, eine vorläufige Regelung oder Maßnahme zu treffen; vielmehr wird hier der Hauptsacheanspruch geltend gemacht und im Erfolgsfall zugesprochen wird, was gegen eine geringere Bedeutung spricht.

Auch wenn die einstweilige Anordnung nicht in Rechtskraft tritt, schafft sie doch endgültige Zustände.

Zwar ist eine Abänderung der einstweiligen Anordnung auch im Falle eines Verfahrenskostenvorschusses (theoretisch) nachträglich möglich; in der Praxis kommt dies jedoch faktisch nicht vor.

Rechtsschutzziel wird erreicht

Letztlich beseitigt eine spätere Abänderung aber auch nicht mehr die bereits eingetretenen Rechtsfolgen. Hat der Antragsgegner aufgrund der einstweiligen Anordnung den Verfahrenskostenvorschuss gezahlt, ist das Rechtsschutzziel, nämlich über finanzielle Mittel zur Einleitung des Hauptsacheverfahrens zu verfügen, erreicht. Der Verfahrenskostenvorschuss wird für das Hauptsacheverfahren eingezahlt, so dass dieses in Gang gesetzt wird. Selbst wenn später die einstweilige Anordnung abgeändert oder aufgehoben werden sollte, ändert das nichts mehr daran, dass das Hauptsacheverfahren in Gang gesetzt worden ist und nicht mehr gestoppt werden kann. Damit sind aber dann endgültige Zustände geschaffen worden. Gerade das spricht gegen eine geringere Bedeutung, die aber Tatbestandsvoraussetzung für eine Ermäßigung nach § 41 S. 1 FamFG ist. Die überwiegende Rspr. nimmt daher m.E. zu Recht den vollen Wert des verlangten Betrags an und lehnt eine Ermäßigung ab.

Rechtsprechungsübersicht

Rechtsprechungsübersicht

In Anbetracht der divergierenden Rechtsprechung sollte der Anwalt sich daher mit der Rechtsprechung seines OLG bzw. seines Senats vertraut machen. Insoweit wird diese Frage nach der derzeit veröffentlichten OLG-Rechtsprechung wie folgt entschieden:

 
Hinweis
 
Gericht Fundstelle Wert
KG AGS 2017, 280 = NZFam 2017, 624 = NJW-Spezial 2017, 413 voller Wert
OLG Bamberg AGS 2012, 32 = FamRZ 2012, 739 = FamFR 2012, 41 = FuR 2012, 144 voller Wert
 
Gericht Fundstelle Wert
OLG Bremen AGS 2014, 521 = MDR 2014, 1324 = NZFam 2014, 955 = Familienrecht kompakt 2014, 181 = FamRZ 2015, 526 voller Wert
OLG Celle (19. Senat) AGS 2015, 136 = FamRZ 2016, 164 = FuR 2016, 179 hälftiger Wert
OLG Celle (10. Senat) AGS 2013, 423 = MDR 2013, 1356 = JurBüro 2013, 588 = NdsRpfl 2013, 371 = FamRZ 2014, 690 = NJW-Spezial 2013, 541 = RVGprof. 2013, 167 = FamFR 2013, 426 = FuR 2013, 663 hälftiger Wert
OLG Celle (10. Senat) FamRZ 2016, 655 hälftiger Wert
OLG Düsseldorf NZFam 2014, 469 = AGS 2014, 237 = NJW-Spezial 2014, 316 voller Wert
OLG Frankfurt (3. Senat) AGS 2013, 585 = FamRZ 2014, 689 = NJW-Spezial 2013, 700 = FamFR 2013, 471 = FF 2013, 466 voller Wert
OLG Frankfurt (3. Senat) MDR 2014, 902 = FamRZ 2015, 527 = FamRB 2015, 13 voller Wert
OLG Frankfurt (5. Senat) AGS 2014, 417 = FamRZ 2014, 1801 = FuR 2014, 545 hälftiger Wert
OLG Frankfurt (6. Senat) FamRZ 2016, 163 = NZFam 2016, 430 hälftiger Wert
OLG Hamm RVGreport 2014, 365 voller Wert
OLG Karlsruhe AGS 2017, 282 = Justiz 2017, 260 = NZFam 2017, 426 = FamRB 2017, 222 = NJW-Spezial 2017, 380 = RVGreport 2017, 268 = FamRZ 2017, 1766 = FuR 2018, 312 voller Wert
OLG Koblenz AGS 2018, 283 = FamRZ 2018, 50 = NZFam 2018, 83 hälftiger Wert
OLG Köln AGS 2015, 50 = JurBüro 2014, 536 voller Wert
OLG Zweibrücken AGS 2016, 527 = FamRZ 2017, 54 = NZFam 2016, 951 = RVGreport 2017, 71 = FuR 2017, 159 hälftiger Wert

AGKompakt 11/2018, S. 110 - 112

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