Rz. 73

Die Dauer der Rente beschränkt sich auf denjenigen Zeitraum, den der Dienstverpflichtete voraussichtlich die Dienste geleistet hätte.[72]

 

Rz. 74

Wie lange dem durch Verletzung oder Tod seines Kindes Betroffenen die nach § 845 BGB zu ersetzenden Dienstleistungen entgangen sind, gehört zum Bereich der Schadenermittlung, über die nach § 287 ZPO zu entscheiden ist.[73]

 

Rz. 75

Der Anspruch endet jedenfalls mit dem Tod des Dienstberechtigten.[74] Sobald das Kind eine eigene Erwerbstätigkeit aufgenommen hätte, endet ein Ersatzanspruch der Eltern.[75] Es ist zu prognostizieren, wie lange ein erwachsenes Hauskind bereit gewesen wäre, sich künftig ausschließlich auf familienrechtlicher Grundlage für den elterlichen Betrieb einzusetzen.[76]

 

Rz. 76

Da Kinder zur Dienstleistung gesetzlich nur solange verpflichtet, wie sie ihren Lebensmittelpunkt im Hause der Eltern haben und von diesen erzogen und unterhalten werden (§ 1619 BGB), sprechen vor allem eine eigene Wohnung oder ausreichendes eigenes Einkommen des Verpflichteten gegen einen Lebensmittelpunkt im elterlichen Hause.[77] Die Dienstleistungspflicht aus § 1619 BGB endet, wenn das Kind aus dem besonderen Abhängigkeitsverhältnis ausscheidet oder wenn seine Mitarbeit nach dem Willen der Beteiligten auf eine eigene Rechtsgrundlage gestellt wird, insbesondere auf eine arbeits- oder gesellschaftsvertragliche Grundlage.[78]

 

Rz. 77

Nach allgemeinen Regeln sind die Eltern dahingehend darlegungs- und beweisbelastet, dass die Dienstpflicht des Kindes über das 18. Lebensjahr hinaus fortbestanden hätte.[79]

 

Rz. 78

Zu bedenken ist, dass ein volljähriges Kind die familiäre Dienstleistung jederzeit hätte beenden können, indem es aus dem elterlichen Haushalt ausscheidet und eine selbstständige Lebensstellung begründet[80] oder mit seinen Eltern einen Arbeitsvertrag schließt.[81] Eine zeitliche Grenze für entgangene Dienste dürfte spätestens mit dem 25. Lebensjahr anzunehmen sein.[82]

[72] Vgl. BGH v. 6.11.1990 – VI ZR 37/90 – AgrarR 1991, 316 = DAR 1991, 144 = FamRZ 1991, 298 = MDR 1991, 425 = NJW 1991, 1226 = NZV 1991, 110 = r+s 1991, 164 = VersR 1991, 428 = VRS 80, 251 = zfs 1991, 156.
[73] BGH v. 3.5.1966 – VI ZR 281/64 – VersR 1966, 735.
[74] Palandt-Sprau, § 845 Rn 5; Soergel- Beater, § 845 Rn 18.
[75] BGH v. 7.10.1997 – VI ZR 144/96 – AgrarR 1998, 90 = BGHZ 137, 1 = EWiR 1998, 263 (Anm. Grunsky) = FamRZ 1998, 101 = JZ 1998, 362 (Anm. Gernhuber) = MDR 1998, 49 = NJW 1998, 307 = NZV 1998, 67 = RdL 1998, 10 = r+s 1998, 111 = SP 1998, 10 = VersR 1998, 466 = VRS 94, 81 = WI 1997, 207 (Setzt ein noch im elterlichen Haushalt lebendes Kind seine volle Arbeitskraft für eine anderweitige entgeltliche Tätigkeit ein, ist kein Raum mehr für unentgeltliche Dienstleistungen i.S.v. § 1619 BGB).
[76] BGH v. 6.11.1990 – VI ZR 37/90 – AgrarR 1991, 316 = DAR 1991, 144 = FamRZ 1991, 298 = MDR 1991, 425 = NJW 1991, 1226 = NZV 1991, 110 = r+s 1991, 164 = VersR 1991, 428 = VRS 80, 251 = zfs 1991, 156; OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –) (Zwar ist wahrscheinlich, dass der verstorbene Sohn des Klägers als der in Aussicht genommene Hoferbe dem väterlichen Betrieb erhalten geblieben wäre, jedoch nicht auf der Basis rein familienrechtlicher Beziehungen, d.h. bei voller Arbeitsleistung gegen Unterhalt nebst Taschengeld).
[77] OLG Nürnberg v. 4.7.1990 – 4 U 1553/90 – DAR 1991, 179 = VersR 1992, 188 = zfs 1991, 232; OLG Stuttgart v. 5.7.1989 – 9 U 52/89 – DAR 1990, 349 = VersR 1990, 902 = VRS 79, 169 = zfs 1990, 341 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.4.1990 – VI ZR 234/89 –); die alte Rechtsprechung (BGH v. 21.1.1958 – VI ZR 6/57 – FamRZ 1958, 173 = MDR 1958, 328 = NJW 1958, 706 = VersR 1958, 230; BGH v. 7.12.1971 – VI ZR 153/70 – DB 1972, 240 = FamRZ 1972, 87 = MDR 1972, 505 = NJW 1972, 429 = VersR 1972, 301), wonach auch volljährige und verheiratete Kinder noch zu Diensten (im Landwirtschaftsbetrieb der Eltern) verpflichtet sein können, lässt sich angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr aufrechterhalten. Müller, Zur Frage, inwieweit die nach einem Arbeitsunfall für den SVT anfallenden Rentenzahlungen im Rahmen des § 640 RVO vom Schädiger erstattet werden müssen, SGb 1972, 413.
[78] BGH v. 21.11.2000 – VI ZR 231/99 – BGHReport 2001, 123 = DAR 2001, 159 = JA 2001, 619 (nur Ls.) (Anm. Schöpflin) = MDR 2001, 389 = NJW 2001, 971 = r+s 2001, 245 = VersR 2001, 648; OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 –dash; RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –).
[79] BGH v. 25.10.1977 – VI ZR 220/75 – BGHZ 69, 380 = JR 1978, 152 = JZ 1978, 67 = MDR 1978, 216 = NJW 1978, 159 = VersR 1978, 90; MüKo- Wagner, § 845 Rn 15; Staudinger- Röthel, § 845 Rn 23 ff.
[80] BGH v. 6.11.1990 – VI ZR 37/90 – AgrarR 1991, 316 = DAR 1991, 144 = FamRZ 1991, 298 = MDR 1991, 425 = NJW 1991, 1226 = NZV 1991, 110 = r+s 1991, 164 = VersR 1991, 428 = VRS 80, 251 = z...

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