Rz. 38

§ 845 BGB kommt nur dort infrage, wo das Hauskind mit seiner Dienstleistung die familienrechtliche Pflicht des § 1619 BGB erfüllt. § 1618a BGB scheidet zur Begründung einer entsprechenden Verpflichtung aus (siehe Rn 53).

 

Rz. 39

Ein Anspruch der Eltern nach § 845 BGB setzt voraus, dass[30]

das Kind noch zum elterlichen Hausstand gehört ("Hauskind"),
das Kind noch von seinen Eltern unterhalten wird oder (das gilt nur bis zum Erreichen der Volljährigkeit)[31] noch der Erziehung der Eltern unterliegt,[32]
das Kind nicht aufgrund eines Vertrages (z.B. Ausbildungsvertrag, Arbeits- oder Dienstvertrag) für die Eltern tätig wird.[33]
[30] Wussow-Dressler, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl. 2002, Kap. 51 Rn 4 m.w.N.
[31] LG Münster v. 17.6.2005 – 4 O 150/05 – juris (Vorinstanz zu OLG Hamm v. 28.3.2006 – 9 U 137/05 – juris) (Bei Volljährigen kommt es für die Beurteilung der Frage, ob eine Dienstleistungspflicht gemäß § 1619 BGB besteht, nur noch darauf an, ob ihm von Seiten der Eltern Unterhalt gewährt wird).
[32] BGH v. 6.11.1990 – VI ZR 37/90 – AgrarR 1991, 316 = DAR 1991, 144 = FamRZ 1991, 298 = MDR 1991, 425 = NJW 1991, 1226 = NZV 1991, 110 = r+s 1991, 164 = VersR 1991, 428 = VRS 80, 251 = zfs 1991, 156; BGH v. 27.10.1959 – VI ZR 159/58 – FamRZ 1960, 101 = MDR 1960, 298 = VersR 1960, 132.
[33] BGH v. 21.11.2000 – VI ZR 231/99 – BGHReport 2001, 123 = DAR 2001, 159 = JA 2001, 619 (nur Ls.) (Anm. Schöpflin) = MDR 2001, 389 = NJW 2001, 971 = r+s 2001, 245 = VersR 2001, 648; BGH v. 16.3.1973 – V ZR 34/71 – FamRZ 1973, 298; OLG Celle v. 31.1.1996 – 3 U 24/95 – r+s 1997, 160 = NZV 1997, 232 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 3.12.1996 – VI ZR 81/96 –); OLG Köln v. 13.12.1989 – 13 U 191/89 – JMBl NW 1990, 163 = VersR 1991, 1292; OLG Stuttgart v. 5.7.1989 – 9 U 52/89 – DAR 1990, 349 = VersR 1990, 902 = VRS 79, 169 = zfs 1990, 341 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.4.1990 – VI ZR 234/89 –).

a) Hauskind

 

Rz. 40

Das Kind muss im elterlichen Haushalt seinen Lebensmittelpunkt haben und mit den Eltern in häuslicher Gemeinschaft leben (§ 1619 BGB).

 

Rz. 41

Es ist nicht erforderlich, dass sich das Kind ständig bei den Eltern zum Wohnen aufhält.[34] Anders beurteilt sich die Rechtslage erst, wenn das Kind einen eigenen Hausstand begründet hat und sich lediglich wenige Stunden in der elterlichen Wohnung aufhält, um dort Hilfeleistungen zu erbringen.[35]

 

Rz. 42

Bei getrennt lebenden Elternteilen besteht die Dienstverpflichtung nur gegenüber demjenigen Elternteil, dessen Haushalt das Kind angehört.

 

Rz. 43

Eine eigene Wohnung oder ausreichendes eigenes Einkommen des Verpflichteten sprechen gegen einen Lebensmittelpunkt im elterlichen Hause.

 

Rz. 44

Hat das volljährige Kind eine eigene Wohnung, gehört es auch dann dem elterlichen Haushalt nicht mehr an, wenn es dort täglich und regelmäßig Hilfeleistungen erbringt.[36]

 

Rz. 45

Der Anspruch kann wieder entstehen, wenn das Kind nach einer Abwesenheit (z.B. Bundeswehr[37] oder auswärtige Ausbildung[38]) in den häuslichen Kreis zurückkehrt.[39]

[34] OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –); OLG Stuttgart v. 5.7.1989 – 9 U 52/89 – DAR 1990, 349 = VersR 1990, 902 = VRS 79, 169 = zfs 1990, 341 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.4.1990 – VI ZR 234/89 –).
[35] OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –); OLG Nürnberg v. 4.7.1990 – 4 U 1553/90 – DAR 1991, 179 = VersR 1992, 188 = zfs 1991, 232.
[36] OLG Nürnberg v. 4.7.1990 – 4 U 1553/90 – DAR 1991, 179 = VersR 1992, 188 = zfs 1991, 232.
[37] OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –); OLG Saarbrücken v. 14.3.1980 – 3 U 107/78 – r+s 1981, 127 = VersR 1981, 542 = zfs 1981, 238, 248 m.w.H. (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 24.3.1981 – VI ZR 93/80 –).
[38] OLG Jena v. 3.12.2008 – 2 U 157/08 – RdL 2010, 9 = zfs 2010, 79 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.10.2009 – VI ZR 342/08 –).
[39] OLG Stuttgart v. 27.4.1990 – 2 U 111/89 – zfs 1991, 83 = r+s 1991, 165 (Unterhaltsanspruch der Eltern nach Tod des Sohnes, der später den stillgelegten Bauernhof wieder bewirtschaftet hätte); LG Köln v. 1.3.1989 – 20 O 436/88 – zfs 1990, 187 (Wird ein Auszubildender wegen zu geringer Lehrlingsvergütung von seinem Vater unterhalten, hat der Vater einen Ersatzanspruch für den Entgang familienrechtlicher Dienste, wenn der Sohn unfallbedingt nicht wie üblich im Haushalt mitarbeiten kann. Mit Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses nach Abschluss der Lehre entfällt ein derartiger Anspruch des Vaters, da der Sohn nunmehr seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet und die Voraussetzungen einer Dienstleistungspflicht des Sohnes gegenüber dem Vater dem § 1619 BGB entfallen sind.).

b) Unterhaltung seitens der Eltern

 

Rz. 46

Anspruchsbegründend ist von den Eltern vorzutragen, dass das Kin...

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