Rz. 7

Wichtigste Stoffe: Marihuana (zerriebene Blätter, Blüten und Stängel der Pflanze), Haschisch (gepresstes Harz der Pflanze), Haschischöl (aus Blütenständen der weiblichen Pflanzen).[14] Der THC-Gehalt der aufgefundenen Cannabispflanzen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht.[15]

Konsumform: normalerweise Rauchen (schneller Wirkungseintritt), auch oral über Lebensmittel.

Wirkungen: anfänglich euphorisierend, Gefühl der Entspannung, Angstdämpfung, gesteigerte Empfindung gegenüber Farben und Tönen, erhöhte Ablenkbarkeit mit Ausrichtung auf irrelevante Nebenreize, abnorme Fokussierung der Wahrnehmung, Verlust der Erlebniskontinuität. Nach 3–4 Stunden ist die akute Rauschphase beendet, das subjektive Gefühl der vollen Leistungsfähigkeit tritt jedoch meist wesentlich früher ein. Auch nach Ende der akuten Rauschphase kann es weiterhin zu Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit durch verzögerte Reaktionen sowie zeitlichen und örtlichen Orientierungsstörungen kommen. Hinzu kommen Müdigkeit und Schläfrigkeit mit traumartigen Episoden, aber auch halluzinogenen Wirkungen, Verwirrtheit und Desorientierung.

 

Rz. 8

Fahrtüchtigkeit: Im akuten Haschischrausch und während der Dauer einer mehrstündigen Abklingphase ist die Fahrtüchtigkeit aufgehoben.[16]

 

Rz. 9

Der Konsum von Cannabis kann auch eine dauerhafte fahreignungsrelevante Absenkung der körperlich-geistigen Leistungsfähigkeit des Konsumenten nach sich ziehen. Diese Fälle sind in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass über einen längeren Zeitraum erheblicher Drogenmissbrauch geübt worden ist.[17]

 

Rz. 10

Darüber hinaus wird der Eintritt chronischer Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit bei besonders gefährdeten Personengruppen – etwa bei Jugendlichen in der Entwicklungsphase oder bei Personen, die mit latent vorhandenen Psychosen belastet sind – als möglich angesehen.[18]

 

Rz. 11

Nachweis: Urin (nur Stoffnachweis; THC-COOH-Glucuronid nachweisbar zwischen 2–3 Tagen bei Probierkonsum, gelegentlicher Konsum 2–4 Tage, mehrmals wöchentlicher Konsum ca. 5–14 Tage und bei Dauerkonsumenten 2–6 Wochen),[19] Blut (THC grundsätzlich nur 4–6 Stunden – bei regelmäßigem Konsum länger, THC-COOH je nach Konsumintensität über mehrere Tage nachweisbar).

 

Rz. 12

Wegen der Bedeutung der Blutwerte für THC und THC-COOH für die Fahreignung wird auf diese Werte näher eingegangen:

Der psychoaktive Cannabiswirkstoff Tetrahydrocannabiol (THC) wird im Körper relativ rasch über Hydroxy-THC (HO-THC) in das psychoaktiv unwirksame Stoffwechselprodukt Tetracannabiolsäure (THC-COOH) in der Leber umgewandelt und dann vom Körper (über den Darm) ausgeschieden.

Schematische Darstellung vom THC-Abbau im menschlichen Organismus in die forensisch relevanten Abbauprodukte.[20]

 

Rz. 13

Während der Cannabiswirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) aufgrund seines schnellen Abbaus nur relativ kurze Zeit nach Konsumende im Blut nachweisbar ist (4–6 Stunden), lässt sich zurückliegender Cannabiskonsum über den im Stoffwechsel aus THC umgesetzten wirkungsfreien Stoff THC-COOH wesentlich länger – einige Wochen nach regelmäßigem Konsum – nachweisen.[21] Maßgeblich ist der Zeitpunkt der Blutuntersuchung.[22]

Plasmakonzentrationsverlauf im Mittel (n=6) von THC, OH-THC und THC-COOH nach dem Rauchen einer Marihuana-Zigarette mit einem THC-Gehalt von 1,75 % bzw. 3,55 %. Auf der rechten Seite ist das Zeitintervall von 0–120 h dargestellt, das Diagramm auf der linken Seite zeigt den Bereich 0–4 h.[23]

 

Rz. 14

Diese Abbildung zeigt den raschen Anstieg und Abfall von THC im Blut, während demgegenüber die Konzentration von THC-COOH im Laufe des Abbauprozesses von THC im Körper erst später ansteigt und langsam abfällt. Der Wirkstoff THC ist nur maximal 4–6 Stunden im Blut nachweisbar.

THC-COOH (baut sich erst einige Stunden nach Konsum auf, bleibt aber bei häufigerem Konsum mehrere Tage im Blut nachweisbar). Während die Rechtsprechung den Wert für THC-COOH als Indikator für die Konsumfrequenz angenommen hatte, wurde die Aussagekraft dieses Stoffes stark entwertet.[24]

Erst ab 150 ng/ml THC-COOH liegt der Nachweis für regelmäßigen Konsum von Cannabis vor. Über 100 ng/ml THC-COOH liegt ein Hinweis auf häufigeren Konsum vor, der Aufklärungsmaßnahmen rechtfertigt.

 

Rz. 15

 

Wichtig

Ein Wert unter 100 ng/ml THC-COOH ist für die Abgrenzung von gelegentlichem zu bloßem Probierkonsum ohne Aussagekraft.[25]

Das bedeutet, dass der Wert für THC-COOH nicht als Beleg für einen gelegentlichen Konsum herangezogen werden kann. Aus den genannten Studien folgt, dass – auch wenn sich THC-COOH im Laufe des Abbauprozesses von THC im Körper erst später nach dem Konsum bildet und je nach Konsumintensität länger im Blut nachweisbar ist – nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch bei einmaligem Konsum bei manchen Menschen ein Wert bis 100 ng/ml THC-COOH erreicht werden kann.

Erst über 100 ng/ml THC-COOH ist ein Hinweis auf häufigeren Konsum gegeben, aber noch kein Nachweis eines gelegentlichen Konsums.

Ab 150 ng/ml THC-COOH liegt der Nachweis eines regelmäßigen...

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