Rz. 12

Die Bestimmung gilt für Selbstständige wie auch für abhängig Beschäftigte. Sie gilt für alle Einkunftsarten des § 2 Abs. 1 EStG. Die in der Unterhaltsberechnung üblichen Abzüge von 5 % für Spesenaufwand und 10 % (oder 1/7) als Erwerbstätigenbonus werden hier nicht vorgenommen. Einmalvergütungen werden auf das Jahr umgelegt. Naturalleistungen wie etwa der Firmenwagen werden dazugerechnet.[6] Auch Zinserträge, Renten, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung gehören hierher. Das Gleiche gilt für Lohnersatzleistungen wie Krankengeld und Arbeitslosengeld I.

 

Rz. 13

Heftig umstritten ist nach wie vor die Behandlung der Unterstützungsleistungen des Staates wie ALG II und andere Sozialleistungen.[7] Der Meinung, dass auch soziale Transferleistungen zu berücksichtigen sind, ist zuzustimmen.[8] Dieses Einkommen ist Einkommen wie jedes andere; soweit der Hilfeempfänger nicht in der Lage ist, Verfahrenskosten zu bezahlen, greift die Verfahrenskostenhilfe ein. Gleiches gilt für das staatliche Kindergeld, das nach einer verbreiteten Meinung nicht einbezogen werden soll.[9] Diese Meinung ist vor allem dann abzulehnen, wenn gleichzeitig Kinderabschläge gemacht werden (vgl. hierzu Rdn 14 f.). Ergänzend Elterngeld: Es ist streitig, ob Elterngeld Einkommen i.S.d. § 43 FamGKG ist.[10] Die Ansicht, dass Elterngeld Sozialleistung und generell kein Ausdruck eigener Leistungsfähigkeit sei, ist schon deshalb nicht richtig, weil der über dem Mindestbetrag von 300,00 EUR liegende Teil des Elterngeldes durch das vor der Geburt erzielte Nettoeinkommen bestimmt wird.[11] Der gleiche Streit herrscht für das Wohngeld.[12]

[6] Schneider/Herget/Thiel, Rn 7141; Kindermann, Rn 1001 m.w.N.
[7] Übersicht über die Rspr. zu den Transferleistungen: Schneider/Herget/Thiel, Rn 7144 ff.; HK-FamGKG/Türck-Brocker, § 43 Rn 23; Mayer/Kroiß/Ebert, Anh. I Rn 22 (Verfahrenswerte im Familienrecht); HB FA FamR/Keske, Kap. 17 Rn 26 ff.; OLG Düsseldorf FamRZ 2006, 807 (ALG II, Kindergeld und UVG sind nicht zu berücksichtigen). Beispiele aus der neueren Rspr.: OLG Köln AGS 2013, 588 (Transferleistungen nicht berücksichtigen); OLG Zweibrücken AGS 2011, 142 (Transferleistungen berücksichtigen); OLG Zweibrücken FamRZ 2011, 992 (SGB II berücksichtigen); OLG Brandenburg FamRZ 2011, 1423 (berücksichtigen); OLG Hamm FamRZ 2011, 1422 (nicht berücksichtigen); OLG Stuttgart FamRZ 2011, 1810 (nicht berücksichtigen), ebenso OLG Hamm FamRZ 2012, 897.
[8] Ebenso: OLG Hamm, Beschl. v. 16.9.2015 – 13 WF 146/15, BeckRS 2015, 16577; OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.10 – 201515 WF 176/15, BeckRS 2015, 19992; OLG Brandenburg FamRZ 2013, 2009.

Anderer Auffassung: OLG Karlsruhe, Beschl. v. 14.1.2015 BeckRS 2015, 03292; OLG Frankfurt, Beschl. v. 10.2.2015 – 5 WF 265/14, BeckRS 2015, 06312 = FamRZ 2015, 1749; OLG Oldenburg, Beschl. v. 3.3.2014 – 11 WF 29/14, BeckRS 2014, 10419 = MDR 2014, 1154; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 5.4.2013 – 6 WF 59/13, FamRZ 2014, 1227.

[9] Für Einbeziehung des Kindergeldes BGH, Beschl. v. 14.12.2016 – XII ZB 207/15, NJW 2017, 962; OLG Hamm, Beschl. v. 16.9.2015 – 13 WF 146/15, BeckRS 2015, 16577; OLG Celle, Beschl. v. 17.12.2013 – 12 WF 92/13, NZFam 2014, 173; OLG Karlsruhe FamRZ 2007, 751 und FamRZ 2006, 1055; ebenso OLG Hamm FamRZ 2006, 718; Madert/Müller-Rabe/Madert, Kostenhandbuch Familienrecht, B II 4 Rn 16; Kindermann, Rn 100.
[11] Zutreffend HK-FamGKG/Türck-Brocker, § 43 Rn 24.
[12] Einerseits OLG Karlsruhe FamRZ 2007, 751; a.A. OLG Hamm FamRZ 2006, 718: Wohngeld ist Einkommen.

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