Rz. 169

Am Unterhalt sind beide Ehegatten grundsätzlich zu gleichen Teilen beteiligt. Es obliegt ihnen dann, die Aufteilung der Pflichten nach den konkreten Bedürfnissen und Möglichkeiten zu bestimmen.[196] Nach § 1356 BGB ist es den Eheleuten überlassen, wie sie ihre Lebensgemeinschaft gestalten, ob sie an der herkömmlichen Rollenverteilung (Haushaltsführungsehe) festhalten wollen oder ob sie sich für eine andere Aufgabenverteilung (Doppelverdienerehe) entscheiden. Eheleute können durch tatsächliches Verhalten oder durch Vereinbarungen den Haftungsrahmen des § 844 II BGB zwar nicht erweitern, sie können aber gemäß §§ 1356, 1360, 1360a BGB die Art und Weise der gegenseitigen Unterhaltsgewährung im Rahmen des Angemessenen unter Berücksichtigung der Belange der Familie frei gestalten, mit der Folge, dass diese Vereinbarungen dann nicht nur unterhaltsrechtlich, sondern auch haftungsrechtlich verbindlich sind.[197] Wenn ein Ehepartner trotz gleicher Berufstätigkeit alle Arbeiten übernimmt, liegt dieses nicht mehr im Rahmen dessen, was in einer Ehe frei vereinbart werden kann.[198]

 

Rz. 170

Spätestens nach Verrentung ist es dem anderen Ehepartner zumutbar, auch neue Alltagsaufgaben zu erlernen.[199]

 

Rz. 171

Da unterhaltsrechtlich nur angemessener Wohnraum (i.d.R. Mietwohnung) geschuldet ist,[200] ist (im Falle der Tötung) fortgefallene Tätigkeit z.B. im Garten und Arbeitsanfall in einem großen Haus für die Schadenbemessung nicht zu berücksichtigen.

 

Rz. 172

Bei Ausfall des Naturalunterhalts ist der Unterhaltsberechtigte vom Schädiger finanziell in die Lage zu versetzen, sich lebensüblicherweise wirtschaftlich gleichwertige Dienste zu verschaffen. Bestimmend für den Schadenersatz ist der erforderliche Arbeitszeitaufwand für einen um die getötete Person reduzierten Haushalt im Verhältnis zum nicht durch einen Tod verkleinerten Haushalt. Wird nach dem Tode der Hausfrau eine Haushaltshilfe tatsächlich eingestellt, kann nicht ohne weiteres das dieser gezahlte Gehalt als Schadenersatz verlangt werden. Es kommt vielmehr darauf an, ob die Einstellung der Ersatzkraft wegen des Haftpflichtgeschehens erfolgte und ferner der Aufwand nach den konkreten Umständen des Einzelfalles und dem Familienzuschnitt angemessen ist.[201]

 

Rz. 173

Wird keine Ersatzkraft eingestellt, können die Kosten einer vergleichbaren Kraft unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten der Berechnung zugrunde gelegt werden.[202]

[196] BGH v. 6.10.1987 – VI ZR 155/86 – DAR 1988, 20 = MDR 1988, 217 = VersR 1987, 1243; BGH v. 22.1.1985 – VI ZR 71/83 – DAR 1985, 215 = FamRZ 1985, 466 = JR 1985, 418 = MDR 1985, 482 = NJW 1985, 1460 = r+s 1985, 115 = VersR 1985, 365 = VRS 69, 7.
[197] BGH v. 29.3.1988 – VI ZR 87/87 – BGHZ 104, 113 = DAR 1988, 206 = FamRZ 1988, 697 = JR 1989, 65 = JZ 1988, 765 = MDR 1988, 664 = NJW 1988, 1783 = NJW-RR 1988, 857 (nur Ls.) = NZV 1988, 60 = VersR 1988, 490 = VRS 75, 7 = zfs 1988, 204; OLG Köln v. 17.2.1989 – 20 U 37/87 – VersR 1990, 1285 (nur Ls.) = zfs 1991, 11 (BGH v. 20.3.1990 – VI ZR 127/89 – DAR 1990, 228 = FamRZ 1990, 848 = MDR 1990, 1100 = NJW-RR 1990, 706 = NZV 1990, 306 = r+s 1990, 200 [nur Ls.] = VersR 1990, 748 = VRS 79, 166 = zfs 1990, 261 hat Revision teilweise nicht angenommen).
[198] LG Nürnberg-Fürth v. 3.2.2004 – 2 O 9177/03 – BeckRS 2008, 13381 = NZV 2008, 634 (nur Ls.) (Anm. Jaeger) und OLG Nürnberg, Verfügung v. 6.7.2004 – 2 U 1260/04 – NZV 2008, 349 (Anm. Küppersbusch).
[199] LG Nürnberg-Fürth v. 3.2.2004 – 2 O 9177/03 – BeckRS 2008, 13381 = NZV 2008, 634 (nur Ls.) (Anm. Jaeger) und OLG Nürnberg, Verfügung v. 6.7.2004 – 2 U 1260/04 – NZV 2008, 349 (Anm. Küppersbusch).
[200] BGH v. 3.7.1984 – VI ZR 42/83 – MDR 1985, 220 = NJW 1985, 49 = VersR 1984, 961 (Aufwendungen für den Erwerb eines Eigenheims gehören nicht zum standesgemäßen Unterhalt; unterhaltsrechtlich geschuldet wird nur eine standesgemäße Mietwohnung); BGH v. 23.11.1966 – VI ZR 9/65 – NJW 1966, 2401 = VersR 1966, 1141; siehe auch: BGH v. 22.6.2004 – VI ZR 112/03 – FamRZ 2004, 1543 = MDR 2004, 1355 = NJW 2004, 2894 = NZV 2004, 513 = r+s 2004, 434 = SP 2004, 368 = VersR 2004, 1192 = zfs 2004, 553 (Anm. Diehl); BGH v. 4.11.2003 – VI ZR 346/02 – BGHReport 2004, 157 (Anm. Schiemann) = DAR 2004, 79 = FamRZ 2004, 88 = MDR 2004, 449 = NJW 2004, 358 = NZV 2004, 23 = r+s 2004, 435 = SP 2004, 46 = VersR 2004, 75 = zfs 2004, 114; BGH v. 2.12.1997 – VI ZR 142/96 – BGHZ 137, 237 = DAR 1998, 99 = DÖD 1998, 161 = FamRZ 1998, 416 = HVBG-Info 1998, 562 = LM BGB § 844 Abs. 2 Nr. 94 (Anm. Schiemann) = MDR 1998, 283 = NJW 1998, 985 = NJWE-VHR 1998, 110 (nur Ls.) = NZV 1998, 149 = r+s 1998, 153 = SP 1998, 159 = VersR 1998, 333 = VRS 94, 425 = WI 1998, 38; BGH v. 5.12.1989 – VI ZR 276/88 – MDR 1990, 532 = NJW-RR 1990, 221 = VersR 1990, 317; OLG Hamm v. 1.9.1992 – 9 U 42/92 – r+s 1992, 413; OLG Koblenz v. 19.11.2007 – 12 U 1400/05 – jurisPR-VerkR 11/2008, Anm. 2 (Anm. Jahnke) = NJW-RR 2008, 1097 = NJW-Spezial 2008, 394 = NVwZ-RR 2008, 511 = OLGR 2008, 342.
[201] OLG Köln v. 17.2.1...

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