Rz. 138

Die Dauer einer Rente wegen Beeinträchtigung in der Haushaltsführung kann nicht auf das 65. Lebensjahr begrenzt werden.

 

Rz. 139

In der Rechtsprechung besteht eine Tendenz, das Ende des Haushaltsführungsschaden mit dem 70.[160] oder 75. Lebensjahr (bei langjährigen Feststellungsurteilen) anzunehmen, da ab diesem Zeitpunkt die in ihrer Haushaltsführung beeinträchtigte Person auch unfallfremd nicht mehr in der Lage sein würde, ihren Haushalt vollumfänglich ohne Unterstützung zu führen.[161]

 

Rz. 140

Zu berücksichtigen ist allerdings eine altersbedingte unfallfremde Herabsetzung der Leistungsfähigkeit[162] und voraussehbare – spätere – Mitarbeit anderer Familienangehöriger (z.B. nach Verrentung bzw. Pensionierung), ferner auch die unfallunabhängige Einstellung, aber auch die vorbestehende Existenz von Ersatzkräften (z.B. Putzfrau, Gartenhilfe).[163]

 

Rz. 141

Mit der Verrentung/Pensionierung (Entsprechendes gilt auch für Teilzeitbeschäftigung) des Ehepartners ist dieser unterhaltsrechtlich zur hälftigen Mitarbeit im Haushalt verpflichtet. Auch wenn es grundsätzlich bei einer verletzten Person, die im Haushalt ausfällt, auf die rechtliche Verpflichtung nicht ankommt, spricht hier eine Vermutung dafür, dass der Ehegatte nach seiner Verrentung entsprechend seiner rechtlichen Verpflichtung mitgeholfen hätte.

 

Rz. 142

Auch Veränderungen in der familiären Situation (Wegzug von Kindern, Scheidung, Tod des Partners) führen zu einer Neuberechnung des Haushaltsführungsschadens (siehe Rn 35 f.).

[160] OLG Köln v. 14.1.1981 – 16 U 63/80 – VersR 1981, 690 (Begrenzung auf das 70. Lebensjahr bei einer 61-jährigen Frau, da der natürliche Alterungsprozess dazu führt, dass viele Hausfrauen ab dem 71. Lebensjahr jedenfalls nicht mehr den gesamten Haushalt allein versorgen können. Es muss daher nach dem 70. Lebensjahr erneut geprüft werden, in welchem Umfang die Verletzte angesichts ihres Gesundheitszustandes – von Unfallfolgen abgesehen – dazu noch in der Lage sein wird.); OLG Schleswig-Holstein v. 13.1.2005 – 7 U 78/02 – VersR 2006, 938 (für im Unfallzeitpunkt 56-jährige Lehrerin); LG Essen v. 12.2.1976 – 4 O 126/73 – VersR 1977, 674.
[161] OLG Celle v. 23.6.1983 – 5 U 247/82 – zfs 1983, 291; OLG Frankfurt v. 14.7.1981 – 12 U 65/80 – VersR 1982, 981 = zfs 1982, 363 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 8.6.1982 – VI ZR 206/81 –); OLG Hamm v. 21.2.1994 – 6 U 225/92 – NJW-RR 1995, 599; OLG Hamm v. 10.11.1994 – 6 U 147/93 –; OLG Zweibrücken v. 29.7.1977 – 1 U 108/76 – VersR 1978, 356; Diehl in Anm. zu LG Saarbrücken v. 21.4.2006 – 3 O 79/04 – zfs 2006, 502; Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, § 8 Rn 169; Jahnke, Abfindung von Personenschadenansprüchen, § 1 Rn 247, 255; Pardey, Rn 1293 ff., 1297; siehe auch: BGH v. 7.5.1974 – VI ZR 10/73 – MDR 1974, 1012 = NJW 1974, 1651 (Anm. von Denck NJW 1974, 2280) = VersR 1974, 1016 = VRS 47, 321; KG v. 29.11.1996 – 9 U 2238/95 – r+s 1997, 461 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 8.7.1997 – VI ZR 39/97 –) (Ohne Darlegung besonderer Verhältnisse kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine bei einem Unfall getötete Ehefrau auch mit mehr als 78 Jahren noch zur Haushaltsführung verpflichtet gewesen wäre. Anm.: Die Frage nach einem etwaig jüngeren Endalter stellte sich im entschiedenen Fall nicht, da der Schadensersatzpflichtige bis zur Erreichung des fiktiven 79. Lebensjahres tatsächlich gezahlt hatte.).
[162] BGH v. 25.4.2006 – VI ZR 114/05 – (Berichtigungsbeschluss v. 20.6.2006 – VI ZR 114/05) BGHReport 2006, 1171 = DAR 2007, 22 (nur Ls.) = FamRB 2006, 305 (nur Ls.) (Anm. Erk) = FamRZ 2006, 1108 (Anm. Luthin) = MDR 2006, 1409 = NJW 2006, 2327 = NJW-Spezial 2006, 402 = NZV 2006, 467 = r+s 2006, 519 (Anm. Bliesener) = SP 2006, 310 = VersR 2006, 1081 = VRS 111, 327 = zfs 2006, 677; OLG Zweibrücken v. 29.7.1977 – 1 U 108/76 – VersR 1978, 356; LG Essen v. 12.2.1976 – 4 O 126/73 – VersR 1977, 674 (Mithilfeverpflichtung des Ehemannes endet allgemein mit dem 70. Lebensjahr).
[163] BGH v. 10.10.1989 – VI ZR 247/88 – r+s 1989, 399 = VersR 1989, 1273; AG Oberhausen v. 28.4.2004 – 31 C 3176/03 – SP 2005, 50; Küppersbusch/Höher, Rn 209.

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