Rz. 21

Das Berufungsurteil hielt den Angriffen der Revision stand. Das Berufungsgericht hatte mit Recht angenommen, dass die Klägerin von der Beklagten aus übergegangenem Recht ihres Versicherten H. Ersatz der an diesen erbrachten Rentenleistungen und der für ihn an die Krankenversicherung der Rentner abgeführten Beiträge für die Zeit vom 1.9.2006 bis 31.8.2008 im geltend gemachten Umfang verlangen kann.

 

Rz. 22

Zutreffend und von der Revision nicht angegriffen war der nicht näher erörterte Ausgangspunkt des Berufungsgerichts, dass dem Geschädigten H. aufgrund des von den amerikanischen Streitkräften verursachten Verkehrsunfalls vom 13.10.1975 ein Anspruch auf Ersatz von ⅔ des ihm entstandenen Erwerbsschadens erwachsen ist. Der Anspruch ergibt sich aus Art. 8 Abs. 5 Nato-Truppenstatut (NTS) i.V.m. §§ 839, 842 BGB, Art. 34 GG, §§ 7, 11 StVG a.F. (vgl. BGH, Urt. v. 28.9.1978 – III ZR 203/74, VersR 1979, 348; vom 30.10.1980 – III ZR 132/79, VersR 1981, 134; Beschl. v. 22.5.1980 – III ZR 121/79, VersR 1980, 939; vgl. auch Urt. v. 20.11.1969 – III ZR 234/68, VersR 1970, 665, 667). Er richtet sich gegen die USA, ist aber gemäß Art. 6 Abs. 1, 12 Abs. 2 des Gesetzes zum Nato-Truppenstatut und zu den Zusatzvereinbarungen vom 18.8.1961 (BGBl II S. 1183) gegen die Bundesrepublik Deutschland geltend zu machen (vgl. Urt. v. 20.11.1969 – III ZR 234/68, a.a.O.).

 

Rz. 23

Zu dem vom Schädiger zu ersetzenden Erwerbsschaden gehört nicht nur der unfallbedingt entgangene Verdienst, sondern auch der infolge der unfallbedingten Aufgabe der Erwerbstätigkeit eingetretene Verlust des Schutzes der gesetzlichen Krankenversicherung (vgl. Senatsurt. BGHZ 151, 210, 218; v. 14.11.1958 – VI ZR 237/57, VersR 1959, 51, 52; v. 20.12.1977 – VI ZR 110/76, VersR 1978, 323, 324 f.; vom 31.1.1989 – VI ZR 199/88, VersR 1989, 604, 605 m.w.N.; Wussow/Dressler, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl., Kap. 32 Rn 48; Geigel/Plagemann, Der Haftpflichtprozess, 25. Aufl., Kap. 4, Rn 103, Kap. 30 Rn 25, 135; Staudinger/Vieweg, BGB, Bearbeitung 2007, § 842 Rn 62 ff.).

 

Rz. 24

Die Höhe des dem Kläger im maßgeblichen Zeitraum entstandenen Erwerbsschadens stand zwischen den Parteien außer Streit.

 

Rz. 25

Das Berufungsgericht hatte auch mit Recht angenommen, dass der Anspruch des H. auf Ersatz von ⅔ des ihm entstandenen Erwerbsschadens kraft Gesetzes auf die Klägerin übergegangen war.

 

Rz. 26

Da sich der Schadensfall am 13.10.1975 ereignet hatte, richtete sich der Anspruchsübergang allerdings nicht nach § 116 SGB X, sondern gemäß der Stichtagsregelung des § 120 Abs. 1 S. 1 SGB X nach §§ 77 Abs. 2 AVG, 1542 RVO. Nach diesen Bestimmungen gehen Ersatzansprüche, die dem Geschädigten aufgrund eines Unfalls gegen den Schädiger erwachsen sind, insoweit auf den Versicherungsträger über, als dieser dem Geschädigten nach den Vorschriften der Reichsversicherungsordnung bzw. des Angestelltenversicherungsgesetzes Leistungen zu gewähren hat, die sachlich und zeitlich mit der Schadensersatzpflicht des Schädigers kongruent sind (vgl. Senat, BGHZ 90, 334, 335; 173, 169, 174; Senatsurt. v. 13.3.1973 – VI ZR 129/71, VersR 1973, 436; v. 10.4.1979 – VI ZR 268/76, VersR 1979, 640, 641 und v. 15.6.2004 – VI ZR 60/03, VersR 2004, 1147 m.w.N.).

 

Rz. 27

Das Berufungsgericht hatte zutreffend angenommen, dass die Klägerin zur Erbringung der streitgegenständlichen Renten- und Beitragsleistungen verpflichtet war. Gemäß § 37 SGB VI in der Fassung vom 19.2.2002 (früher § 1248 RVO, § 25 AVG) hatte sie an H. seit der Vollendung seines 60. Lebensjahres eine Altersrente für schwerbehinderte Menschen zu zahlen. Hieran änderte sich nichts dadurch, dass H. im August 2006 sein 63. Lebensjahr vollendete und damit grundsätzlich auch die Voraussetzungen der Altersrente für langjährig Versicherte gemäß §§ 36, 236 i.V.m. Anlage 21 SGB VI (BGBl I 2002, 754, 919) in der Fassung vom 19.2.2002 vorlagen. Wie sich aus §§ 33 Abs. 2, 34 Abs. 4 Nr. 3, 89 Abs. 1 SGB VI in der Fassung vom 21.7.2004 ergibt, handelt es sich bei der Altersrente für schwerbehinderte Menschen und der Altersrente für langjährig Versicherte um unterschiedliche, nebeneinander bestehende Renten, auf die nach den gesetzlichen Vorschriften jeweils ein Anspruch bestehen kann (vgl. BT-Drucks 15/2149 S. 21; Freudenberg, in: jurisPK-SGB VI, § 33 SGB VI Rn 7 f.). Nach bindender Bewilligung einer Altersrente ist der Wechsel in eine andere Altersrente ausgeschlossen (vgl. § 34 Abs. 4 Nr. 3 SGB VI in der Fassung vom 21.7.2004; BT-Drucks 15/2149 S. 21; BSG, Urt. v. 26.7.2007 – B 13 R 44/06 R, SozR 4–2600 § 236a Nr. 1; Freudenberg, a.a.O., § 34 SGB VI Rn 70 ff.; Zweng/Scheerer/Buschmann/Dörr, Handbuch der Rentenversicherung, Stand 09/2009, § 34 Rn 61 ff.; Kreikebohm, in: Ruland/Försterling, GK-SGB VI, Stand 01/2008, § 34 Rn 79 ff.; einschränkend Kreikebohm/Löns, SGB VI, 3. Aufl., § 34 Rn 26).

 

Rz. 28

Die Verpflichtung der Klägerin zur Zahlung von Krankenversicherungsbeiträgen ergab sich aus §§ 249a, 255 SGB V in den Fassungen vom 15.12.2004 und 21.3.2005 (früher § 1235 Nr....

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