Rz. 663

 

Hinweis

Siehe auch § 3 Rdn 20 ff.

 

Rz. 664

Die Klage hemmt die Verjährung nur für Ansprüche in der Gestalt und in demjenigen Umfang, wie sie mit der Klage geltend gemacht werden, also nur für den streitgegenständlichen prozessualen Anspruch.[640] Eine Teilklage führt die Hemmung ausschließlich im Umfang des eingeklagten Teilanspruches herbei.[641] Das gilt selbst dann, wenn in der Klagebegründung der Anspruch in seinem gesamten Umfange dargelegt und die Geltendmachung des Restes vorbehalten wird.[642] Auszugehen ist dabei vom prozessualen Streitgegenstand, da dem Begriff der Schadenseinheit für die Verjährung nur im Rahmen der Kenntnis vom Schaden und von der Person des Ersatzpflichtigen nach § 199 Abs. 1 BGB (früher § 852 Abs. 1 BGB a.F.) Bedeutung zukommt.[643] Das Feststellungsinteresse ist auch dann gegeben, wenn der Geschädigte "vorerst" nur einen Haftungsanteil geltend macht.[644]

 

Rz. 665

Die verjährungshemmende Wirkung beschränkt sich auf den mit der Klage geltend gemachten Betrag. Dies gilt sowohl für die "offene" wie auch für die "verdeckte" Teilklage (d.h. einer solchen, bei der es weder für den Anspruchsgegner noch das Gericht erkennbar ist, dass die bezifferte Forderung nicht den gesamten Schaden abdeckt, die Rechtskraft des Urteils mithin nur den geltend gemachten Anspruch im beantragten Umfang ergreift). Bei zusprechender Entscheidung ist der Kläger zwar nicht gehindert, nachträglich Mehrforderungen zu erheben – auch wenn sich solche im Vorprozess nicht ausdrücklich vorbehalten hat –;[645] dennoch muss er hinnehmen, dass die Verjährung des nachgeschobenen Anspruchs selbstständig beurteilt wird.[646]

 

Rz. 666

Einer Teilklage kann rechtlich zulässig mit einer negativen Feststellungswiderklage – die ihrerseits nicht zur umgekehrten Hemmung führt (Rdn 638) – begegnet werden, wenn diese die Feststellung zum Ziel hat, dass der klagenden Partei ein weiterer Anspruch, der über den Teilklageanspruch hinausgeht, nicht zusteht.[647] Das (negative) Feststellungsinteresse entfällt, wenn der Kläger im Verlaufe des Rechtsstreites auf die Ansprüche verzichtet, deren er sich bis zu diesem Zeitpunkt berühmte.[648]

[640] BGH v. 4.5.2005 – VIII ZR 93/04 – BGHReport 2005, 1165 = DB 2005, 1905 (nur Ls.) = MDR 2005, 1153 = NJW 2005, 2004 = NZV 2005, 469 (nur Ls.) = zfs 2005, 590; BGH v. 17.10.1995 – VI ZR 246/94 – MDR 1996, 151 = NJW 1996, 117 = VersR 1996, 76 = WI 1995, 205 = zfs 1996, 86; BGH v. 23.3.1999 – VI ZR 101/98 – BB 1999, 1030 = MDR 1999, 884 = NJW 1999, 2110 = VersR 1999, 892 = WM 1999, 1065.
[641] BGH v. 9.1.2008 – XII ZR 33/06 – FamRZ 2008, 675 = MDR 2008, 509 = NJW-RR 2008, 521; BGH v. 2.5.2002 – III ZR 135/02 – NJW 2002, 2167 = VersR 2002, 1253 = zfs 2002, 328 (Anm. Diehl); BGH v. 17.10.1995 – VI ZR 246/94 – MDR 1996, 151 = NJW 1996, 117 = VersR 1996, 76 = WI 1995, 205 = zfs 1996, 86; BGH v. 19.11.1987 – VII ZR 189/86 – NJW 1988, 1854 (nur Ls.) = NJW-RR 1988, 692 = WM 1988, 278; BGH v. 3.11.1987 – VI ZR 176/87 – DAR 1988, 136 = DB 1988, 1590 (nur Ls.) = MDR 1988, 396 = NJW 1988, 965 = r+s 1988, 93 = VersR 1988, 401 = zfs 1988, 167 (nur Ls.); BGH v. 22.5.1984 – VI ZR 228/82 – DB 1984, 2456 = MDR 1985, 132 = NJW 1984, 2346 = r+s 1984, 202 (nur Ls.) = VersR 1984, 782 (Keine Unterbrechung bei Teilleistungsklage für mehrere selbstständige Ansprüche, die nicht ausreichend abgegrenzt sind); BGH v. 18.3.1976 – VII ZR 41/74 – BGHZ 66, 138 = MDR 1976, 655 = NJW 1976, 956 (Klage auf Zahlung eines Vorschusses zur Mangelbehebung unterbricht auch die Verjährung des späteren Anspruchs auf Zahlung eines höheren Betrages zur Behebung desselben Mangels); KG v. 4.11.2002 – 12 U 4705/00 – NZV 2004, 483; OLG Hamm v. 5.3.2006 – 20 U 236/05 – VersR 2006, 1527 (Verdeckte Teilklage beeinträchtigt nicht den Verjährungslauf für den nicht eingeklagten Teil); OLG München v. 27.10.1994 – 24 U 364/89 – MedR 1996, 211 (nur Ls.) = VersR 1996, 63 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.10.1995 – VI ZR 400/94) (Eine zunächst nur wegen des materiellen Schadens erhobene Feststellungsklage unterbricht nicht die Verjährung hinsichtlich des immateriellen Anspruches); OLG Koblenz v. 27.7.2001 – 10 U 1227/00 – SP 2002, 174; OLG Stuttgart v. 26.7.2007 – 7 U 52/07 – VersR 2008, 109 (Revision BGH v. 11.3.2009 – IV ZR 224/07 – MDR 2009, 750 = NJW 2009, 1950 = NZV 2009, 386 = r+s 2009, 292 = VersR 2009, 773 = zfs 2009, 459). Siehe auch OLG Hamm v. 5.3.2006 – 20 U 236/05 – r+s 2007, 314 (Der zur Frist des § 12 Abs. 3 VVG geltende Grundsatz, dass eine Teilklage die Frist für den gesamten Anspruch wahrt, ist auf die Verjährungsunterbrechung nicht anwendbar).
[642] KG v. 4.11.2002 – 12 U 4705/00 – NZV 2004, 483.
[643] BGH v. 3.11.1987 – VI ZR 176/87 – DAR 1988, 136 = DB 1988, 1590 (nur Ls.) = MDR 1988, 396 = NJW 1988, 965 = r+s 1988, 93 = VersR 1988, 401 = zfs 1988, 167 (nur Ls.).
[644] LG Saarbrücken v. 26.1.1983 – 16 O 270/82 – zfs 1983, 289.
[645] BGH v. 9.4.1997 – IV ZR 113/96 – BB 1997, 1173 (nur Ls.) = BGHZ 135, 178 = JR 1998, 153 (Anm. T...

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