Rz. 367

Bei wiederholten unerlaubten Handlungen, die mit jeweils neuen Verletzungen verbunden sind, stellt jede schädigende Teilhandlung eine verjährungsrechtlich selbstständige Schädigung dar, die einen Ersatzanspruch mit eigenem Lauf der Verjährungsfrist erzeugt.[314] Für jede Einzelhandlung läuft eine gesonderte Verjährungsfrist.

 

Rz. 368

Für den Beginn der Verjährung ist zu unterscheiden, ob eine abgeschlossene Handlung oder ob eine fortdauernde oder mehrfach – über einen längeren Zeitraum – wiederholte Handlung vorliegt.[315]

Nur bei einer abgeschlossenen Handlung beginnt die Verjährung des gesamten Anspruches im Zeitpunkt der allgemeinen, nicht detaillierten Kenntnis vom Schaden.
Geht es jedoch nicht um die Fortdauer schädigender Auswirkungen ein und desselben Handlung, sondern um Wiederholungen der schädigenden Handlung selbst, die mit neuen Schädigungen verbunden sind, läuft die Verjährungsfrist für jede einzelne Handlung gesondert.[316]
Handelt es sich um mehrere Teilakte einer natürlichen Handlungseinheit, beginnt die Verjährung für Schadenersatzansprüche, die in späteren Zeitabschnitten entstehen, frühestens jeweils nach Beendigung des jeweiligen Zeitabschnittes, u.U. erst mit Abschluss des schädigenden Handelns selbst.[317]
[314] BGH v. 8.11.2016 – VI ZR 594/15 – MDR 2017, 86 = NJW 2017, 949 = r+s 2017, 156 = VersR 2017, 165 (Ansprüche aus Behandlungsfehlern können zu anderen Zeiten verjähren als solche aus Aufklärungsversäumnissen); BGH v. 9.11.2007 – V ZR 25/07 – DNotZ 2008, 453 = MDR 2008, 191 = NJW 2008, 506 = WM 2008, 89 (Lässt sich ein Schadenersatzanspruch auf mehrere Beratungsfehler stützen, beginnt die kenntnisabhängige Verjährungsfrist für jeden Beratungsfehler gesondert zu laufen); BGH v. 20.2.2003 – III ZR 224/01 – BGHZ 154, 66 = NJW 2003, 1308; OLG München v. 28.5.2003 – 21 U 1529/03 – MDR 2003, 1418 = OLGR 2003, 252 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 1.4.2004 – III ZR 195/03). Siehe auch Geigel-Hübinger, Der Haftpflichtprozess, 23. Aufl. 2001, Kap. 11 Rn 21.
[315] BGH v. 31.10.1980 – V ZR 140/79 – BauR 1981, 206 = DB 1981, 841 = MDR 1981, 395 = NJW 1981, 573 = VersR 1981, 135.
[316] BGH v. 31.10.1980 – V ZR 140/79 – BauR 1981, 206 = DB 1981, 841 = MDR 1981, 395 = NJW 1981, 573 = VersR 1981, 135; BGH v. 4.3.1977 – V ZR 236/75 – VersR 1977, 665; BGH v. 26.6.1972 – III ZR 16/70 – VersR 1972, 1046.
[317] BGH v. 31.10.1980 – V ZR 140/79 – BauR 1981, 206 = DB 1981, 841 = MDR 1981, 395 = NJW 1981, 573 = VersR 1981, 135; BGH v. 26.6.1972 – III ZR 16/70 – VersR 1972, 1046.

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