Rz. 625

 

Hinweis

Siehe § 3 Rdn 23 ff.

 

Rz. 626

 

§ 256 ZPO – Feststellungsklage

(1) Auf Feststellung des Bestehens oder Nichtbestehens eines Rechtsverhältnisses, auf Anerkennung einer Urkunde oder auf Feststellung ihrer Unechtheit kann Klage erhoben werden, wenn der Kläger ein rechtliches Interesse daran hat, dass das Rechtsverhältnis oder die Echtheit oder Unechtheit der Urkunde durch richterliche Entscheidung alsbald festgestellt werde.

(2) Bis zum Schluss derjenigen mündlichen Verhandlung, auf die das Urteil ergeht, kann der Kläger durch Erweiterung des Klageantrags, der Beklagte durch Erhebung einer Widerklage beantragen, dass ein im Laufe des Prozesses streitig gewordenes Rechtsverhältnis, von dessen Bestehen oder Nichtbestehen die Entscheidung des Rechtsstreits ganz oder zum Teil abhängt, durch richterliche Entscheidung festgestellt werde.

(1) Voraussetzungen

 

Rz. 627

 

Hinweis

Zu den Voraussetzungen siehe § 3 Rdn 43 ff.

(2) Aktivlegitimation

 

Rz. 628

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 406 ff.; § 3 Rdn 25 ff.; zur Rechtsnachfolge siehe § 2 Rdn 76 ff., 192 ff., 251 ff., 997 ff.

 

Rz. 629

Gerade mit Blick auf die vielfältigen Drittleistungen ist zu prüfen, ob der Fordernde (unmittelbar Verletzter, Drittleistungsträger) auch tatsächlich Inhaber der Forderung ist oder noch ist.

 

Rz. 630

Wird eine rechtshängige Forderung abgetreten und macht der Zessionar den Anspruch noch während des Vorprozesses erneut rechtshängig, hemmt auch die neue Klage die Verjährung.[608]

[608] BGH v. 9.12.2010 – III ZR 56/10 – MDR 2011, 253 = NJW 2011, 2193 = VersR 2011, 1459.

(3) Besondere Feststellungsklagen

(a) Negative Feststellungsklage

 

Rz. 631

 

Hinweis

Siehe § 3 Rdn 110 f.

 

Rz. 632

Weder die Erhebung einer (negativen) Feststellungsklage durch den Schuldner noch die Verteidigung des Gläubigers gegen eine solche Klage reicht aus, um eine Hemmung der Verjährung zu bewirken.[609] Siehe auch Rdn 638.

[609] BGH v. 15.8.2012 – XII ZR 86/11 – jurisPR-BGHZivilR 21/2012 Anm. 1 (Anm. Reinelt) = NJW 2012, 3633 = zfs 2013, 17 (Anm. Diehl); BGH v. 29.4.1993 – III ZR 115/91 – BGHZ 122, 287 = NJW 1993, 1847 = VersR 1993, 896 (zu § 209 BGB a.F.), BGH v. 8.6.1978 – VII ZR 54/76 – BGHZ 72, 23 = NJW 1978, 1975 (zu § 209 BGB a.F.), BGH v. 7.7.1994 – I ZR 30/92 – NJW 1994, 3107 (zu § 209 BGB a.F.).

(b) Deckungsklage des Geschädigten

 

Rz. 633

 

Hinweis

Zur Drittfeststellungsklage siehe Rdn 124; § 3 Rdn 117 ff.

 

Rz. 634

In der Allgemeinen Haftpflichtversicherung kann auch der Geschädigte ein schützenswertes Feststellungsinteresse haben, dass der Haftpflichtversicherer dem auf Schadenersatz Inanspruchgenommenen Deckung zu gewähren hat.

(4) Wirkung

 

Rz. 635

 

Hinweis

Zur Feststellungswirkung siehe § 3 Rdn 70 ff.; zum falschen Gegner/Beklagten und Zustellungsbevollmächtigten siehe Rdn 736 ff.

 

Rz. 636

Die Feststellungsklage[610] hemmt die Verjährung (§ 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB); und zwar auch bei Anrufung eines unzuständigen Gerichtes[611] oder bei problematischem Feststellungsinteresse,[612] selbst bei unschlüssiger Klage[613] (siehe auch Rdn 741 ff.).

 

Rz. 637

Der unbezifferte Schmerzensgeld-[614] oder Feststellungsantrag führt zur Hemmung der Verjährung im Ganzen.

 

Rz. 638

Nicht ausreichend ist, dass der Geschädigte die Abweisung einer gegen ihn erhobenen negativen Feststellungsklage oder -widerklage beantragt[615] (siehe Rdn 632).

 

Rz. 639

Eine nur auf die "Feststellung, Ansprüche aus einem bestimmten Haftpflichtgeschehen seien nicht verjährt", gerichtete Klage hemmt nicht die Verjährung.[616]

[610] Zur Zulässigkeit und Begründung einer Feststellungsklage siehe u.a.: OLG Düsseldorf v. 16.8.1994 – 4 U 151/93 – r+s 1995, 40 (Feststellungsinteresse fehlt, wenn Leistungsklage möglich ist. Dieses gilt zunächst auch bei Inanspruchnahme einer Versicherungsgesellschaft. Anderes kann im Rahmen der Kaskoversicherung [Sachverständigenverfahren nach § 14 AKB a.F.] gelten.); dazu ergänzend Wussow WI 1995, 95, 119 m.w.N.); OLG Hamm v. 11.3.1993 – 24 U 213/92 – VersR 1994, 193 (Unzulässigkeit mangels Feststellungsinteresse u.a. dann, wenn Verjährungsaspekte nicht in Rede stehen); OLG Köln v. 22.6.1994 – 2 U 169/93 – SP 1994, 411; OLG Köln v. 24.11.1993 – 11 U 133/93 – zfs 1994, 78.
[611] BGH v. 1.2.1990 – IX ZR 188/89 – MDR 1990, 712 = NJW 1990, 1368 (Geht ein Mahnbescheidsantrag, der an das zuständige Gericht gerichtet war, bei einem unzuständigen Gericht ein, das ihn weiterleitet, ist er zur Verjährungsunterbrechung geeignet); BGH v. 20.12.1973 – III 154/71 – MDR 1974, 388; LG Krefeld v. 2.5.2006 – 5 O 233/05 – BeckRS 2007, 01461 = ZMR 2007, 72. Musielak/Voit-Heinrich, 14. Aufl. 2017, § 1 ZPO Rn 26. Siehe auch LG Darmstadt v. 27.6.2014 - 14 O 292/13 – NZV 2015, 503 (Die zweijährige Ausschlussfrist des Art. 35 MÜ wird nicht durch eine Klage zum unzuständigen Gericht gehemmt).
[612] BGH v. 11.5.1993 – VI ZR 243/92 – DAR 1993, 292 = NJW 1993, 2382 = NZV 1993, 346 = VersR 1993, 899 (Ausreichend für das Feststellungsinteresse ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit des Eintritts künftiger Schäden aus dem festzustellenden Rechtsverhältnis); BGH v. 13.6.1967 – VI ZR 12/66 – VersR 1967, 903.
[613] BGH v. 2.3.1979 – I ZR 29/77 – GRUR 1979, 568 = VersR 1979, 764 = WM 1979, 786.
[614] B...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge