Rz. 238

Der geschaffene Vertrauenstatbestand konnte jederzeit wieder beseitigt werden, und zwar auch bei einem "zeitlich unbeschränkt" abgegebenen Verzicht.[181] Es hatte sich allerdings um eine für den Erklärungsempfänger deutliche Erklärung zu handeln, die den Vertrauenstatbestand beseitigt.[182]

 

Rz. 239

Diese Rechtslage gilt unverändert weiter, soweit Verjährungsverzichte vor dem 1.1.2002 abgegeben und danach nicht wiederholt wurden (sog. "alte Erklärungen", dazu Rdn 259).

 

Rz. 240

Beruft sich der Verzichtende dann auf Verjährung, steht dem Empfänger allerdings nur eine kurze Überlegungsfrist zu, um seinen Anspruch rechtshängig zu machen: Derjenige, demgegenüber diese Verzichtserklärung abgegeben wurde, muss dann, wenn der den Verzicht Erklärende zu erkennen gibt, er wolle sich an seine Verzichtserklärung nicht mehr halten, zügig innerhalb einer nur kurzen Überlegungsfrist Klage erheben.[183] Diese Frist beträgt äußerstenfalls einige wenige Wochen,[184] i.d.R. gilt eine Frist von maximal (nur) einem Monat.[185]

[181] OLG Hamm v. 30.5.1994 – 3 U 248/93 – VersR 1995, 1454 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.2.1995 – VI ZR 254/94); OLG Hamm v. 10.11.1983 – 18 U 45/83 – VersR 1984, 259.
[182] OLG Hamm v. 30.5.1994 – 3 U 248/93 – VersR 1995, 1454 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.2.1995 – VI ZR 254/94); OLG München v. 4.4.2000 – 18 U 4536/99 – VersR 2002, 69 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.2.2001 – VI ZR 226/00) (Allein der Abbruch der Verhandlungen reicht nicht).
[183] BGH v. 4.11.1997 – VI ZR 375/96 – DB 1998, 409 = HVBG-INFO 1998, 187 = MDR 1998, 160 = NJW 1998, 902 = NZV 1998, 109 = r+s 1998, 23 = SP 1998, 95 = VersR 1998, 124 = VRS 94, 326 = WI 1998, 5 (in "durchschnittlichen Fällen" reicht eine Frist von 1 Monat); BGH v. 8.5.1984 – VI ZR 143/82 – VersR 1984, 689 = zfs 1984, 265 (nur Ls.); BGH v. 18.12.1981 – V ZR 220/80 – VersR 1982, 365 = zfs 1982, 165; BGH v. 12.12.1978 – VI ZR 159/77 – DAR 1979, 218 = NJW 1979, 866 = r+s 1979, 124 = VersR 1979, 284 = VRS 56, 246 (12 Monate); BGH v. 20.1.1976 – VI ZR 15/74 – MDR 1976, 481 = NJW 1976, 2344 = VersR 1976, 565 (4 Monate zu lang); BGH v. 10.12.1974 – VI ZR 105/73 – VersR 1975, 373; OLG Düsseldorf v. 5.2.1999 – 22 U 178/98 – VersR 2001, 382 (Max. 4 Wochen, 6 Wochen sind i.d.R. zu lang); OLG Köln v. 13.4.1999 – 15 U 143/98 – VersR 2001, 255; OLG Hamm v. 6.9.2000 – 13 U 175/99 – DAR 2001, 166 (nur Ls.) = SP 2001, 53; OLG Hamm v. 10.11.1983 – 18 U 45/83 – VersR 1984, 259; OLG Oldenburg v. 26.7.1991 – 6 U 82/92 – und v. 12.1.1993 – 9 U 76/92 – (11 Wochen sind zu lang); OLG Saarbrücken v. 14.11.2006 – 4 U 227/06 – 68 – SP 2007, 392.
[184] BGH v. 18.12.1981 – V ZR 220/80 – VersR 1982, 365 = zfs 1982, 165; BGH v. 14.2.1978 – VI ZR 78/77 – MDR 1978, 479 = NJW 1987, 1256 = VersR 1978, 521; OLG Köln v. 14.11.1991 – 5 U 39/91 – r+s 1992, 289 (Während des Laufes der Ausschlussfrist nach § 12 Abs. 3 VVG a.F. kann eine Fristverlängerung in Anwendung des § 242 BGB in Betracht kommen. Endet der Vertrauensschutz, beträgt die Überlegungsfrist zur Klage längstens 2 Wochen.); OLG Oldenburg v. 26.7.1991 – 6 U 82/92 – und v. 12.1.1993 – 9 U 76/92 – (11 Wochen sind zu lang).
[185] BGH v. 9.11.2006 – VII ZR 151/05 – BauR 2007, 429 = BGHReport 2007, 270 = MDR 2007, 602 = NJW-RR 2007, 305 = NJW-Spezial 2007, 166; BGH v. 4.11.1997 – VI ZR 375/96 – DB 1998, 409 = HVBG-INFO 1998, 187 = MDR 1998, 160 = NJW 1998, 902 = NZV 1998, 109 = r+s 1998, 23 = SP 1998, 95 = VersR 1998, 124 = VRS 94, 326 = WI 1998, 5; OLG Düsseldorf v. 5.2.1999 – 22 U 178/98 – VersR 2001, 382 (max. 4 Wochen); OLG Köln v. 8.12.1998 – 13 U 105/98 – VersR 2000, 332. Jahnke/Burmann-Lemcke, Handbuch des Personenschadensrechts, 1. Aufl. 2016, Kap. 6 Rn 758.

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