Rz. 264

 

Hinweis

Siehe ergänzend Rdn 210; § 3 Rdn 211.

 

Rz. 265

 

§ 193 BGB – Sonn- und Feiertag; Sonnabend

Ist an einem bestimmten Tage oder innerhalb einer Frist eine Willenserklärung abzugeben oder eine Leistung zu bewirken und fällt der bestimmte Tag oder der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag, einen am Erklärungs- oder Leistungsort staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag oder einen Sonnabend, so tritt an die Stelle eines solchen Tages der nächste Werktag.

 

Rz. 266

Schutzzweck des § 193 BGB ist die Rücksicht auf das allgemeine Ruhen der bürgerlichen Geschäfte an diesen Tagen.[204]

 

Rz. 267

Ist der 31.12. ein Sonnabend, genügt zur Hemmung der Verjährung i.S.v. § 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB, dass der Kläger seine Klage am darauf folgenden Montag (2.1. des Folgejahres) bei Gericht einreicht.[205] Insoweit gilt § 193 BGB, wonach eine an einem bestimmten Tage oder innerhalb einer Frist abzugebende Willenserklärung oder zu bewirkende Leistung noch am nächsten Werktag abgegeben bzw. erbracht werden, wenn der bestimmte Tag oder der letzte Tag der Frist auf einen Sonntag, einen staatlich anerkannten allgemeinen Feiertag oder einen Sonnabend fällt. Ohne diese Bestimmung würden Fristen ­unangemessen verkürzt, weil zur Vermeidung von Nachteilen Leistungen bereits rechtzeitig vor den Wochenenden und Feiertagen (und damit vorzeitig) vorgenommen werden müssten.[206] Da diesem Grundgedanken auch einer Verkürzung von Verjährungsfristen widerspricht, gilt § 193 BGB insofern entsprechend.[207]

 

Rz. 268

§ 193 BGB gilt nicht automatisch für individuelle (private) Vereinbarungen (z.B. zu Zahlungszielen oder Kündigungsfristen);[208] die Fristsetzung erfolgt hier frei und ist nicht zwingend auf Ultimo-Abreden (wie Monats- oder Jahresende) fixiert (so kann z.B. ein Termin auch auf den 23.8. oder 16.11. eines Jahres oder den 5. Werktag eines Monats gelegt sein). Es ist aber möglich, durch ausdrückliche Vereinbarung die Geltung des § 193 BGB in die Parteiabrede in Fristabreden einzubeziehen.

 

Rz. 269

Auch Verjährungsverzichtserklärungen sind in ihrer Terminierung und Fristensetzung frei: Wurde z.B. "bis zum 31.12.2016" auf die Verjährungseinrede verzichtet, war am 1.1.2017 Verjährung eingetreten.

[204] BGH v. 1.2.2007 – III ZR 159/06 – BGHReport 2007, 457 = BGHZ 171, 33 = FamRZ 2007, 632 (nur Ls.) = MDR 2007, 826 = NJW 2007, 1581 (1583) = VersR 2007, 806 = WM 2007, 612 = ZIP 2007, 1114.
[205] BGH v. 6.12.2007 – III ZR 146/07 – MDR 2008, 375 = NJW-RR 2008, 459 = WM 2008, 490 = ZMR 2008, 276. Palandt-Ellenberger, 76. Aufl. 2017, § 199 BGB Rn 41.
[206] BGH v. 1.2.2007 – III ZR 159/06 – BGHReport 2007, 457 = BGHZ 171, 33 = FamRZ 2007, 632 (nur Ls.) = MDR 2007, 826 = NJW 2007, 1581 (1583) = VersR 2007, 806 = WM 2007, 612 = ZIP 2007, 1114 (§ 193 BGB schützt Sonn- und Feiertage und nimmt Rücksicht auf das allgemeine Ruhen der bürgerlichen Geschäfte an diesen Tagen).
[207] BGH v. 3.2.1978 – I ZR 116/76 – DB 1978, 1395 = MDR 1978, 467 NJW 1978, 1157 (nur Ls.) = WM 1978, 461 (464; zu II. 3. m.w.N.); RG v. 27.3.1936 – VII 336/35 – RGZ 151, 345 (348 f.). Palandt-Ellenberger, 76. Aufl. 2017, § 193 BGB Rn 2.
[208] Palandt-Ellenberger, 76. Aufl. 2017, § 193 BGB Rn 3 lässt § 193 BGB für Kündigungsfristen nicht gelten.

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