Rz. 741

 

Hinweis

Zur Aktivlegitimation siehe auch Rdn 628 ff.; § 2 Rdn 55 ff.; § 3 Rdn 25 ff.

 

Rz. 742

Die in unverjährter Zeit erhobene Leistungsklage hemmt die Verjährung auch bei Anrufung eines unzuständigen Gerichtes und selbst bei unschlüssiger Klage (siehe auch Rdn 636).

 

Rz. 743

Die verjährungsbeeinflussende Handlung (z.B. Klage) muss vom Berechtigten erhoben werden. Die Klage eines Nichtberechtigten hemmt die Verjährung nicht.[708] Wer als Berechtigter i.S.d. § 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB anzusehen ist, richtet sich nach sachlichem Recht.[709] Berechtigter ist nicht nur der Rechtsinhaber (z.B. Zessionar), sondern auch der wirksam zur Durchsetzung einer Forderung Ermächtigte, der den Anspruch in gewillkürter Prozessstandschaft geltend macht.[710]

 

Rz. 744

Die Klage eines früheren Anspruchsinhabers beeinträchtigt die Verjährung nicht. Eine nach Eintritt der Verjährung erfolgte Abtretung wirkt nicht zurück.[711]

 

Rz. 745

Wird ein abgetretener[712] Anspruch verfolgt oder soll im Wege der gewillkürten Prozessstandschaft die einem anderen zustehende Forderung eingeklagt werden, sind, damit eine Hemmung erfolgen kann, Abtretung und Prozessstandschaft offen zu legen.[713]

 

Rz. 746

Gerichtliche Maßnahmen gegenüber einem falschen Anspruchsgegner beeinträchtigen den Verjährungslauf nicht (Rdn 750 ff.).

 

Rz. 747

Zulässiger Parteiwechsel auf Beklagtenseite bewirkt, dass die Rechtshängigkeit der geänderten Klage erst ab Zustellung an den richtigen Beklagten eintritt.[714]

 

Rz. 748

Im Einzelfall kann eine Klage an die Adresse des Arbeitgebers zugestellt werden.[715] Die Zustellung an früher einmal beauftragte Anwälte reicht nicht aus, da das Mandat mit der Erledigung des ursprünglichen Prozessverfahrens erlischt.[716]

 

Rz. 749

Wird der gesetzliche Vertreter einer beklagten Versicherungsgesellschaft falsch angegeben, ist die Klage häufig unzulässig.[717] Die falsche Vertretungsbezeichnung in der Klageschrift ist einer Rubrumsberichtigung nicht zugänglich.[718] Eine Heilung ist dadurch möglich, dass der gesetzliche Vertreter als solcher in den Prozess eintritt und die Prozessführung des vollmachtlosen Vertreters genehmigt.[719] Der Vertretungsmangel ist auch noch in der Revisionsinstanz von Amts wegen zu berücksichtigen.[720] Der Umstand, dass eine Partei nicht nach den Vorschriften des Gesetzes vertreten war, ist ein absoluter Revisionsgrund (§ 547 Nr. 4 ZPO). Aktiengesellschaften werden durch den Vorstand vertreten (§ 78 Abs. 1 AktG), Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VV a.G.) ebenfalls (§ 34 VAG); nicht vertretungsberechtigt ist (außerhalb von § 112 AktG) der Aufsichtsrat.

[708] BGH v. 9.12.2010 – III ZR 56/10 – MDR 2011, 253 = NJW 2011, 2193 = VersR 2011, 1459 = WM 2011, 321 (Rn 9); BGH v. 29.10.2009 – I ZR 191/07 – MDR 2010, 588 = NJW 2010, 2270 (Rn 38); BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 3.7.1980 – IVa 38/80 – BGHZ 78, 1 = DB 1980, 2187 = JR 1981, 105 = MDR 1980, 1006 = NJW 1980, 2461; AG Papenburg v. 2.3.2001 – 18 C 890/00 (IV) – NVersZ 2001, 470 (Zu § 12 Abs. 3 VVG a.F.: Klage des Fahrers des Unfallfahrzeuges aus Teilkaskoversicherung; die spätere Klage des Versicherungsnehmers [Vater des Fahrers] war verfristet). Geigel-Bacher, Der Haftpflichtprozess, 27. Aufl. 2015, Kap. 11 Rn 53 f.; Palandt-Ellenberger, 76. Aufl. 2017, § 204 BGB Rn 9.
[709] BGH v. 23.3.1999 – VI ZR 101/98 – BB 1999, 1030 = MDR 1999, 884 = NJW 1999, 2110 = VersR 1999, 892 = WM 1999, 1065 m.w.N.; LG Darmstadt v. 4.7.2006 – 6 S 88/06 – NZV 2007, 89 (Auch wenn der beklagte Versicherer vorprozessual einen Teil des Schadens regulierte, darf er sich im Prozess mit dem Einwand der fehlenden Aktivlegitimation – konkret Bestreiten der Eigentümereigenschaft für eine beschädigte Sache – verteidigen).
[710] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 3.7.1980 – IVa ZR 38/80 – BGHZ 78, 1 = DB 1980, 2187 = JR 1981, 105 = MDR 1980, 1006 = NJW 1980, 2461.
[711] OLG Hamm v. 27.8.2003 – 20 U 12/03 – r+s 2003, 459.
[712] BGH v. 23.3.1999 – VI ZR 101/98 – BB 1999, 1030 = MDR 1999, 884 = NJW 1999, 2110 = VersR 1999, 892 = WM 1999, 1065 (Stiller Zessionar ist Berechtigter).
[713] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 3.7.1980 – IVa ZR 38/80 – BGHZ 78, 1 = DB 1980, 2187 = JR 1981, 105 = MDR 1980, 1006 = NJW 1980, 2461; BGH v. 30.5.1972 – I ZR 75/71 – DB 1972, 2107 = MDR 1972, 842 = NJW 1972, 1580; OLG Koblenz v. 27.7.2001 – 10 U 1227/00 – SP 2002, 174.
[714] OLG Saarbrücken v. 10.1.1996 – 5 U 413/95 –28 – VersR 1997, 435 = zfs 1997, 218 (Bei einer Änderung einer Parteibezeichnung handelt es sich nicht um die Berichtigung einer fehlerhaften Parteibezeichnung, sondern um einen Parteiwechsel, wenn unter der jeweiligen Parteibezeichnung jewe...

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