Rz. 118

 

Hinweis

Ergänzend hierzu Kapitel 13 (vgl. § 13 Rn 73 ff.).

 

Rz. 119

In der Praxis wird i.d.R. versucht, die wahrscheinliche unfallbedingte Gewinnminderung zu schätzen.[92] Hier liegen beim Selbstständigen die Hauptprobleme. Grundsätzlich hat der Verletzte den Umfang seiner Einbußen zu beweisen,[93] wobei ihm das Gesetz allerdings gewisse Beweiserleichterungen (§ 252 BGB, § 287 ZPO) einräumt; ein abstrakt berechneter Mindestschaden ist allerdings nicht zu ersetzen.[94]

 

Rz. 120

Es reicht aus, wenn der Geschädigte darlegt, dass der Gewinn mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erzielt worden wäre.[95] Für die Bemessung ist allerdings eine möglichst breite Vergleichsgrundlage notwendig.[96] Unzureichend sind Bescheinigungen der Steuerberater, die z.B. den Jahresverdienst auf die Tage der Krankschreibung umrechnen.[97]

 

Rz. 121

Als entgangener Gewinn können nur Beträge angesehen werden, die dem Geschädigten nach allgemeiner Lebenserfahrung und nach den besonderen Umständen des Einzelfalles ohne das schädigende Ereignis zugeflossen wären; dabei ist ein objektiver Maßstab anzulegen.[98]

 

Rz. 122

Der Hinweis auf Vergleichspersonen ist – anders als bei abhängig Beschäftigten – wegen der häufig personengeprägten Situation des verletzten Selbstständigen kaum möglich.[99]

[92] BGH v. 16.3.2004 – VI ZR 138/03 – BGHReport 2004, 1020 = DAR 2004, 382 = MDR 2004, 1058 = NJW 2004, 1945 = NZV 2004, 344 = r+s 2004, 255 = SP 2004, 225 = SVR 2004, 379 (Anm. Bachmeier) = VersR 2004, 874 = VRS 106, 402 = zfs 2004, 349 (Für die Schadenschätzung beim Verdienstausfall eines Selbstständigen [konkret: Versicherungsmakler] müssen vom Geschädigten ausreichende Schätzungsunterlagen beigebracht werden).
[93] BGH v. 22.2.1973 – VI ZR 15/72 – MDR 1973, 400 = NJW 1973, 700 = VersR 1973, 423 = VRS 44, 321.
[94] BGH v. 16.3.2004 – VI ZR 138/03 – BGHReport 2004, 1020 = DAR 2004, 382 = MDR 2004, 1058 = NJW 2004, 1945 = NZV 2004, 344 = r+s 2004, 255 = SP 2004, 225 = SVR 2004, 379 (Anm. Bachmeier) = VersR 2004, 874 = VRS 106, 402 = zfs 2004, 349; OLG München v. 4.5.2007 – 10 U 3439/05 – (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.2.2008 – VI ZR 151/07 –).
[95] BGH v. 19.10.2005 – VIII ZR 392/03 – BGHReport 2006, 163 = JR 2007, 27 (Anm. Spallino) = MDR 2006, 501 = NJW 2006, 843 (nur Ls.) = NJW-RR 2006, 243 = WM 2006, 544 (Ist der Geschädigte Kaufmann, entspricht es dem gewöhnlichen Lauf der Dinge, dass er marktgängige Waren jederzeit zum Marktpreis absetzen kann).
[96] OLG Frankfurt v. 11.3.1999 – 1 U 268/97 – SP 2000, 124; OLG Karlsruhe v. 3.6.2005 – 10 U 149/04 – SP 2005, 374 u.a. mit Darstellung der prozessualen Anforderungen an einen substantiierten ausreichenden Sachvortrag des Klägers (Konkret wurde Klage mangels Substanz abgewiesen); OLG München v. 4.5.2007 – 10 U 3439/05 – (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.2.2008 – VI ZR 151/07 –) (Referenzzeitraum von 4 Monaten ist zuwenig).
[97] OLG Koblenz v. 12.6.2006 – 12 U 29/06 – SP 2006, 349. Luckey, 1. Aufl. 2013, Rn 695.
[98] LG Köln v. 29.1.1970 – 2 O 411/69 – VersR 1971, 773.
[99] OLG Frankfurt v. 11.3.2004 – 26 U 28/98 – zfs 2004, 452 (Anm. Diehl) (Kein Vergleich bei Maklern mit annähernd gleicher Aus- und Fortbildung).

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