Rz. 91

Den Cookies in gewisser Weise vergleichbar sind so genannte Web-Bugs. Der Name Web-Bug hat an sich keine besondere Bedeutung und hat auch nichts mit Fehlern zu tun (Bug als allg. Begriff für einen Fehler). Der Erfinder der Web-Bugs hat diese in Ermangelung eines besseren Begriffes so benannt und dieser Name hat sich in der Fachwelt durchgesetzt.

 

Rz. 92

Technisch gesehen funktioniert ein Web-Bug ähnlich wie ein Cookie. Auch ein Web-Bug dient der Identifizierung des Nutzers bzw. des Nutzerverhaltens. Als Web-Bugs (deutsch: Web-Wanze, Zählpixel, Tracking-Pixel) bezeichnet man kleine Grafiken in html-E-Mails oder auf Webseiten, die eine Log-Datei-Aufzeichnung und eine Log-Datei-Analyse ermöglichen, welche oft für statistische Auswertungen verwendet werden.

 

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Die meist nur 1 x 1 Pixel messenden Bilder sind häufig transparent oder in der Farbe des Hintergrunds erstellt, damit sie nicht sichtbar sind. Wird ein Dokument geöffnet, dann wird dieses kleine Bild von einem Server im Internet geladen, wobei das Herunterladen dort registriert wird. So kann der Betreiber des Servers sehen, wann und wie viele Nutzer diesen Zählpixel anforderten bzw. ob und wann eine E-Mail geöffnet oder eine Website besucht wurde.

 

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Private Betreiber von Webseiten können durch das Einbinden eines Web-Bugs ohne Zugriff auf die Log-Dateien des Servers Informationen über die Besuche erhalten. So werden auf zahlreichen Internetseiten Zähler (Counter) verwendet, die auf demselben Prinzip aufbauen, aber jedem neuen Besucher ein neues "Bild", d.h. eine um eins erhöhte Zahl, darbieten.

 

Rz. 95

Versender von E-Mails verwenden Web-Bugs, um herauszufinden, ob eine E-Mail-Adresse gültig ist, ob und wann die E-Mail geöffnet wurde, welcher Browser und welches Betriebssystem der Empfänger verwendet, welche IP-Adresse der Verwender hat etc. Auch für Versender von E-Mail-Newslettern können Web-Bugs von Bedeutung sein, um die tatsächliche Resonanz auf den Newsletter festzustellen.

 

Rz. 96

Das Web-Bug-Verfahren funktioniert wie folgt: Fordert der Nutzer die gewünschte Website von einem Server an, und ist diese Seite mit einem integrierten Web-Bug ausgestattet, wird sie zusammen mit dem integrierten Web-Bug an den Nutzer "ausgeliefert" und das Zählpixel aufgerufen. Die für das Web-Controlling benötigten Daten des Besuchers werden dann an einen Analyseserver übertragen, der die ihm übertragenen Nutzerdaten anschließend entsprechend auswerten kann.

 

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Hiergegen existieren zahlreiche Schutzmechanismen. So können E-Mails oder Webseiten offline gelesen werden, damit die Grafik das Zählpixel (den Web-Bug) nicht vom Server laden und sich dort also auch nicht registrieren kann. Auch kann das Verwenden so genannter html-E-Mails in vielen hierzu verwendeten Programmen ausgeschlossen werden. Auch Firewalls bieten sich an, um restriktive Zugriffsrechte in das Internet zu etablieren. Viele Mailprogramme bieten zudem die Möglichkeit, externe Grafiken nur nach Bestätigung anzeigen (nachladen) zu lassen. Im Bereich der Internetnutzung (des Surfens) gibt es einige Browsererweiterungen, die Web-Bugs sichtbar machen.[124] Erkannte Zählpixel können danach mit Filterprogrammen (wie z.B. Add-Block) blockiert werden.

 

Rz. 98

Die Verwendung von Web-Bugs kann nach hier vertretener Auffassung im Einzelfall im Rahmen einer Interessenabwägung gem. Art. 6 Abs. 1 lit. f) DSGVO gerechtfertigt sein und damit auch ohne Einwilligung des Nutzers zulässig.[125]

[124] Für Firefox bspw. Greace Monkey oder Web-Bug Detector.
[125] In diesem Sinne wohl auch Art. 29-Datenschutzgruppe, Stellungnahme 04/2012 zur Ausnahme von Cookies von der Einwilligungspflicht vom 7.6.2012, WP 194, S. 11 f., abrufbar unter: http://ec.europa.eu/justice/data-protection/article-29/documentation/opinion-recommendation/files/2012/wp194_de.pdf.

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