Rz. 290

 

Hinweis

Zu Steuern in Kapitel 18 (siehe § 18 Rn 1 ff.).

 

Rz. 291

Das hypothetische Bruttoeinkommen ist um die Steuerbelastung (Einkommensteuer, Kirchensteuer, Solidarzuschlag) zu kürzen.[221]

 

Rz. 292

Der Geschädigte hat seinen Verdienstausfallschaden darzulegen und zu beweisen. Bei der Schadenberechnung sind steuerliche Vergünstigungen (wie Progressionsdifferenz, Steuerbegünstigung von Sozialleistungen [u.a. Krankengeld, EU-Rente] etc.) zugunsten des Schädigers zu berücksichtigen (ausführlich dazu siehe § 18 Rn 99 ff.). Der Schädiger genügt seiner Substantiierungspflicht, wenn er darlegt, bei welchen Steuerpositionen der Geschädigte unfallbedingt Steuervorteile erlangt. Zahlenangaben braucht er dabei nicht zu machen, denn die Tatbestände der steuerlichen Auswirkungen ergeben sich aus den entsprechenden Gesetzen. Im Ergebnis kann es daher für die Darlegungs- und Beweislast des Verletzten keinen Unterschied machen, ob die Steuerersparnis als Schadenberechnungsfaktor oder als ein auszugleichender Vorteil anzusehen ist. Auch im letzten Fall hat der Geschädigte wegen der Nähe zu den in seiner Sphäre liegenden Umständen die Darlegungs- und Beweislast.[222]

 

Rz. 293

Nur soweit der Geschädigte die ermittelte und vom Schädiger zu erstattende Schadenersatzrente danach als Einkommen versteuern muss, hat der Schädiger ihm die dann konkret auf den zu erstattenden Betrag entfallende Mehrsteuer[223] zu ersetzen.[224]

 

Rz. 294

Es ist unzulässig und falsch, die ersparte Steuer auf den entgangenen Lohn mit der Steuer auf den Schadenersatz gleichzusetzen. Die Steuer auf den Schadenersatz ist regelmäßig (nicht zuletzt wegen der Steuerbegünstigung der Sozialleistungen) deutlich geringer.

 

Rz. 295

Bei Abrechnung von Minderverdiensten ist die steuerrechtliche Progression zu berücksichtigen, die ja gerade den Einkommensanteil der weiteren, unfallkausal gekürzten Einkünfte überproportional betrifft. Ein prozentualer Abschlag kann im Einzelfall zu einem überhöhten und damit unzutreffend berechneten Nettoschaden führen.[225]

[221] BGH v. 17.11.2005 – III ZR 350/04 – EWiR 2006 (nur Ls.) (Anm. Frisch) = MDR 2006, 407 (nur Ls.) = NJW 2006, 499 = VersR 2006, 413 = WM 2006, 499 = ZIP 2006, 573; OLG Hamm v. 26.3.1998 – 6 U 214/95 – r+s 1999, 372 (Zusammenveranlagung von Ehegatten).
[222] BGH v. 10.2.1987 – VI ZR 17/86 – BB 1987, 715 = DB 1987, 1682 = JZ 1987, 574 (Anm. von Laumen) = MDR 1987, 571 = NJW 1987, 1814 = r+s 1987, 132 (nur Ls.) = VersR 1987, 668 = zfs 1987, 263. Siehe auch BGH v. 28.9.1999 – VI ZR 165/98 – DAR 2000, 62 = HVBG-INFO 1999, 3361 = MDR 1999, 1505 = NJW 1999, 3711 = NZV 1999, 508 = r+s 1999, 506 = SP 1999, 411 = VersR 2000, 65 = VRS 98, 101 = zfs 2000, 14.
[223] BGH v. 2.12.1997 – VI ZR 142/96 – DAR 1998, 99 = NJW 1998, 985 = r+s 1998, 153 = SP 1998, 159 = VersR 1998, 333 (Unterhaltsschaden einer Beamtenwitwe: Der Berechnung ist der den entgangenen Unterhaltsleistungen kongruente Teil des Witwengeldes zugrunde zu legen).
[224] BGH v. 10.4.1979 – VI ZR 151/75 – BB 1979, 2320 = DAR 1980, 16 = DB 1979, 2320 = FamRZ 1979, 687 = JR 1979, 462 = JZ 1979, 474 = MDR 1979, 833 = NJW 1979, 1501 = r+s 1979, 195 = VersR 1979, 670 = VRS 57, 94; KG v. 17.6.1999 – 12 U 2463/98 – DAR 2000, 401 (nur Ls.) = KGR 2000, 239 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 9.5.2000 – VI ZR 293/99 –), OLG Oldenburg v. 13.2.1991 – 4 U 83/90 – r+s 1992, 414 = zfs 1992, 82.

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