Rz. 1317

 

Zum Thema

Pietsch "Die Rechtsprechung rund um die Reiserücktrittsversicherung" DAR 2013, 608.

 

Rz. 1318

Teilweise[830] wird die Reiserücktrittsversicherung nicht als Schaden-, sondern als Summenversicherung betrachtet, so dass bereits von daher ein Forderungsübergang nach § 86 VVG entfalle.

 

Rz. 1319

Selbst wenn man die Reiserücktrittsversicherung zu den Schadenversicherern i.S.d. § 86 VVG rechnet, stehen ihr auch dann Ansprüche nicht zu, da es bereits an einem Anspruch des unmittelbar Verletzten fehlt, der dann erst in weiterer Folge dann auf den Reiserücktrittsversicherer übergehen könnte:[831]

Urlaub hat zwar grundsätzlich vermögenswerten Charakter (siehe § 3 Rn 310 ff.), gleichwohl ist bei unfallbedingtem Wegfall oder Verfall dieser Freizeit keine Entschädigung in Geld zu leisten. Für den Fall des vertanen Urlaubs differenziert der BGH[832] zwischen einerseits dem Vertragsrecht, soweit die Urlaubsdurchführung Gegenstand des Vertrages ist (also dem Anwendungsfall des § 651f BGB), und andererseits den übrigen Schadenersatznormen, die keine Erstattungsfähigkeit bedingen. Der Fortfall des Urlaubs kann allenfalls bei der Schmerzensgeldbemessung in eng begrenztem Rahmen von Bedeutung sein.[833]
Soweit Dritten (Ehegatte[834] bzw. Angehörige eines Verletzten oder Getöteten) Stornokosten für Absage/Abbruch einer gemeinsamen bereits gebuchten/bezahlten Reise entstehen, sind diese Kosten als mittelbare Schäden nicht zu ersetzen.[835] Stornokosten sind letztlich nichts anderes als die Nichterstattung eines Teiles des Urlaubspreises.
[830] LG München v. 27.4.2006 – 31 S 21056/05 – VersR 2007, 354.
[831] LG Bremen v. 13.5.2013 – 7 O 1759/12 – SP 2013, 289 = SVR 2013, 427 (Anm. Balke) (Frustrierte Aufwendungen, d.h. bereits verauslagte Kosten für einen wegen einer Körperverletzung nicht antretbaren Urlaub, sind nicht als materieller Schaden zu ersetzen. Der entgangene Urlaubsgenuss kann nicht als materieller Schaden ersetzt werden, im Einzelfall aber bei der Bemessung des immateriellen Schadens [Schmerzensgeld] Berücksichtigung finden.).
[832] BGH v. 11.1.1983 – VI ZR 222/80 – BGHZ 86, 212 = DAR 1983, 163 = DB 1983, 1198 = JZ 1983, 390 = MDR 1983, 477 = NJW 1983, 1107 = r+s 1983, 82 = VersR 1983, 392 = zfs 1983, 169.
[833] Vgl. BGH v. 11.1.1983 – VI ZR 222/80 – BGHZ 86, 212 = DAR 1983, 163 = DB 1983, 1198 = JZ 1983, 390 = MDR 1983, 477 = NJW 1983, 1107 = r+s 1983, 82 = VersR 1983, 392 = zfs 1983, 169; LG Bremen v. 13.5.2013 – 7 O 1759/12 – SP 2013, 289 = SVR 2013, 427 (Anm. Balke), LG Köln v. 13.9.2000 – 4 O 152/00 – SP 2000, 420 = SP 2001, 13, LG München I v. 29.4.1993 – 19 O 864/93 – SP 1994, 250.
[834] AG Langen v. 9.6.1995 – 51 C 1054/93 – zfs 1995, 325.
[835] BGH v. 4.4.1989 – VI ZR 97/88 – MDR 1989, 805 = VersR 1989, 853, BGH v. 15.12.1970 – VI ZR 120/69 – BGHZ 55, 146 = MDR 1971, 470 = NJW 1971, 796 = VersR 1971, 444 (Jagdpacht); OLG Celle v. 23.2.1984 – 5 U 132/83 – zfs 1984, 358; LG Lüneburg v. 13.7.1973 – 3 O 111/73 – VersR 1975, 1016; AG Langen v. 9.6.1995 – 51 C 1054/93 – zfs 1995, 325. Küppersbusch/Höher, Rn 214 ff.

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