Rz. 1557

Die Sicherstellung der Altersrentenbezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung wurde dem RVT (aus fürsorgerischen Gründen[961]) alleinzuständig[962] und allumfassend[963] treuhänderisch überantwortet. Der RVT ist zur Durchsetzung des Anspruchs nach § 119 SGB X allein aktivlegitimiert und fordert aufgrund eigenverantwortlicher Einschätzung diejenigen Beiträge ein, die nach seiner Auffassung auch ohne das Unfallgeschehen auf das Rentenbeitragskonto geflossen wären.

 

Rz. 1558

Der Gesetzgeber hat (für Schadenfälle ab 1.7.1983) mit der Einführung von § 119 SGB X bewusst und gezielt den Beteiligten (Opfer und Täter) in all denjenigen Fällen, in denen jemals[964] ein RV-Beitrag auf dem Beitragskonto der DRV gelandet ist, die bis 30.6.1983 bestehende Möglichkeit[965] vollständig genommen (Ausschluss der Dispositionsfreiheit), etwaige Nachteile[966] in der gesetzlichen Rentenversicherung individuell zu regeln und die Gewährleistung insbesondere der Rentenabsicherung dem RVT treuhänderisch übertragen. Die Höhe der Altersrente entsprechend der erhaltenen Beiträge hat stattdessen der Treuhänder des Geschädigten (DRV) zu gewährleisten.[967]

 

Rz. 1559

Ohne die Regelung des § 119 SGB X hätte der Geschädigte frei über den RV-Beitrag verfügen können.[968] Er wäre nicht verpflichtet gewesen, diesen Betrag seinem RV-Beitragskonto zuzuführen, sondern hätte ihn (insbesondere bei unzureichender finanzieller Auswirkung der Zahlung auf den künftigen Rentenbezug, z.B. wegen pauschaler sozialer Berücksichtigung von Zeiten) anderweitig verwenden können (zum alten Recht vor 1.7.1983 siehe Rn 1722 f.)[969]

 

Rz. 1560

Der Ersatzpflichtige kann, soweit § 119 SGB X reicht, – auch im Einverständnis mit dem Geschädigten – keine andere Regulierungsmöglichkeit[970] anbieten, den Beitragsregress abzuwenden.

[961] LSG Baden-Württemberg v. 30.1.2014 – L 7 R 4417/11 – BeckRS 2014, 66327 = juris; Plagemann/Plagemann in Festschrift für Grüner, S. 421, 442.
[962] BGH v. 2.12.2003 – VI ZR 243/02 – MDR 2004, 573 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 595 = NZV 2004, 249 = r+s 2004, 175 = SVR 2004, 312 (nur Ls.) (Anm. Engelbrecht) = SVR 2004, 352 (Anm. Engelbrecht) = VersR 2004, 492 = VRS 106, 365 (Eine [Rück-]Abtretung der Forderung an den unmittelbar Verletzten ist unwirksam – Abtretungsverbot); LG Stuttgart v. 30.1.2008 – 4 S 70/07 – r+s 2008, 402, LSG Baden-Württemberg v. 20.3.2007 – L 9 R 917/05 – BeckRS 2007, 44389 = NJOZ 2007, 3373 (Revision [BSG – B 12 R 3/07 R –] wurde von der Klägerin am 28.5.2008 im Termin zurückgenommen) m.w.N., LSG Celle-Bremen v. 28.9.2007 – L 1 R 142/07 – jurisPR-VerkR 12/2008, Anm. 6 (Anm. Jahnke) (Revisions-Az. BSG – B 5a R 128/07 R –), LSG Rheinland-Pfalz v. 11.1.2012 – L 4 R 266/11 – NZS 2012, 510 (nur Ls.) (Ein Anspruch auf eine "Wiederaufnahme" des Beitragsregressverfahrens durch den RVT mit dem gegnerischen Haftpflichtversicherer kommt nicht mehr in Betracht, wenn es zu einem Abschluss eines Vergleichs zwischen dem RVT und dem Dritten bzw. dessen Haftpflichtversicherung gekommen ist, in dem weitere Ansprüche zwischen RVT und Haftpflichtversicherer wirksam ausgeschlossen wurden); LG Gera v. 19.6.2008 – 6 O 1457/07 – jurisPR-VerkR 16/2008, Anm. 5 (Anm. Jahnke) = r+s 2008, 400 (Anm. Jahnke).
[963] OLG Celle v. 27.6.2012 – 14 U 193/10 – BeckRS 2012, 24388 = VersR 2013, 1052; LSG Nordrhein-Westfalen v. 28.3.2001 – L 8 RJ 143/00 – BeckRS 2001, 17277 = juris (Vorinstanz zu BSG v. 31.1.2002 – B 13 RJ 23/01 R – Breith 2002, 836 = BSGE 89, 151 = HVBG-Info 2002, 1505 = MittLVA Oberfr 2002, 283 = NZA 2002, 894 = NZS 2002, 661 = SGb 2002, 275) (Durch den Anspruchsübergang kann der Versicherte vom Schädiger keine Zahlung an sich selbst verlangen; sein Rentenschaden wird allein durch die Beitragsverpflichtung des Schädigers ausgeglichen), LSG Rheinland-Pfalz v. 11.1.2012 – L 4 R 266/11 – NZS 2012, 510. Jahnke/Thinesse-Wiehofsky, § 3 Rn 147 f. m.w.H., Wenzel-Stahl, Kap. 5 Rn 284 f.
[964] Jedenfalls vor Abfindung der Direktansprüche (BGH v. 24.4.2012 – VI ZR 329/10 – GesR 2012, 475 = jurisPR-SozR 13/2012 Anm. 6 (Anm. Dahm) = jurisPR-VerkR 14/2012, Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2012, 840 = NJW 2012, 3639 (Anm. Giesen NJW 2012, 3609) = NJW-Spezial 2012, 394 = NZS 2012, 752 (nur Ls.) = NZV 2012, 577 (Anm. Dahm NZV 2012, 575) = r+s 2012, 414 = SP 2012, 284 = VersR 2012, 924 = VRS 123, 167).
[965] Dazu Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 3. Aufl. 2009, § 3 Rn 858 f., 1066.
[966] Nachteile, die wegen des Beitragsausfalles entstehen, wie z.B. etwaige Einbußen in der Altersrente.
[967] Küppersbusch/Höher, Rn 763.
[968] Siehe in diesem Zusammenhang LSG Baden-Württemberg v. 30.1.2014 – L 7 R 4417/11 – BeckRS 2014, 66327 = juris (Rn 32): "Nach der Rechtsprechung des BSG ist der sozialrechtliche Herstellungsanspruch u.a. ausgeschlossen, wenn der Berechtigte selbst tatsächliche Handlungen vorzunehmen hatte".
[969] BGH v. 11.7.1969 – VI ZR 49/68 – VersR 1969, 907; KG v. 30.5.1974 – 12 U 198/74 – MDR 1974, 930 = VersR 1975, 862.
[970] Z.B. durch siche...

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