Rz. 7

Ein Verkehrszeichen stellt, sofern es ein Gebot oder Verbot beinhaltet, von seiner Rechtsnatur her einen Verwaltungsakt (VA) in der Form der Allgemeinverfügung dar, § 35 S. 2 Alt. 3 VwVfG.[11] Geregelt i.S.d. VA wird die Benutzung der öffentlichen Sache "Straße", "Weg" oder "Platz".[12] Ein Verstoß gegen ein angeordnetes absolutes Haltverbot für nichtberechtigte Fahrzeuge beinhaltet neben diesem Verbot gleichzeitig ein Wegfahrgebot, das in entsprechender Anwendung von § 80 Abs. 2 Nr. 2 VwGO sofort vollziehbar ist.[13]

 

Rz. 8

Maßgebend ist also stets, ob eine Regelung i.S.d. § 35 VwVfG vorliegt. Keinen VA stellt dementsprechend z.B. das Verkehrszeichen 357 ("Sackgasse") dar, weil es sich hier lediglich um einen sog. Hinweis handelt, bei dem der regelnde Charakter gerade fehlt.[14]

 

Rz. 9

Vorschriftzeichen nach der StVO, von denen ein Durchfahrtsverbot ausgeht, sind Verwaltungsakte in Form der Allgemeinverfügung.[15] Das Zeichen 209 (Fahrtrichtungsgebot rechts) stellt einen VA mit Dauerwirkung in Form der Allgemeinverfügung dar.[16] Das Verkehrszeichen 237 bestimmt und regelt, dass die Radfahrer an dieser Stelle die für sie bestimmten Sonderwege benutzen müssen. Verkehrszeichen 237 regelt einerseits das Gebot, den Radweg zu benutzen, und beinhaltet gleichzeitig das Verbot, auf der Fahrbahn Rad zu fahren.[17] Gleiches gilt für das Zeichen 240. Auch dieses regelt die Radwegbenutzungspflicht.[18]

 

Rz. 10

Die Anordnung einer geschwindigkeitsbeschränkten Zone ist ein VA mit Dauerwirkung.[19] Die Einrichtung der dem Linienverkehr dienenden Bushaltestelle durch Anbringung eines Haltestellenschildes (Zeichen 224) stellt ebenso einen VA dar[20] wie die Errichtung einer Busspur.[21]

 

Rz. 11

Verkehrsverbote in einer Umweltzone, durch die Fahrverbote für Kfz mit erhöhter Schadstoffemission geregelt werden, werden durch die Verkehrszeichen 270.1 (Beginn der Zone) und 270.2 (Ende der Zone) angeordnet. Bei der Überprüfung dieser Verkehrsbeschränkungen und Verkehrsverbote, die die Straßenverkehrsbehörde gem. § 40 Abs. 1 BImSchG zur Umsetzung eines Luftreinhalteplans angeordnet hat,[22] ist inzident die Rechtmäßigkeit dieses Plans zu überprüfen.[23] Im Rahmen der Umweltzone sind Aktionspläne wie Luftreinhaltpläne nicht selbstständig anfechtbar. Sie sind rechtlich als Handlungspläne konzipiert, die in ihrer Rechtsnatur Verwaltungsvorschriften ähnlich sind und für Private und für Anlagenbetreiber weder Rechte noch Pflichten begründen.[24] Gegenstand einer rechtlichen Überprüfung ist die nach außen wirkende Maßnahme der Anordnung einer Umweltzone nach § 40 BImSchG, die durch das Aufstellen der in Anlage 2 zur StVO in Lfd.-Nrn. 44 bis 46 genannten Verkehrszeichen 270.1 und 270.2 sowie das Zusatzzeichen (Ge- oder Verbotsschild nach § 41 Abs. 2 S. 1 StVO) für Dritte Außenwirkung erlangt.[25]

[11] H.M., vgl. z.B. BVerwG, Urt. v. 6.4.2016 – 3 C 10.15, Rn 16 m.w.N.; BayVGH, Urt. v. 12.4.2016 – 11 B 15.2180, Rn 16.
[12] BVerwG zfs 2011, 52, 53; BVerwG zfs 2004, 139 = NJW 2004, 698 = NZV 2004, 52 = DAR 2004, 45; BVerwGE 59, 221, 224 f.; 92, 32 = NJW 1993, 1729 = NZV 1993, 284 = zfs 1993, 288 – Ls.; BVerwG zfs 1995, 155; NJW 1995, 1977 = NZV 1995, 244 = DVBl. 1995, 746 = DÖV 1995, 773 = zfs 1995, 320 – Ls.; BVerwG zfs 1997, 196 = BVerwGE 102, 316, 318 = NJW 1997, 1021 = NZV 1997, 246 = DAR 1997, 119 m. Anm. Berr; BVerwG zfs 1999, 265 = NJW 1999, 2056; HessVGH zfs 1999, 267 = NJW 1999, 2057 = DAR 1999, 328 = NZV 1999, 397 mit Anm. Rinze; HessVGH NJW 1999, 1651; HambOVG zfs 2003, 617.
[13] BVerwG, Urt. v. 9.4.2014 – 3 C 5.13, Rn 13, zfs 2014, 474 = NZV 2014, 589.
[14] VGH BW VBlBW 1994, 415 = zfs 11994, 472 – Ls.
[15] BVerwG NJW 1978, 656; OVG Saarland VerkMitt. 2003, 46.
[16] VGH BW, Urt. v. 16.5.1997 – 5 S 1842/95, zfs 1997, 436.
[17] BVerwG zfs 2011, 234; BVerwG, Urt. v. 21.8.2003 – 3 C 15.03, zfs 2004, 139 = NJW 2004, 698 = NZV 2004, 52 = DAR 2004, 45; HambOVG zfs 2003, 617; VGH BW zfs 2003, 378.
[18] BVerwG zfs 2011, 234.
[19] BVerwG zfs 1995, 155; Bestätigung von BVerwGE 59, 221, 225 f.; 92, 32, 34 = NJW 1993, 1729 = NZV 1993, 284 = zfs 1993, 288 – Ls.
[20] OVG Saarland zfs 1992, 106; OVG NRW VRS 57, 396; HessVGH NJW 1986, 2781; VGH BW zfs 1995, 239; a.A. BayVGH BayVBl 1979, 341.
[21] Zeichen 245: BVerwG NJW 1993, 1729 = zfs 1993, 288 – Ls.; HessVGH zfs 1992, 108 – Ls., vollständig abgedr. in VRS 85 (1993), 150; zur Wirkung einer Fahrbahnmarkierung siehe OVG Saarland zfs 1992, 106, 107; zu weiteren Fällen vgl. oben § 44 Rn 3 ff.
[22] Durch die Neufassung der StVO v. 6.3.2013 (BGBl I S. 367 ff) wird dem Zitiergebot Rechnung getragen.
[23] BVerwG, Beschl. v. 11.7.2012 – 3 B 78.11, NVwZ 2012, 1175 = DAR 2013, 95 = VerkMitt 2013, 9 = BayVBl 2013, 377.
[24] BVerwG v. 29.3.2007, NVwZ 2007, 695.
[25] BVerwG, Beschl. v. 11.7.2012 – 3 B 78/11, NVwZ 2012, 1175 = DAR 2013, 95 = VerkMitt 2013, 9; Vorinstanz: NdsOVG v. 12.5.2011, 12 LC 139/09 und 12 LC 143/09, zfs 2011, 654, LS; OVG NRW v. 25.1.2011, UPR 2011, 192 = VRS 129 (2011), 365 = ZUR 2011, 319 = NZV 2011, ...

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