Rz. 353

Ist durch die Beeinträchtigung seiner Arbeitskraft dem Verletzten in dessen Vermögen konkreter Schaden entstanden, so ist dieser zu ersetzen. Zu ersetzen sind auch diejenigen konkreten Vermögenseinbußen, die der Verletzte dadurch erleidet, dass er in seiner beruflichen Weiterentwicklung (verspäteter Berufseintritt, beruflicher Aufstieg) behindert wird.[435] Der Erwerbsschadenersatz erfasst dabei nicht nur den Verlust des Einkommens, sondern alle wirtschaftlichen Beeinträchtigungen, die der Geschädigte erleidet, weil er seine Arbeitskraft verletzungsbedingt nicht mehr verwerten kann, die also der Mangel der vollen Arbeitskraft der Person mit sich bringt.[436]

 

Rz. 354

Versicherungsrechtliche Nachteile als Folgeschaden der Körperverletzung (z.B. Beitrags-/Risikozuschlag in der Kranken-, Lebens-[437] oder Unfallversicherung[438]) können ebenfalls zu erstatten sein. Versicherungsleistungen aus solchen vom Schädiger mitfinanzierten Versicherungen sind, da Kongruenz zum Erwerbsschaden und nicht zu vermehrten Bedürfnissen besteht, dann aber auf spätere unfallkausale Verdienstausfallschäden anzurechnen (siehe § 4 Rn 1313).

 

Rz. 355

Im Einzelfall kann es schwierig sein, die zur Prämienerhöhung führende Risikoerhöhung vollständig dem Haftpflichtgeschehen zuzuweisen. Verbleibende Unklarheiten sind nach Maßgabe des § 287 ZPO abzuwägen.[439]

 

Rz. 356

Der Risikozuschlag in der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ)[440] stellt keine ersatzfähige Schadensposition dar, weil er weder adäquat-kausale Folge des schadenbegründenden Ereignisses ist, noch der Beseitigung der Schadenfolge dient.

 

Rz. 357

Kann eine BUZ überhaupt nicht abgeschlossen werden, stellt dieses keinen ersatzfähigen Schaden dar. Soweit unfallkausale Beeinträchtigungen zu einer Berufsunfähigkeit führen, ist der Verdienstausfall zu ersetzen.

[435] BGH v. 25.6.2013 – VI ZR 128/12 – BGHZ 197, 316 = MDR 2013, 1031 = NJW 2014, 303 = NJW-Spezial 2013, 489 = NZS 2013, 901 = r+s 2013, 463 = SP 2013, 326 = UV-Recht Aktuell 2013, 983 = VersR 2013, 1050 = VRS 125, 90 = zfs 2013, 560 (Anm. Diehl) (Ersatzpflicht besteht, wenn durch die Beeinträchtigung der Arbeitskraft des Verletzten in dessen Vermögen ein konkreter Schaden entstanden ist. Ein solcher liegt nicht nur in dem Verlust von Arbeitseinkommen; der Erwerbsschaden umfasst vielmehr alle wirtschaftlichen Beeinträchtigungen, die der Geschädigte erleidet, weil und soweit er seine Arbeitskraft verletzungsbedingt nicht verwerten kann, die also der Mangel der vollen Einsatzfähigkeit seiner Person mit sich bringt.).
[436] BGH v. 20.3.1984 – VI ZR 14/82 – BB 1984, 1234 (nur Ls.) = BGHZ 90, 334 = DAR 1984, 257 = DB 1984, 2034 (nur Ls.) = MDR 1984, 658 = NJW 1984, 1811 = r+s 1984, 143 (nur Ls.) = VersR 1984, 639 = VRS 67, 178 = zfs 1984, 271 (nur Ls.).
[437] OLG Zweibrücken v. 26.1.1994 – 1 U 209/92 – NZV 1995, 315 = r+s 1995, 300 = VersR 1996, 864 = zfs 1995, 413 = VRS 89, 10 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 31.1.1995 – VI ZR 85/94 –); LG Hamburg v. 7.5.1999 – 331 O 336/97 – SP 1999, 269 (Unfallkausale Erhöhung der Lebensversicherungsprämie ist als vermehrtes Bedürfnis nach § 843 I BGB zu ersetzen).
[438] BGH v. 15.5.1984 – VI ZR 184/82 – MDR 1985, 38 = NJW 1984, 690 = r+s 1984, 243 = VersR 1984, 690 = zfs 1984, 269; OLG München v. 25.1.1974 – 10 U 1950/73 – NJW 1974, 1203; OLG Zweibrücken v. 26.1.1994 – 1 U 209/62 – NZV 1995, 315 = r+s 1995, 300 = VersR 1996, 864 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 31.1.1995 – VI ZR 85/94 –); siehe auch Berz/Burmann-Heß/Burmann, 30. EL 2012, Kap. 6D Rn 26; Erman-Ebert, § 249 Rn 114.
[439] MüKo-Oetker § 249 Rn 376.
[440] LG Wuppertal v. 25.10.1996 – 10 S 199/96 – SP 1997, 9.

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