Rz. 61

Eine Körper- oder Gesundheitsverletzung kann bei einem Verkehrsunfall auch ohne jede mechanische Einwirkung (oder unabhängig davon) allein durch das Unfallerlebnis ausgelöst werden (psychisch vermittelte Kausalität).[81]

 

Rz. 62

Die Ersatzpflicht des Schädigers für Körper- und Gesundheitsschäden erstreckt sich grundsätzlich auch auf psychisch bedingte Folgewirkungen des von ihm herbeigeführten haftungsbegründenden Ereignisses.[82] Es kommt nicht darauf an, ob die psychische Gesundheitsverletzung eine organische Ursache hat, sondern nur darauf, ob sie ohne Unfall nicht aufgetreten wäre.[83] Das gilt auch für eine psychische Fehlverarbeitung als haftungsausfüllende Folgewirkung des Unfallgeschehens, wenn eine hinreichende Gewissheit besteht, dass diese Folge ohne den Unfall nicht eingetreten wäre.[84]

[81] BGH v. 20.3.2012 – VI ZR 114/11 – BGHZ 193, 34 = DAR 2012, 251 = JR 2013, 77 = jurisPR-VerkR 9/2012 Anm. 1 (Anm. Jahnke) = MDR 2012, 642 = NJ 2012, 299 = NJW 2012, 1730 = NJW-Spezial 2012, 266 = NZV 2012, 327 = r+s 2012, 412 = SP 2012, 214SVR 2012, 303 (Anm. Balke) = VerkMitt 2012, Nr. 49 = VersR 2012, 634 = VRS 123, 30 = zfs 2012, 376 (Anm. Diehl) (Die Rechtsprechung zu Schmerzensgeldansprüchen in Fällen psychisch vermittelter Gesundheitsbeeinträchtigungen mit Krankheitswert bei der Verletzung oder Tötung von Angehörigen oder sonst nahestehenden Personen [sog. Schockschäden] ist nicht auf Fälle psychischer Gesundheitsbeeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Verletzung oder Tötung von Tieren zu erstrecken); BGH v. 27.5.1993 – III ZR 59/92 – BGHZ 122, 363 = MDR 1993, 737 = NJW 1993, 2173 = NZV 1993, 430 (nur Ls.) = VersR 1993, 1012 = zfs 1993, 366 (zu III.1.b); BGH v. 6.6.1989 – VI ZR 241/88 – BGHZ 107, 359 = DAR 1989, 291 = JR 1990, 112 (Anm. Dunz) = JuS 1990, 143 (Anm. Emmerich, weitere Anm. Lipp JuS 1991, 809) = JZ 1989, 1069 (Anm. Bar) = MDR 1989, 899 = NJW 1989, 2616 (Anm. Börgers NJW 1990, 2535) = NJW-RR 1989, 1299 (nur Ls.) = NZV 1989, 391 = r+s 1989, 283 (nur Ls.) = VersR 1989, 923 = VRS 77, 248 = zfs 1989, 335 (Revision zu OLG Köln v. 31.5.1988 – 15 U 197/87 – zfs 1989, 42) (Schlaganfall nach Aufregung über Alkoholvorwurf seitens des Schädigers anlässlich eines fremdverschuldeten Unfalls); BGH v. 12.11.1985 – VI ZR 103/84 – MDR 1986, 487 = NJW 1986, 777 = r+s 1986, 68 = VersR 1986, 240 (Anm. Dunz) = zfs 1986, 131, 135 (Erleidet ein Unfallbeteiligter, der vom Schädiger in diese Rolle gezwungen wurde, eine Neurose, die auf das Miterleben des Unfalls mit schweren Folgen zurückzuführen ist, sind die hierauf beruhenden Gesundheitsschäden dem Unfallgeschehen haftungsrechtlich zuzurechnen. Einem Kraftfahrer, der einen Fußgänger tödlich verletzt, sind Gesundheitsschäden aus Anlass einer Konversionsneurose dann zu ersetzen, wenn der Grund für ihre Entstehung nicht geringfügig ist und deshalb ihre Entstehung nicht als bloße Aktualisierung des allgemeinen Lebensrisikos erscheint.); OLG Hamm v. 2.4.2001 – 6 U 231/99 – NJW-RR 2001, 1676 = NZV 2002, 36 = OLGR 2001, 362 = r+s 2001, 366 = SP 2001, 408 (Berufsunfähigkeit eines Lokführers aufgrund mehrerer im Dienst schuldlos, teilweise mit tödlichem Ausgang, erlittener Unfälle); OLG Köln v. 29.7.1999 – 1 U 27/99 – NJW-RR 2000, 760 = OLGR Köln 2000, 22; OLG München v. 8.2.2002 – 10 U 3448/99 – NZV 2003, 474 = r+s 2005, 84 = VersR 2004, 124 (BGH v. 8.11.2002 – VI ZR 156/02 – hat Prozesskostenhilfe für Revision nicht bewilligt); OLG Schleswig-Holstein v. 18.8.1988 – 11 U 313/85 – NJW 1989, 1937 = NJW-RR 1989, 1110 (nur Ls.) = NVwZ 1989, 900 = VersR 1989, 1272 = VRS 78, 41 = zfs 1990, 44 (Herzinfarkt durch von Tiefflieger ausgehendem Düsenlärm) (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.6.1989 – VI ZR 288/88 –).
[82] BGH v. 16.3.2004 – VI ZR 138/03 – BGHReport 2004, 1020 = DAR 2004, 382 = MDR 2004, 1058 = NJW 2004, 1945 = NZV 2004, 344 = r+s 2004, 255 = SP 2004, 225 = SVR 2004, 379 (Anm. Bachmeier) = VersR 2004, 874 = VRS 106, 402 = zfs 2004, 349.
[83] BGH v. 30.4.1996 – VI ZR 55/95 – BGHZ 132, 341 = DAR 1996, 351 = HVBG-Info 1996, 2083 = JZ 1996, 1080 (Anm. Schlosser) = MDR 1996, 886 (Anm. Jäger) = NJW 1996, 2425 = NZV 1996, 353 = r+s 1996, 303 (Anm. Lemcke) = SP 1996, 270 = VersR 1996, 990 (Anm. Frahm VersR 1996, 1212) = VRS 91, 414 = zfs 1996, 290 (Anm. Diehl); BGH v. 9.4.1991 – VI ZR 106/90 – DAR 1991, 259 = MDR 1992, 32 = NJW 1991, 2347 = NZV 1991, 386 (nur Ls.) = r+s 1991, 301 = VersR 1991, 704 = VRS 81, 155 = zfs 1991, 262; BGH v. 2.10.1990 – VI ZR 353/89 – DAR 1991, 143 = MDR 1991, 325 = NJW 1991, 747 = NZV 1991, 23 = r+s 1991, 21 = VersR 1991, 432 = zfs 1991, 85; OLG Celle v. 18.3.1997 – 5 U 327/96 – OLGR 1997, 150 = VersR 1998, 643 = zfs 1997, 332 (Anm. Diehl) (Entwicklung einer Neurose oder Psychose unabhängig von den organischen Verletzungen allein durch das Unfallerlebnis) (dazu Nichtannahmebeschluss des BGH v. 9.12.1997 – VI ZR 155/97 – NJW 1998, 1786 = NJWE-VHR 1998, 179 [nur Ls.] = NZV 1998, 372).

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