Rz. 921

Ist ein (formularmäßiger) Abfindungsvergleich für "Ansprüche gleich welcher Art für Vergangenheit und Zukunft" geschlossen, hat der Verletzte die Darlegungs- und Beweislast für seine Behauptung, der Vergleich solle entgegen seinem Wortlaut nur beschränkte Wirkung haben.[796]

 

Rz. 922

Werden "materielle und/oder immaterielle Ansprüche nach BGH-Rechtsprechung“[797] vorbehalten, beinhaltet dieser Vorbehalt nur unvorhergesehene und unvorsehbare Spätfolgen.[798] Eine Abänderung des Vergleiches ist nur ausnahmsweise möglich. Bei Abschluss des Vergleiches bereits absehbare Schäden erfasst der Vorbehalt nicht; diese sind abgegolten.[799]"

 

Rz. 923

Die Formulierung "kraft Gesetzes auf Sozialversicherungsträger und sonstige Dritte übergegangene Ansprüche" erfasst nicht durch Verwaltungsakt (Überleitungsanzeige) oder Privatakt (Abtretungsvertrag) übergegangene Ansprüche (siehe Rdn 919).

[796] OLG Frankfurt v. 3.3.1993 – 19 U 222/91 – OLGR 1993, 245; OLG Frankfurt v. 6.2.1992 – 15 U 223/90 – DAR 1993, 147 = r+s 1993, 178 (nur Ls.) = r+s 1994, 39 = SP 1993, 313 = VersR 1993, 1147 = VRS 84, 162 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 20.10.1992 – VI ZR 77/92 –) (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 20.10.1992 – VI ZR 77/92 –) (Die Formulierung "ein für allemal abgefunden wegen aller Schadenersatzansprüche" erfasst auch die Abfindung etwaiger Zukunftsschäden und auch aufgrund unerwarteter und unvorhergesehener Entwicklungen); OLG Hamburg v. 7.4.2000 – 14 U 263/99 – SP 2001, 86.
[797] Häufig ist BGH v. 8.7.1980 – VI ZR 72/79 – MDR 1981, 42 = NJW 1980, 2754 = VersR 1980, 975 gemeint (vgl. OLG Oldenburg v. 28.2.2003 – 6 U 231/01 – VersR 2004, 64 = zfs 2003, 590, BGH hat Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen, Beschl. v. 30.9.2003 – VI ZR 90/03 –); ähnlich auch BGH v. 24.5.1988 – VI ZR 326/87 – DAR 1988, 311 = MDR 1988, 951 = NJW 1988, 2300 = NZV 1988, 99 = VersR 1988, 929 = VRS 75, 270; BGH v. 7.2.1995 – VI ZR 201/94 – BB 1995, 696 (nur Ls.) = DAR 1995, 250 = DB 1995, 2524 (nur Ls.) = MDR 1995, 357 = MedR 1995, 240 (nur Ls.) = NJW 1995, 1614 = NZV 1995, 225 = r+s 1995, 137 = VerkMitt 1995, Nr. 72 = VersR 1995, 471 = zfs 1995, 172; OLG Hamm v. 17.3.2015 – 28 U 208/13 – BeckRS 2015, 06911 = BRAK-Mitteilungen 2015, 165 (Anm. Grams) = GesR 2015, 291 = NJOZ 2015, 1576; OLG Thüringen v. 9.8.2006 – 7 U 289/06 – NJW-RR 2007, 605 = NJW-Spezial 2007, 605 = NZV 2007, 315 = r+s 2006, 527 = zfs 2007, 27 (Anm. Diehl).
[798] BGH v. 8.7.1980 – VI ZR 72/79 – MDR 1981, 42 = NJW 1980, 2754 = VersR 1980, 975 führt aus, dass weiteres Schmerzensgeld nur für solche Verletzungsfolgen verlangt werden könne, die bei der ursprünglichen Bemessung des immateriellen Schadens noch nicht eingetreten waren oder mit deren Eintritt nicht oder nicht ernstlich zu rechnen war. Nur wenn es sich um Verletzungsfolgen handelt, an die auch ein mit der Beurteilung des Ausmaßes und der voraussichtlichen weiteren Entwicklung eines unfallursächlichen Körperschadens des Verletzten beauftragter Sachverständiger nicht zu denken brauchte, die aber entgegen aller Wahrscheinlichkeit schließlich doch eingetreten sind, darf angenommen werden, dass sie vom Streit- und Entscheidungsgegenstand eines vorausgegangenen Schmerzensgeldprozesses nicht erfasst sind, ihrer Geltendmachung daher die Rechtskraft nicht entgegensteht. Siehe ferner: OLG Hamm v. 18.10.2000 – 13 U 115/00 – OLGR 2002, 67 = r+s 2001, 505; OLG Thüringen v. 9.8.2006 – 7 U 289/06 – NJW-RR 2007, 605 = NJW-Spezial 2007, 605 = NZV 2007, 315 = r+s 2006, 527 = zfs 2007, 27 (Anm. Diehl) (BGH v. 12.6.2007 – VI ZR 196/06 – hat das OLG-Urteil aufgehoben und zurückverwiesen, da eben nicht unstreitig sei, dass die Verletzungsfolgen objektiv vorhersehbargewesen seien [Gehörsrüge]); LG Hannover v. 10.12.2001 – 20 O 2450/01 – SP 2002, 126 (Eingeschränkte Reichweite eines "immateriellen Vorbehaltes": Kein weiteres Schmerzensgeld für beim Vergleichsabschluss eingetretene oder bereits absehbare Verletzungsfolgen.).
[799] OLG Hamm v. 18.10.2000 – 13 U 115/00 – OLGR 2002, 67 = r+s 2001, 505; OLG Oldenburg v. 28.2.2003 – 6 U 231/01 – VersR 2004, 64 = zfs 2003, 590 (BGH hat Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen, Beschl. v. 30.9.2003 – VI ZR 90/03).

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