Rz. 1200

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 553 ff.

aa) Anspruchsverfolgung in Deutschland

 

Rz. 1201

Sind Ersatzansprüche in Deutschland zu verfolgen, ist die Einschaltung ausländischer Anwälte nicht erforderlich.[1098] Ihre Kosten sind nicht vom ersatzpflichtigen Schädiger zu ersetzen.

 

Rz. 1202

Der Auslandsbezug rechtfertigt regelmäßig keinen erhöhten Gebührensatz. Der inländische Regulierungspartner kann durch eine Internetrecherche (u.a. auf der Internetseite des Deutschen Büro Grüne Karte) festgestellt werden.[1099]

 

Rz. 1203

Die Frage, ob der Verletzte bei einem Auslandsunfall seinen Ersatzanspruch unmittelbar gegen einen Versicherer des Ersatzpflichtigen geltend machen kann, richtet sich gemäß Art. 40 Abs. 4 EGBGB alternativ nach dem auf die unerlaubte Handlung oder dem auf den Versicherungsvertrag anzuwendenden Recht. Führen die beiden Anknüpfungsalternativen zu unterschiedlichen Rechtsordnungen, ist das für den Geschädigten im konkreten Einzelfall günstigere Recht anzuwenden; dieses ist vom Gericht von Amts wegen zu ermitteln. Dem von Art. 40 Abs. 4 EGBGB zur Anwendung berufenen Recht unterliegt auch die Frage, ob der Direktanspruch verjährt ist.[1100]

[1098] BGH v. 12.7.2005 – VI ZR 83/04 – BGHReport 2005, 1582 = BGHZ 163, 351 = NJW 2006, 1271 (Anm. Czerwenka NJW 2006, 1250) = NJW-Spezial 2006, 63 = NZV 2005, 629 (Anm. Huber NZV 2005, 620) = r+s 2005, 528 = TranspR 2006, 478 = VersR 2005, 1559 = VRS 110, 185. OLG Hamm v. 30.10.2012 – 9 U 5/12 – NZV 2013, 247 weist darauf hin, dass der inländische Regulierungspartner durch eine Internetrecherche (u.a. auf der Internetseite des Deutschen Büro Grüne Karte) festgestellt werden kann.
[1099] OLG Hamm v. 30.10.2012 – 9 U 5/12 – NZV 2013, 247 = r+s 2013, 247.
[1100] BGH v. 1.3.2016 – VI ZR 437/14 – BGHZ 209, 157 = DAR 2016, 572 = MDR 2016, 586 = NJW 2016, 1648 (Anm. Luckey) = NZV 2016, 266 = r+s 2016, 259 = VersR 2016, 745 = VRS 2016, 183.

bb) Ausländischer Schädiger

 

Rz. 1204

Richtet sich der Anspruch gegen ausländische Schädiger, ist auch bei einfach gelagertem Sachverhalt Anwaltseinschaltung erforderlich.[1101]

[1101] AG Kaiserslautern v. 24.4.1998 – 8 C 508/98 – zfs 1998, 380. Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 25. Aufl. 2018, § 249 BGB Rn 373 ff. Siehe auch Gerold/Schmidt-Müller-Rabe, 22. Aufl. 2015, § 23 VVG Rn 48.

cc) Ausländischer Verkehrsanwalt

 

Rz. 1205

Die Kosten eines ausländischen Verkehrsanwalts sind i.d.R. nicht erstattungsfähig. Die Erstattungsfähigkeit von Kosten des ausländischen Verkehrsanwalts kann nicht allein damit begründet werden, dass es sich um eine ausländische Partei handelt; es gelten vielmehr dieselben Kriterien wie für eine inländische Partei.[1102]

 

Rz. 1206

Es bedarf der Notwendigkeitsprüfung im Einzelfall.[1103] Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine ausländische Partei typischerweise (z.B. wegen sprachlicher Barrieren, kultureller Unterschiede oder mangelnder Vertrautheit mit dem deutschen Rechtssystem) eher auf einen Verkehrsanwalt an ihrem Wohn- oder Geschäftssitz angewiesen sein wird als eine inländische Partei.[1104]

 

Rz. 1207

Die Mitwirkung eines ausländischen Verkehrsanwalts ist jedenfalls dann nicht erforderlich, wenn der deutsche Verfahrensbevollmächtigte bereits über alle nötigen Informationen verfügt, oder wenn es für die ausländische Partei möglich, zumutbar und kostengünstiger ist, den inländischen Prozessbevollmächtigten unmittelbar zu informieren.[1105]

[1102] BGH v. 28.9.2011 – I ZB 97/09 – DB 2012, 287 = FamRZ 2012, 361 = GRUR 2012, 319 = MDR 2012, 192 = NJW 2012, 938 = openJur 2012, 126 = Rpfleger 2012, 229 = VersR 2012, 466; KG v. 27.8.2009 – 2 W 262/08 – MDR 2009, 1312 = openJur 2009, 911; OLG Düsseldorf v. 3.9.2009 – I-2 W 52/09 – BeckRS 2009, 89469 = InstGE 11, 177 = openJur 2011, 71093 = NJOZ 2010, 798; OLG München v. 29.5.1998 – 11 W 1388/98 – AnwBl 1999, 352 = MDR 1998, 1054 = NJW-RR 1998, 1692, 1692 = Rpfleger 1998, 538; ähnlich OLG Nürnberg v. 25.6.1998 – 3 W 1908/98 – JurBüro 1998, 597. Jahnke/Burmann-von Seltmann, Handbuch des Personenschadenrechts, 1. Aufl. 2016, Kap. 6 Rn 631 m.w.H.
[1103] BGH v. 12.7.2005 – VI ZR 83/04 – BGHReport 2005, 1582 = BGHZ 163, 351 = NJW 2006, 1271 (Anm. Czerwenka NJW 2006, 1250) = NJW-Spezial 2006, 63 = NZV 2005, 629 (Anm. Huber NZV 2005, 620) = r+s 2005, 528 = TranspR 2006, 478 = VersR 2005, 1559 = VRS 110, 185 (Die Tätigkeit der schweizerischen Anwälte zur Vorbereitung einer etwaigen Gerichtsstandsvereinbarung war nicht notwendig zur Rechtsverfolgung. Mit dem Gerichtsstand in Deutschland möglicherweise verbundene Rechtsfragen ließen sich aufgrund des Luganer Abkommens über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen vom 6.9.1988 (BGBl 1994 II, 2658/2660) durch einen deutschen Rechtsanwalt klären. Ebenso war es nicht erforderlich, zur Beschaffung von Registerauszügen schweizerische Anwälte zu beauftragen.).
[1104] BGH v. 28.9.2011 – I ZB 97/09 – DB 2012, 287 = FamRZ 2012, 361 = GRUR 2012, 319 = MDR 2012, 192 = NJW 2012, 938 = openJur 2012, 126 = Rpfleger 2012, 229 = VersR 2012, 466.
[1105] BGH v. 28.9.20...

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