Rz. 124

Ein an einen Ehegatten gezahltes Schmerzensgeld fließt anlässlich einer Scheidung vorbehaltlich der Härteregelung des § 1381 BGB in den Zugewinn ein[66] (siehe Rdn 845 ff.).

 

Rz. 125

Zum Schmerzensgeld im Falle der Insolvenz siehe § 1 Rdn 48, Rdn 470 ff.

 

Rz. 126

Die Entschädigung nach § 253 Abs. 2 BGB (sowie in Sondergesetzen enthaltene Schmerzensgeldvorschriften) gehört zum Schonvermögen des Sozialhilferechtes (§ 83 Abs. 2 SGB XII) und ist nicht als Einkommen zu berücksichtigen.[67] Die Verwertung eines aus einer Schmerzensgeldzahlung stammenden Vermögens bedeutet eine nicht hinzunehmende Härte (§ 12 Abs. 3 S. 1 Nr. 6 SGB II), soweit sich das Vermögen in seiner (gegebenenfalls noch) vorhandenen Höhe eindeutig auf die Schmerzensgeldzahlung nach § 253 Abs. 2 BGB zurückführen lässt.[68] Bei der Berechnung von Wohngeld[69] und in der Grundsicherung für Arbeitsuchende[70] sind Zinseinkünfte aus angelegtem Schmerzensgeld als Einkommen zu berücksichtigen. Zinseinnahmen aus dem angelegten Schmerzensgeldkapital sind jedenfalls dann nicht anzurechnen, wenn sie die Grundrente nach § 31 BVG nicht überschreiten.[71]

 

Rz. 127

§ 7 Abs. 5 AsylbLG nimmt Entschädigungen nach § 253 Abs. 2 BGB ausdrücklich aus dem Einkommen heraus. Der für Asylbewerber früher fehlende Schutz des Schmerzensgeldes vor Zugriffen Dritter (vor allem der Sozialbehörden) war verfassungswidrig.[72]

 

Rz. 128

Stirbt der Verletzte, wird das Schmerzensgeld nicht-privilegierter Bestandteil der Erbmasse.[73] Für die Erben stellt das ererbte Schmerzensgeld kein Schonvermögen dar, sondern muss zum Lebensunterhalt der Erben eingesetzt werden, soweit es nicht aus anderem Rechtsgrund geschützt ist.[74]

[66] BGH v. 27.5.1981 – IVb ZR 577/80 – BGHZ 80, 384 = FamRZ 1981, 755 = JR 1981, 506 = JZ 1981, 534 = MDR 1981, 831 = NJW 1981, 1836 = VersR 1981, 838 = zfs 1981, 334; OLG Stuttgart v. 29.3.2001 – 11 UF 331/00 – FamRZ 2002, 99 = OLGR 2001, 220; AG Hersbruck v. 23.1.2002 – 2 F 1082/01 – FamRZ 2002, 1476. Der Rechtsausschuss hatte empfohlen (BT-Drucks 127/1/17 v. 24.2.2017, S. 3), Schmerzensgeld und Hinterbliebenengeld durch eine Ergänzung in § 1374 Abs. 2 BGB aus dem Zugewinn herauszunehmen. Dem ist der Bundestag nicht gefolgt.
[67] OLG Düsseldorf v. 17.5.1991 – 1 W 18/91 – DAR 1991, 454 = NJW-RR 1992, 221 = NZV 1991, 474 = VersR 1992, 514; OLG Koblenz v. 10.2.1999 – 12 W 64/99 – NJW-RR 1999, 1228; OLG Köln v. 8.11.1993 – 27 W 20/93 – FamRZ 1994, 1127 = MDR 1994, 406 = OLGR 1994, 42 = Rpfleger 1994, 258; OLG Nürnberg v. 18.2.1992 – 9 W 332/92 – JurBüro 1992, 756; OLG Stuttgart v. 18.6.2007 – 18 WF 112/07 – FamRZ 2007, 1661 = OLGR 2008, 664; BVerwG v. 26.5.2011 – 5 B 26/11, 5 PKH 7/11(5 C 10/11) – ags 2011, 503 = DÖV 2011, 744 (nur Ls.) = jurisPR-BVerwG 14/2011 Anm. 2 (Anm. Störmer) = RVGreport 2011, 396 = zfs 2011, 584; BayLSG v. 30.9.2008 – L 13 B 657/08 R – Breith 2009, 84.
[68] BSG v. 22.8.2012 – B 14 AS 103/11 R – jurisPR-SozR 9/2013 Anm. 2 (Anm. Berlit) = SozR 4–4200 § 11 Nr. 56; BSG v. 15.4.2008 – B 14/7b AS 6/07 R – FEVS 60, 1 = NZA 2008, 928 (Die Berücksichtigung eines aus einer Schmerzensgeldzahlung stammenden Vermögens bedeutet i.d.R. eine besondere Härte für den ALG II-Bezieher); BVerwG v. 18.5.1995 – 5 C 22/93 – BVerwGE 98, 256 = MDR 1996, 864 = NJW 1995, 3001 (Einsatz von Schmerzensgeld als Vermögen bedeutet für den Hilfesuchenden grundsätzlich eine Härte i.S.v. § 88 Abs. 3 BSHG).
[69] BVerwG v. 9.2.2012 – 5 C 10/11 – BVerwGE 142, 10 = DÖV 2012, 491 (nur Ls.) = DÖV 2012, 491 (nur Ls.) = DVBl 2012, 566 = jurisPR-BVerwG 16/2012 Anm. 1 (Anm. Störmer) = NJW 2012, 1305.
[70] BSG v. 22.8.2012 – B 14 AS 103/11 R – jurisPR-SozR 9/2013 Anm. 2 (Anm. Berlit) = SozR 4–4200 § 11 Nr. 56.
[71] BSG v. 20.2.1991 – 11 Rar 109/89 – BSGE 68, 148; BVerwG v. 18.5.1995 – 5 C 22/93 – NJW 1995, 3001.
[72] BVerfG v. 11.7.2006 – 1 BvR 293/05 – BVerfGE 116, 229 = NVwZ 2007, 436.
[73] BVerwG v. 19.5.2005 – 5 B 106/04 – FEVS 57, 212 = jurisPR-BVerwG 19/2005, Anm. 5 (Anm. Berlit); LSG Nordrhein-Westfalen v. 2.4.2009 – L 9 AS 58/07 – ZEV 2009, 407.
[74] BSG v. 23.3.2010 – B 8 SO 2/09 R – FamRZ 2010, 1660 (nur Ls.) = FEVS 62, 145 = NVwZ-RR 2010, 892.

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