Rz. 695

Drittleistungsträger können die auf sie übergegangenen Ansprüche durch Abfindungsvergleiche ebenso regeln wie der unmittelbar Verletzte selbst. Dieses gilt auch für den Regress nach § 119 SGB X (§ 119 Abs. 4 SGB X).[560]

 

Rz. 696

Der Geschädigte ist weder aus eigenem Recht noch in gewillkürter Prozessstandschaft des SVT zur Geltendmachung von auf diesen nach § 119 SGB X übergegangenen Ansprüchen vor den Zivilgerichten prozessführungsbefugt.[561] Der RVT ist zur Durchsetzung des Anspruchs nach § 119 SGB X allein[562] aktivlegitimiert und fordert (aus fürsorgerischen Gründen[563]) aufgrund allumfassender[564] eigenverantwortlicher Einschätzung diejenigen Beiträge ein, die nach seiner Auffassung auch ohne das Unfallgeschehen auf das Rentenbeitragskonto geflossen wären. Eine (Rück-)Abtretung der Forderung an den unmittelbar Verletzten, damit dieser sich selbst um den Beitragsregress kümmert (z.B. weil der RVT dessen Einschätzung von Kausalität bzw. Haftung nicht teilt), ist unwirksam.[565]

 

Rz. 697

Die gesetzlich vorgesehene bzw. angeordnete Prüfung durch den Landes- oder Bundesrechnungshof nimmt den Behörden nicht die Befugnis zum Abschluss von Abfindungsvergleichen oder zur Abgabe von Schuldanerkenntnissen.[566]

 

Rz. 698

Auch die bloße Möglichkeit der künftigen Zuständigkeit eines anderen SVT oder sonstigen Drittleistungsträgers begrenzt nicht die Verfügungsbefugnis und Abschlussfähigkeit des aktuell forderungsberechtigten Drittleistungsträgers.[567]

[560] LSG NRW v. 17.6.2005 – L 13 RA 44/04 – Breith 2005, 939 = openJur 2011, 36628; LSG BW v. 20.3.2007 – L 9 R 917/05 – openJur 2012, 66204.Siehe auch OLG Naumburg v. 23.9.2008 – 9 U 146/07 – juris; OLG Naumburg v. 25.8.2006 – 10 U 30/06 – BeckRS 2007, 03099 = OLGReport 2007, 415 (§ 118 SGB X [Bindung der Gerichte] ist entsprechend auf einen vor einem Verwaltungs- oder Sozialgericht geschlossenen Vergleich anwendbar, da das Gesetz insoweit eine planwidrige Regelungslücke enthält. Konkret: Vergleich vor dem Sozialgericht nach den Streit zwischen mehreren UVT über letztendliche sachliche Zuständigkeit.). Siehe ergänzend Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadensersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 2 Rn 194 ff., 1621 ff.
[561] BGH v. 2.12.2003 – VI ZR 243/02 – MDR 2004, 573 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 595 = NZV 2004, 249 = r+s 2004, 175 = SVR 2004, 312 (nur Ls.) (Anm. Engelbrecht) = SVR 2004, 352 (Anm. Engelbrecht) = VersR 2004, 492 = VRS 106, 365 (Eine [Rück-]Abtretung der Forderung an den unmittelbar Verletzten ist unwirksam [Abtretungsverbot]); OLG Frankfurt v. 22.2.2010 – 16 U 146/08 – SP 2010, 220 = VRR 2010, 122; OLG Frankfurt v. 6.6.2012 – 15 U 178/09 – juris; LSG Rheinland-Pfalz v. 11.1.2012 – L 4 R 266/11 – NZS 2012, 510 (nur Ls.).
[562] BGH v. 2.12.2003 – VI ZR 243/02 – MDR 2004, 573 (nur Ls.) = NJW-RR 2004, 595 = NZV 2004, 249 = r+s 2004, 175 = SVR 2004, 312 (nur Ls.) (Anm. Engelbrecht) = SVR 2004, 352 (Anm. Engelbrecht) = VersR 2004, 492 = VRS 106, 365 (Eine [Rück-]Abtretung der Forderung an den unmittelbar Verletzten ist unwirksam – Abtretungsverbot); LG Stuttgart v. 30.1.2008 – 4 S 70/07 – r+s 2008, 402; LSG Baden-Württemberg v. 20.3.2007 – L 9 R 917/05 – BeckRS 2007, 44389 = NJOZ 2007, 3373 (Revision [BSG – B 12 R 3/07 R -] wurde von der Klägerin am 28.5.2008 im Termin zurückgenommen) m.w.N.; LSG Celle-Bremen v. 28.9.2007 – L 1 R 142/07 – jurisPR-VerkR 12/2008, Anm. 6 (Anm. Jahnke) (Revisions-Az. BSG – B 5a R 128/07 R –); LSG Rheinland-Pfalz v. 11.1.2012 – L 4 R 266/11 – NZS 2012, 510 (nur Ls.) (Ein Anspruch auf eine "Wiederaufnahme" des Beitragsregressverfahrens durch den RVT mit dem gegnerischen Haftpflichtversicherer kommt nicht mehr in Betracht, wenn es zu einem Abschluss eines Vergleichs zwischen dem RVT und dem Dritten bzw. dessen Haftpflichtversicherung gekommen ist, in dem weitere Ansprüche zwischen RVT und Haftpflichtversicherer wirksam ausgeschlossen wurden); LG Gera v. 19.6.2008 – 6 O 1457/07 – jurisPR-VerkR 16/2008, Anm. 5 (Anm. Jahnke) = r+s 2008, 400 (Anm. Jahnke).
[563] LSG Baden-Württemberg v. 30.1.2014 – L 7 R 4417/11 – BeckRS 2014, 66327 = juris = openJur 2014, 7382; Plagemann/Plagemann in Festschrift für Grüner, S. 421, 442.
[564] OLG Celle v. 27.6.2012 – 14 U 193/10 – BeckRS 2012, 24388 = VersR 2013, 1052; LSG Nordrhein-Westfalen v. 28.3.2001 – L 8 RJ 143/00 – BeckRS 2001, 17277 = juris (Vorinstanz zu BSG v. 31.1.2002 – B 13 RJ 23/01 R – Breith 2002, 836 = BSGE 89, 151 = HVBG-Info 2002, 1505 = MittLVA Oberfr 2002, 283 = NZA 2002, 894 = NZS 2002, 661 = SGb 2002, 275) (Durch den Anspruchsübergang kann der Versicherte vom Schädiger keine Zahlung an sich selbst verlangen; sein Rentenschaden wird allein durch die Beitragsverpflichtung des Schädigers ausgeglichen); LSG Rheinland-Pfalz v. 11.1.2012 – L 4 R 266/11 – NZS 2012, 510. Jahnke/Thinesse-Wiehofsky, Unfälle mit Kindern und Arzthaftung bei Geburtsschäden, 1. Aufl. 2013, § 3 Rn 147 f. m.w.H.; Wenzel-Stahl, Der Arzthaftpflichtprozess, 1. Aufl. 2012, Kap. 5 Rn 284 f.
[565] BGH v. 2.12.2003 – VI ZR 2...

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