Rz. 1135

Ist die Möglichkeit von Spätschäden bei Vergleichsabschluss bedacht worden, entfällt eine Nachbesserung.[1028] Hierin liegt gerade die Natur des Abfindungsvergleiches.

[1028] BGH v. 11.7.1967 – VI ZR 115/66 – VersR 1967, 1092; OLG Düsseldorf v. 19.9.1994 – 1 U 93/93 – NZV 1995, 482 = r+s 1995, 460 = VersR 1996, 642 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 2.5.1995 – VI ZR 339/94); OLG Düsseldorf v. 22.4.1985 – 1 U 75/84 – zfs 1986, 69; OLG Hamm v. 5.8.1999 – 23 U 16/99 – NZV 2000, 127 (Auftreten einer schizoaffektiven Psychose); OLG Hamm v. 20.2.1997 – 27 U 216/96 – NZV 1997, 440 = VersR 1998, 631 (Knieinstabilität); OLG Nürnberg v. 1.7.1999 – 2 U 531/99 – NZV 2000, 507 = r+s 2000, 459 = VersR 2001, 982 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 11.4.2000 – VI ZR 427/99); OLG Nürnberg v. 17.1.1985 – 5 U 3680/84 – zfs 1985, 65 m.w.N.; OLG Schleswig v. 30.8.2000 – 4 U 158/98 – VersR 2001, 983; LG Kaiserslautern v. 21.1.2005 – 2 O 233/02 – zfs 2005, 336 (Zur Verrentung führende Krampfanfälle).

aa) Direktanspruch

 

Rz. 1136

Treten nach einer Abfindung Schäden auf, mit denen der unmittelbar Geschädigte nicht gerechnet hatte, besteht grundsätzlich kein Anspruch auf weiteren Schadenersatz.[1029] Der Ersatzverpflichtete soll sich darauf verlassen dürfen, dass die Angelegenheit für ihn mit dem Abfindungsvertrag endgültig erledigt ist.[1030]

 

Rz. 1137

Der BGH[1031] lässt die Nachforderung (vor allem von Schmerzensgeld) nur für solche Verletzungsfolgen zu,

die bei der ursprünglichen Bemessung des Schadens noch nicht eingetreten waren,
mit deren Eintritt ein mit der Beurteilung des Ausmaßes und der voraussichtlichen weiteren Ent­wicklung eines unfallursächlichen Körperschadens beauftragter Sachverständiger nicht zu rechnen brauchte,
die aber entgegen aller Wahrscheinlichkeit schließlich doch eingetreten sind.
 

Rz. 1138

Nur unter besonderen Umständen kommt eine Abänderung (§§ 157, 242, 313 BGB) in Betracht, wenn dieses erforderlich ist, um die von den Parteien gewollten und verfolgten Zwecke zu erreichen.[1032] Abweichend vom Grundsatz, dass ein Vergleich auch dann Bestand hat, wenn sich der Gesundheitszustand des Verletzten bessert oder verschlechtert, kann der Verletzte (nicht jedoch unter denselben Voraussetzungen ein Drittleistungsträger) dann Aufhebung des Vergleiches verlangen, wenn nach Abschluss des Vergleiches Umstände auftreten, die außerhalb menschlicher Erkenntnis und Voraussicht liegen. Dabei muss sich nach dem Auftreten von nicht voraussehbaren Spätfolgen ein so krasses, nicht mehr hinzunehmendes Missverhältnis zwischen Vergleichssumme und Schaden ergeben, dass die Versagung weiterer Schadenersatzansprüche für den Geschädigten eine außergewöhnliche Härte darstellt, welche die zumutbare Opfergrenze überschreitet (siehe Rdn 1152).

[1029] BGH v. 12.7.1983 – VI ZR 176/81 – DAR 1983, 390 = DB 1984, 824 = DÖD 1984, 99 = MDR 1984, 133 = NJW 1984, 115 = VersR 1983, 1034 = VRS 65, 321 = ZBR 1983, 359 = zfs 1984, 7 (Zum vom Beamten übernommenen Risiko in einem Abfindungsvergleich, der den Erwerbsschaden endgültig erledigen soll, gehören auch unvorhergesehene strukturelle Besoldungsverbesserungen); OLG Düsseldorf v. 19.9.1994 – 1 U 93/93 – NZV 1995, 482 = r+s 1995, 460 = VersR 1996, 642 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 2.5.1995 – VI ZR 339/94).
[1030] BGH v. 12.7.1983 – VI ZR 176/81 – DAR 1983, 390 = DB 1984, 824 = DÖD 1984, 99 = MDR 1984, 133 = NJW 1984, 115 = VersR 1983, 1034 = VRS 65, 321 = ZBR 1983, 359 = zfs 1984, 7; OLG Düsseldorf v. 19.9.1994 – 1 U 93/93 – NZV 1995, 482 = r+s 1995, 460 = VersR 1996, 642 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 2.5.1995 – VI ZR 339/94); OLG Koblenz v. 29.9.2003 – 12 U 854/02 – IVH 2004, 33 = NZV 2004, 197; OLG Koblenz v. 18.2.1991 – 12 U 1646/89 – VersR 1996, 232; OLG Thüringen v. 9.8.2006 – 7 U 289/06 – NJW-RR 2007, 605 = NJW-Spezial 2007, 605 = NZV 2007, 315 = r+s 2006, 527 = zfs 2007, 27 (Anm. Diehl) (BGH v. 12.6.2007 – VI ZR 196/06 – hat das OLG-Urteil aufgehoben und zurückverwiesen, da eben nicht unstreitig sei, dass die Verletzungsfolgen objektiv vorhersehbargewesen seien [Gehörsrüge]).
[1031] BGH v. 14.2.2006 – VI ZR 322/04 – BGHReport 2006, 812 = DAR 2006, 444 = MDR 2006, 987 = NJW-RR 2006, 712 = NJW-Spezial 2006, 208 = NZV 2006, 408 = r+s 2006, 257 (Anm. Lemcke) = SP 2006, 202 = SVR 2006, 335 (Anm. Luckey) = VersR 2006, 1090 = VRS 111, 97 = zfs 2006, 381 (Rechtskraft eines früheren Urteiles, welches einen künftigen immateriellen Feststellungsanspruch ablehnte, muss nicht einer aus einem Spätschaden resultierenden Schmerzensgeldforderung entgegenstehen, wenn erst nach dem Zeitpunkt der letzten mündlichen Verhandlung neue Tatsachen entstanden sind); BGH v. 8.7.1980 – VI ZR 72/79 – MDR 1981, 42 = NJW 1980, 2754 = VersR 1980, 975.
[1032] Siehe BGH v. 12.2.2008 – VI ZR 154/07 – BGHReport 2008, 537 (nur Ls.) = DAR 2008, 333 [Anm. Jaeger] = MDR 2008, 563 = NJW-RR 2008, 649 = NJW-Spezial 2008, 234 = NZV 2008, 448 [Anm. Huber NZV 2008, 431] = r+s 2008, 354 = SP 20...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge