Rz. 384

Der Einwand eines hypothetischen Kausalverlaufs bei rechtmäßigem Alternativverhalten setzt zunächst die Feststellung voraus, dass das vom Schädiger zu verantwortende Verhalten überhaupt für den Schaden kausal geworden ist.[348] Erst anschließend betrifft der Einwand die Frage, ob die auf der Pflichtverletzung beruhenden Folgen dem Schädiger billigerweise auch zugerechnet werden können.[349] Für die Zurechnung eines Schadenserfolgs entscheidet der Schutzzweck der jeweils verletzten Norm darüber, ob und inwieweit der Einwand im Einzelfall erheblich ist.[350]

 

Rz. 385

Für die den Anspruchsgrund betreffende Frage der Kausalität ist der Verletzte beweispflichtig (abgesehen von den Fällen der Beweislastumkehr, z.B. bei grobem Behandlungsfehler). Dem Schädiger fällt die Beweislast für entlastenden Vortrag (wie etwa zum Einwand des rechtmäßigen Alternativverhaltens) erst dann zu, wenn der Ursachenzusammenhang zwischen Pflichtwidrigkeit und eingetretenem Schaden feststeht.[351]

[348] BGH v. 7.2.2012 – VI ZR 63/11 – BGHZ 192, 298 = MDR 2012, 401 = NJW 2012, 850 = VersR 2012, 491; BGH v. 17.10.2002 – IX ZR 3/01 – NJW 2003, 295 = VersR 2003, 218; BGH v. 24.10.1995 – KZR 3/95 – MDR 1996, 458 = NJW 1996, 311.
[349] BGH v. 7.2.2012 – VI ZR 63/11 – BGHZ 192, 298 = MDR 2012, 401 = NJW 2012, 850 = VersR 2012, 491; BGH v. 17.10.2002 – IX ZR 3/01 – NJW 2003, 295 = VersR 2003, 218; BGH v. 2.7.1992 – IX ZR 256/91 – DB 1992, 2236 = FamRZ 1992, 1409 = MDR 1992, 1186 = NJW 1992, 2694 = WM 1992, 2020 (Macht der schadensersatzpflichtige Anwalt geltend, der Erbe habe den Nachlass schlecht verwaltet, muss dieser substantiiert dartun, dass er bei Erhebung der Dürftigkeitseinrede dem Gläubiger nicht nach § 1991 BGB verantwortlich gewesen wäre); BGH v. 24.10.1995 – KZR 3/95 – MDR 1996, 458 = NJW 1996, 311.
[350] BGH v. 19.7.2016 – VI ZR 75/15 – ArztR 2016, 257 = GesR 2016, 566 = MDR 2016, 1141 = MedR 2017, 132 = NJW 2016, 3523 = VersR 2016, 1191; BGH v. 9.3.2012 – V ZR 156/11 – NJW 2012, 2022 (Rn 17); BGH v. 25.11.1992 – VIII ZR 170/91 – BauR 1993, 214 = BB 1993, 27 = BGHZ 120, 281, 286 = DB 1993, 779 = DÖV 1993, 307 = NJW 1993, 520 = VersR 1993, 754 (Fehlerhafte Ausschreibung); BGH v. 24.10.1985 – IX ZR 91/84 – BGHZ 96, 157 (173) = DNotZ 1986, 406 = NJW 1986, 576 = VersR 1986, 444 = WM 1986, 46 (Pflichtwidriges Verhalten eines Notars).
[351] BGH v. 7.2.2012 – VI ZR 63/11 – BGHZ 192, 298 = MDR 2012, 401 = NJW 2012, 850 = VersR 2012, 491.

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