Rz. 340

Einem schuldfähigen, nicht jedoch einem deliktsunfähigen, Kind kann das Mitverschulden eines Aufsichtspflichtigen über die Haftungseinheit zuzurechnen sein.[299] Die Deliktsfähigkeit orientiert sich an § 828 BGB und beginnt mit dem 7. bzw. ab 10. Lebensjahr.

 

Rz. 341

Die Grundsätze der Haftungseinheit kommen u.a. zur Anwendung, wenn das haftungsrelevante Verhalten mehrerer Schädiger aus Gründen der besonderen Fallgestaltung faktisch im Wesentlichen zu ein und demselben Schadenbeitrag verschmilzt oder überlappt, bevor dieser Beitrag mit der vom Geschädigten gesetzten Kausalkette zusammentrifft und dort zum Schaden führt.[300]

 

Rz. 342

Auch der Geschädigte selbst kann mit einem Schädiger in einer Einheit stehen.[301]

[299] Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 25. Aufl. 2018, § 254 BGB Rn 165 ff., 172; Stiefel/Maier-Jahnke, Kraftfahrtversicherung, 19. Aufl. 2017, § 115 VVG Rn 222 ff.; Looschelders, Mitverschulden von Kindern und ihren Eltern bei Unfällen im Straßenverkehr, 5. Düsseldorfer Verkehrsrechtsforum, Düsseldorfer Schriften zum Versicherungsrecht Bd. 29 (2016), S. 28.
[300] BGH v. 4.6.1996 – VI ZR 75/95 – MDR 1996, 910 = NJW 1996, 2647 = VersR 1996, 1151 = zfs 1996, 405; BGH v. 18.4.1978 – VI ZR 81/76 – DAR 1978, 251 (Anm. Otzen DAR 1997, 348) = JZ 1978, 522 = MDR 1978, 1013 = NJW 1978, 2392 = r+s 1978, 211 = VersR 1978, 735 (Anm. Hartung VersR 1979, 97) = VRS 55, 85; OLG Hamm v. 31.8.1998 – 6 U 15/98 – DAR 1999, 71 (nur Ls.) = NZV 1999, 128 = r+s 1998, 501 = SP 1999, 86 m.w.N.; OLG Jena v. 5.8.1997 – 3 U 1489/96 (16) – NZV 1998, 28 = VersR 1998, 990; LG Münster v. 19.6.1991 – 1 S 119/91 – NZV 1991, 396 = zfs 1991, 407 (Schwerwiegende Verletzung der Aufsicht über das Kind). Siehe auch BGH v. 18.9.1973 – VI ZR 91/71 – BGHZ 61, 213 = JuS 1974, 115 = MDR 1974, 34 = NJW 1973, 2022 = VersR 1974, 34 m.w.N.; OLG Stuttgart v. 12.7.1991 – 2 U 190/90 – NZV 1992, 185 = SP 1992, 169 (Die Mutter, die mit einem 7-jährigen Kind an der Hand eine verkehrsreiche 2-spurige Einbahnstraße 100m von einem Fußgängerüberweg entfernt überquert, indem sie zwischen stehenden Fahrzeugen auf dem rechten Fahrstreifen bis zur Fahrbahnmitte vorgeht, handelt verkehrswidrig. Reißt sich das Kind los und wird es von einem auf dem linken Fahrstreifen herannahenden Fahrzeug angefahren, muss es sich das verkehrswidrige Verhalten seiner Mutter anspruchsmindernd zurechnen lassen.).
[301] Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 25. Aufl. 2018, § 16 StVG Rn 7, § 254 BGB Rn 201; Stiefel/Maier-Jahnke, Kraftfahrtversicherung, 19. Aufl. 2017, § 115 VVG Rn 26; Lemcke, Haftung aus Verkehrsunfall mit mehreren Beteiligten, r+s 2009, 45 (zu III.1 und III.3).

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