Rz. 581

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 612 ff., § 3 Rdn 177 ff.

 

Rz. 582

Betreut (§§ 1896–1908k BGB) werden (geistig oder körperlich) behinderte (volljährige, § 1896 Abs. 1 S. 1 BGB) Erwachsene.

 

Rz. 583

Sowohl bei der Einrichtung als auch bei der Fortsetzung einer Betreuung müssen die gesetzlichen Betreuungsvoraussetzungen vorliegen.[496]

 

Rz. 584

Ein Betreuer darf nur bestellt werden, soweit die Betreuerbestellung erforderlich ist (§ 1896 Abs. 2 S. 1 BGB). Für welche Aufgabenkreise ein Betreuungsbedarf besteht, ist aufgrund der konkreten, gegenwärtigen Lebenssituation des Betroffenen zu beurteilen. Dabei genügt es, wenn ein Handlungsbedarf in dem betreffenden Aufgabenkreis jederzeit auftreten kann.[497]

 

Rz. 585

An der Erforderlichkeit fehlt es, soweit die Angelegenheiten des Betroffenen durch einen Bevollmächtigten ebenso gut wie durch einen Betreuer besorgt werden können (§ 1896 Abs. 2 S. 2 BGB). Eine Vorsorgevollmacht steht daher der Bestellung eines Betreuers grundsätzlich entgegen.[498] Die im Zeitpunkt einer noch vorhandenen Geschäftsfähigkeit geäußerte Absicht eines Betroffenen, eine erteilte (Vorsorge-)Vollmacht zu widerrufen, kann für sich genommen die Erweiterung des Aufgabenkreises eines Betreuers auf den Widerruf von Vollmachten nicht rechtfertigen.[499]

 

Rz. 586

Die Einrichtung einer Betreuung trotz bestehender Vorsorgevollmacht kann erforderlich sein, wenn Zweifel an der Wirksamkeit der Vollmachterteilung oder am Fortbestand der Vollmacht bestehen, die geeignet sind, die Akzeptanz der Vollmacht im Rechtsverkehr und damit die Wahrnehmung von Rechten des Betroffenen durch den Bevollmächtigten zu beeinträchtigen.[500] Eine Betreuung kann trotz Vorsorgevollmacht dann geboten sein, wenn der Bevollmächtigte ungeeignet ist, die Angelegenheiten des Betroffenen zu besorgen; insbesondere weil zu befürchten ist, dass die Wahrnehmung der Interessen des Betroffenen durch jenen eine konkrete Gefahr für das Wohl des Betroffenen begründet. Letzteres ist der Fall, wenn der Bevollmächtigte wegen erheblicher Bedenken an seiner Geeignetheit oder Redlichkeit als ungeeignet erscheint.[501]

[496] BGH v. 19.10.2016 – XII ZB 387/16 – MDR 2017, 36 = NJW-RR 2017, 257.
[497] BGH v. 22.3.2017 – XII ZB 260/16 – FamRZ 2017, 995 = MDR 2017, 649 = NJW-RR 2017, 641; BGH v. 15.2.2017 – XII ZB 510/16 – MDR 2017, 461; BGH v. 6.7.2016 – XII ZB 131/16 – FamRZ 2016, 1668 = MDR 2016, 1209 = NJW-RR 2016, 1093.
[498] BGH v. 13.7.2016 – XII ZB 46/15 – MDR 2016, 1145 = NJW-RR 2016, 1157; BGH v. 17.2.2016 – XII ZB 498/15 – FamRZ 2016, 704 = MDR 2016, 463 = NJW-RR 2016, 1025 = openJur 2016, 3917.
[499] BGH v. 13.7.2016 – XII ZB 488/15 – MDR 2016, 1209 = NJW 2016, 3656 = NJW-RR 2016, 1095 = openJur 2016, 8436.
[500] BGH v. 19.10.2016 – XII ZB 289/16 – DNotZ 2017, 128 = MDR 2016, 1453; BGH v. 17.2.2016 – XII ZB 498/15 – FamRZ 2016, 704 = MDR 2016, 463 = NJW-RR 2016, 1025 = openJur 2016, 3917; BGH v. 3.2.2016 – XII ZB 425/14 – FamRZ 2016, 701 = MDR 2016, 464 = NJW 2016, 1514 = openJur 2016, 3916 m.w.N.
[501] BGH v. 17.2.2016 – XII ZB 498/15 – FamRZ 2016, 704 = MDR 2016, 463 = NJW-RR 2016, 1025 = openJur 2016, 3917; BGH v. 26.2.2014 – XII ZB 301/13 – FamRZ 2014, 738 = FGPrax 2014, 117 = MDR 2014, 538 = NJW 2014, 1733 = openJur 2014, 7300 (Rn 17 m.w.N.); BGH v. 13.4.2011 – XII ZB 584/10 – FamRZ 2011, 964 = FGPrax 2011, 179 = MDR 2011, 788 = NJW 2011, 2135 = Rpfleger 2011, 498 (Rn 15 m.w.N.).

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