Rz. 1268

Auch beim Streitwert ist zwischen Mandatsverhältnis einerseits und Schadenersatzverhältnis andererseits zu unterscheiden.

a) Mandatsverhältnis

 

Rz. 1269

Im Mandatsverhältnis entspricht der Gebührenstreitwert dem Auftragswert. Beauftragt der Mandant seinen Anwalt, einen Kapitalbetrag von 100.000 EUR im Regulierungsgespräch zu fordern, schuldet er die Gebühr nach einem Streitwert von 100.000 EUR unabhängig vom Ergebnis.[1154]

 

Rz. 1270

Der dem Schadenersatzbegehren zugrunde zu legende Gebührenstreitwert ist stets der Höhe nach beschränkt durch den Geschäftswert im Mandatsverhältnis.[1155]

[1154] LG Limburg v. 27.5.1992 – 3 S 61/92 – zfs 1993, 64.
[1155] BGH v. 1.10.1968 – VI ZR 159/67 – AnwBl 1969, 15 = MDR 1969, 41 = NJW 1968, 2334 = VersR 1968, 1145.

b) Schadenersatzverhältnis

 

Rz. 1271

Probleme ergeben sich bei Verzicht des Geschädigten – aus welchen Gründen auch immer – auf Mehrforderungen.

 

Rz. 1272

Unstreitig kann der Geschädigte vom Schädiger nicht Ersatz der Anwaltsgebühren, berechnet auf der Grundlage eines Streitwertes in Höhe der vollen – aber letztlich vom Ersatzpflichtigen nicht vollständig erfüllten – Forderung verlangen. Für die Problemlösung erweist sich eine Analogie zu § 92 ZPO als unpraktikabel, obwohl die dieser Vorschrift zugrunde liegenden Rechtsgedanken letztlich zum Tragen kommen.

 

Rz. 1273

Die Rechtsprechung hat die Praxis gebilligt, nach der die Gebühren nach dem aufgrund des Gespräches letztendlich gezahlten Betrages berechnet werden. Der Streitwert für vom Schädiger zu ersetzende Anwaltskosten entspricht dem gezahlten Entschädigungsbetrag.[1156]

[1156] BGH v. 7.11.2007 – VIII ZR 341/06 – zfs 2008, 164 (Anm. Hansens); BGH v. 13.4.1970 – III ZR 75/69 – AnwBl 1971, 321 = DAR 1970, 242 = MDR 1970, 663 = NJW 1970, 1122, 1456 = VersR 1970, 573; OLG München v. 28.4.1977 – 1 U 4177/76 – VersR 1977, 1036; Jahnke, Anfall und Erstattung der Besprechungsgebühr (§ 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGebO) bei der Regulierung von Schadenfällen, VersR 1991, 264 (274); Fn 117 m.w.N. Siehe auch BGH v. 18.1.2005 – VI ZR 73/04 – FamRZ 2005, 689 (nur Ls.) = MDR 2005, 751 = NJW 2005, 1112 = NZV 2005, 252 = SP 2005, 250 = VersR 2005, 558 = VRS 108, 334; OLG Brandenburg v. 9.7.2009 – 12 U 203/08 – VersR 2010, 66; OLG Frankfurt v. 8.2.2011 – 22 U 162/08 – OLG Report Mitte 16/2011 Anm. 2 = SP 2011, 291; OLG München v. 23.1.2015 – 10 U 1620/14 – NZV 2015, 305.

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