Rz. 425

Die Badegäste und Saunabesucher dürfen ein bestimmtes Maß an Rutschfestigkeit der Bodenbeläge erwarten. Mit einer gewissen Fußbodenglätte, die sich durch Tropf- und Spritzwasser zwangsläufig bildet, müssen sie aber immer rechnen;[1228] sie müssen sich hierauf durch besonders vorsichtiges Gehen einstellen. Der Inhaber eines Hallenbads muss keine Vorkehrungen (etwa durch ein zusätzliches Gefälle, einen Ablaufrost in der umlaufenden Ablaufrinne, vermehrte Einlaufstellen oder permanentes Wischen mit Wasserschabern) treffen, die das Entstehen von Wasserpfützen überhaupt verhindern.[1229] Warnschilder oder Antirutschmatten müssen nicht verwendet werden.[1230]

 

Rz. 426

Die Auswahl des Fußbodenbelags richtet sich grds. nach den zur Zeit der Errichtung geltenden technischen Vorschriften.[1231] Die Information "Bodenbeläge für nassbelastete Barfußbereiche" der gesetzlichen Unfallversicherung (https://publikationen.dguv.de/regelwerk/regelwerk-nach-fachbereich/gesundheitsdienst-­und-wohlfahrtspflege/baeder/1246/bodenbelaege-fuer-nassbelastete-barfussbereiche [5.4.2021]) liefert Anhaltspunkte für die geforderte Rutschfestigkeit des Bodenbelags.[1232] Danach müssen die Bodenbeläge entsprechend der unterschiedlichen Rutschgefahren in einzelnen Bereichen des Bäderbetriebs den Anforderungen der Bewertungsgruppen A, B oder C genügen, wobei die Anforderungen von A bis C zunehmen. Einzelfälle:

Brause- und Durchschreitbecken müssen mehrmals am Tag gereinigt werden, um eine verkehrsgefährliche Verschmutzung und Glitschigkeit zu verhindern.[1233] Der Bodenbelag muss eine Rutschfestigkeit der höchsten Bewertungsgruppe C (Mindestwinkel 24°) aufweisen.
In medizinischen Bädern sind höhere Anforderungen an die Rutschfestigkeit eines Kunststoffbodens zu stellen als in sonstigen Bädern und Saunen, da vorwiegend kranke, behinderte und ältere Patienten behandelt werden.[1234] Hier muss dafür gesorgt werden, dass Nässe vom Kunststoffboden – etwa durch Auslegen von Gummimatten – ferngehalten wird.
Ein Saunainhaber darf einen Holzlattenrost als Fußbodenbelag für den im Freien liegenden Weg zwischen dem Tauchbecken und dem Saunagebäude verwenden.[1235]
[1228] OLG Hamm, Urt. v. 23.2.1989 – 6 U 2/88, NJW-RR 1989, 736; OLG Hamm, Urt. v. 5.9.1997 – 9 U 103/97, r+s 1997, 456 f.; LG München I, Urt. v. 9.7.1993 – 10 O 8870/93, VersR 1994, 1129; AG Bad Urach, Urt. v. 20.9.2017 – 1 C 169/17, juris Rn 13.
[1229] OLG Celle, Urt. v. 3.2.1999 – 9 U 249/98, NJW-RR 2000, 244 f.
[1230] AG Bad Urach, Urt. v. 20.9.2017 – 1 C 169/17, juris Rn 13, 15.
[1231] OLG Hamm, Urt. v. 23.2.1989 – 6 U 2/88, NJW-RR 1989, 736 (737); vgl. Rdn 424.
[1232] Vgl. OLG Stuttgart, Urt. v. 28.7.1998 – 10 U 90/96, OLGR 1998, 328 (330); AG Bad Urach, Urt. v. 20.9.2017 – 1 C 169/17, juris Rn 17.
[1233] BGH, Urt. v. 9.6.1960 – VIII ZR 155/59, VersR 1960, 944; OLG München, Urt. v. 28.6.1974 – 1 U 1576/74, VersR 1975, 478.
[1234] OLG München, Urt. v. 25.10.1973 – 1 U 25.10.1973, VersR 1975, 383 f.
[1235] OLG Frankfurt am Main, Urt. v. 7.1.1972 – 2 U 105/71, VersR 1973, 625 f. – die Klägerin rutschte auf dem Holzlattenrost nach einem mehrstündigen Dauerregen aus.

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