Rz. 435

 

Hinweis

Zur Abtretung siehe auch oben (vgl. Rn 152 ff.).

 

Rz. 436

Der dem Schädiger durch § 86 III VVG (§ 67 II VVG a.F.), § 116 VI SGB X gewährte Schutz vor einem Rückgriff ist nicht dispositiv. Auf den Schutz durch das Angehörigenprivileg kann nicht verzichtet werden.[323]

 

Rz. 437

Der Schutz der Angehörigen vor einem Rückgriff kann nicht durch eine Abtretung umgangen werden.[324] Soweit ein gesetzlicher Forderungsübergang statuiert ist, kann sich der Drittleistende nur beschränkt daneben auf eine ihm zusätzlich vorliegende Abtretung wegen desselben Anspruchs berufen.[325] Wenn sich Drittleistungsträger vom Geschädigten oder dessen Hinterbliebenen eine Abtretung unterzeichnen lassen, um damit den ansonsten nicht möglichen Regress gegenüber einem Schadenersatzpflichtigen durchzusetzen, ist der zugrundeliegende Abtretungsvertrag nichtig (§ 134 BGB i.V.m. § 87 VVG, § 68a VVG a.F.; § 138 II BGB) bzw. unwirksam wegen Verstoßes gegen den Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB).[326]

[323] OLG Frankfurt v. 30.9.1982 – 1 U 179/81 – FamRZ 1984, 582 (nur Ls.) = r+s 1984, 7 = VersR 1984, 254 = VRS 65, 422 = zfs 1983, 301 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.7.1983 – VI ZR 293/82 –) (Regress der AOK nicht möglich); OLG Saarbrücken v. 26.2.1988 – 3 U 96/86 – r+s 1989, 104 = VersR 1988, 1038 = zfs 1988, 390 (Regress der Arbeitsverwaltung nicht möglich). Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, § 86 VVG Rn 102 m.w.N.
[324] OLG Hamm v. 20.12.1976 – 3 U 137/76 – r+s 1977, 215 = VersR 1977, 746 (Unwirksame Abtretung an Arbeitgeber).
[325] Siehe ergänzend: Bayer "Die Zession von Ersatzansprüchen gegen den nach § 67 Abs. 2 VVG privilegierten Schädiger" VersR 1989, 1123; Jahnke "Verwandtenprivileg und Personenschadenregulierung" NZV 1995, 377.
[326] BGH v. 24.9.1987 – III ZR 49/86 – JurBüro 1988, 1588 = MDR 1988, 125 = NJW 1988, 819 = NJW-RR 1988, 470 = RPfleger 1988, 72 = VersR 1988, 181 = zfs 1988, 107; OLG Celle v. 22.5.1975 – 5 U 123/74 – VersR 1976, 93 (Abtretung des Angestellten); OLG Frankfurt v. 30.9.1982 – 1 U 179/81 – FamRZ 1984, 582 (nur Ls.) = r+s 1984, 7 = VersR 1984, 254 = VRS 65, 422 = zfs 1983, 301 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.7.1983 – VI ZR 293/82 –); OLG Hamburg v. 28.4.1992 – 7 U 59/91 – NJW-RR 1993, 40 = NZV 1993, 71 (Anm. Wandt NZV 1993, 56) = SP 1992, 261 (nur Ls.) = VersR 1992, 685 = zfs 1993, 125; OLG Hamm v. 24.1.1994 – 13 U 173/93 – NJW-RR 1994, 536 = NZV 1994, 441 = OLGR 1994, 87 = r+s 1994, 258 = SP 1994, 314 (nur Ls.); OLG München v. 21.1.2010 – 24 U 539/09 – r+s 2010, 305 (Anm. Bliesener) (Unwirksamkeit einer Abtretung der Ersatzansprüche durch den Geschädigten gemäß §§ 400, 134 BGB i.V.m. § 850b I Nr. 1 ZPO); OLG Saarbrücken v. 26.2.1988 – 3 U 96/86 – r+s 1989, 104 = VersR 1988, 1038 = zfs 1988, 390 (nur Ls.); OLG Schleswig-Holstein v. 17.11.2010 – 7 U 100/09 – OLG Report Nord 49/2010, Anm. 6 (§ 67 II VVG a.F. [entsprechend § 86 III VVG] führt in den dort geregelten Fällen des Ausschlusses des gesetzlichen Anspruchsübergangs auch zur Unwirksamkeit einer entsprechenden "ad hoc"-Abtretung, selbst wenn hinter dem Familienangehörigen ein Haftpflichtversicherer steht). Jahnke "Verwandtenprivileg und Personenschadenregulierung" NZV 1995, 377 (380); van Bühren/Lemcke/Jahnke-Jahnke, Teil 4 Rn 211, 215; Rischar "Steht das Familienprivileg zur Disposition der Rechtsprechung?" VersR 1998, 30.

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