Rz. 620

Die Zahlungsverpflichtung des nach §§ 104 ff. SGB VII haftungsbefreiten, allerdings grob fahrlässig handelnden Schädigers beschränkt § 110 I 1 SGB VII ausdrücklich auf denjenigen Umfang des Schadenersatzes, den der Verpflichtete zivilrechtlich hätte leisten müssen.

 

Rz. 621

Dabei ist es[563]

Angelegenheit des Ersatzpflichtigen,

die Mithaftung des Verletzten,

Aufgabe des SVT,

den Umfang des zivilrechtlichen Anspruchs (u.a. Verletzungsvolumen) und
die Übergangsfähigkeit seiner Leistungen (z.B. Verdienstminderung)

darzutun und zu beweisen.

 

Rz. 622

Der SVT hat insbesondere die Übergangsfähigkeit seiner Leistungen nachzuweisen.[564] Dabei trifft den SVT bereits die primäre Darlegungs- und Beweislast,[565] und nicht erst (im Hinblick auf die "Sphärentheorie"[566]) eine sekundäre Behauptungs- und Beweislast.[567] Soweit Probleme für den SVT behauptet werden,[568] die Höhe des Schadens beim am Regressverfahren nicht beteiligten Verletzten nachzuweisen, relativiert sich dieses in der Praxis: Die Situation ist nicht anders als in denjenigen Fällen, die bislang schon bei fehlender Haftung allein aufgrund Teilungsabkommens abzuwickeln waren; und das ist ein erhebliches Volumen der täglichen Schadenpraxis und Regressabwicklung.[569]

[563] OLG Karlsruhe v. 14.2.2007 – 7 U 135/06 – NZV 2007, 299 = OLGR 2007, 300 = r+s 2007, 261 (BGH hat Revision zurückgewiesen, BGH v. 29.1.2008 – VI ZR 70/07 – BGHReport 2008, 585 = MDR 2008, 564 = NJW 2008, 2033 = NJW-Spezial 2008, 298 = r+s 2008, 172 = SP 2008, 183 = VersR 2008, 659 = VRS 114, 219 = zfs 2008, 323). Küppersbusch/Höher, Rn 563; Küppersbusch NZV 2005, 397 f.; Lemcke r+s 2005, 307 (zu Ziff. 2) spricht sich wegen der Sachnähe für eine Umkehr der Darlegungslast aus.
[564] OLG Karlsruhe v. 14.2.2007 – 7 U 135/06 – NZV 2007, 299 = OLGR 2007, 300 = r+s 2007, 261 (BGH hat Revision zurückgewiesen, BGH v. 29.1.2008 – VI ZR 70/07 – BGHReport 2008, 585 = MDR 2008, 564 = NJW 2008, 2033 = NJW-Spezial 2008, 298 = r+s 2008, 172 = SP 2008, 183 = VersR 2008, 659 = VRS 114, 219 = zfs 2008, 323). Ebenso Küppersbusch/Höher, Rn 563; Küppersbusch NZV 2005, 397 f. Lemcke r+s 2005, 307 (zu Ziff. 2) spricht sich wegen der Sachnähe für eine Umkehr der Darlegungslast aus.
[565] BGH v. 29.1.2008 – VI ZR 70/07 – BGHReport 2008, 585 = MDR 2008, 564 = NJW 2008, 2033 = NJW-Spezial 2008, 298 = r+s 2008, 172 = SP 2008, 183 = VersR 2008, 659 = VRS 114, 219 = zfs 2008, 323 m.w.N.
[566] Der Schadenersatzpflichtige hat insbesondere wegen des fehlenden Direktanspruches keine Informationen zum Verletzungs- und Schadenvolumen, während demgegenüber der Geschädigte dem SVT zur Auskunft verpflichtet ist, soweit dieses der Verfolgung von Ausgleichsansprüchen des SVT dient.
[567] OLG Karlsruhe v. 14.2.2007 – 7 U 135/06 – NZV 2007, 299 = OLGR 2007, 300 = r+s 2007, 261 (BGH hat Revision zurückgewiesen, BGH v. 29.1.2008 – VI ZR 70/07 – BGHReport 2008, 585 = MDR 2008, 564 = NJW 2008, 2033 = NJW-Spezial 2008, 298 = r+s 2008, 172 = SP 2008, 183 = VersR 2008, 659 = VRS 114, 219 = zfs 2008, 323.) Siehe auch BGH v. 28.9.1999 – VI ZR 165/98 – DAR 2000, 62 = HVBG-INFO 1999, 3361 = MDR 1999, 1505 = NJW 1999, 3711 = NZV 1999, 508 = r+s 1999, 506 = SP 1999, 411 = VersR 2000, 65 = VRS 98, 101 = zfs 2000, 14; BGH v. 10.2.1987 – VI ZR 17/86 – BB 1987, 715 = DB 1987, 1682 = JZ 1987, 574 (Anm. von Laumen) = MDR 1987, 571 = NJW 1987, 1814 = r+s 1987, 132 (nur Ls.) = VersR 1987, 668 = zfs 1987, 263. Ergänzende Nachweise bei Küppersbusch NZV 2005, 397 (398, Fn 41).
[568] Wussow WI 1996, 203.
[569] Siehe Lang/Stahl/Küppersbusch NZV 2006, 628.

cc) Übersicht

 

Rz. 623

 

Übersicht 2.25: Beweisverteilung bei § 110 SGB VII

  Aspekt Beweislast bei
Anspruchsgrund
grob fahrlässige Herbeiführung des Arbeitsunfalls
SVT
Anspruchshöhe
Mithaftung des Verletzten/Getöteten
Schädiger
Umfang des zivilrechtlichen Anspruches
SVT
Übergangsfähigkeit der Sozialleistungen
SVT

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