Rz. 124

Eine Befristung durch gerichtlichen Vergleich kann einen Rechtsstreit über eine Kündigung, die Wirksamkeit einer Befristung, den Abschluss eines Folgevertrags oder eine sonstige Bestandsstreitigkeit beenden.[310] Die Parteien können sich auf die befristete Fortsetzung der Beschäftigung über das vorgesehene Beendigungsdatum hinaus einigen, so dass das Arbeitsverhältnis erst zu dem im gerichtlichen Vergleich festgehaltenen Endtermin endet.

 

Rz. 125

Anders als bei den anderen Sachgründen gem. § 14 Abs. 2 TzBfG erfordert die Befristung nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 8 TzBfG keine Prognose des Arbeitgebers hinsichtlich des zukünftig entfallenden Arbeitsbedarfs. Vielmehr rechtfertigt hier die Mitwirkung des Gerichts an dem Vergleich die Befristung.[311] Ein außergerichtlicher Vergleich reicht daher für die Rechtfertigung der Befristung nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 8 TzBfG nicht.[312] Der gerichtliche Vergleich kann auch ein Prozessvergleich gem. § 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO sein, ggf. zustande kommend im Wege des schriftlichen Verfahrens nach § 278 Abs. 6 S. 1 Alt. 2 ZPO. Ein nach § 278 Abs. 6 S. 1 Alt. 1 ZPO zustande gekommener Vergleich eignet sich dagegen nicht.[313]

 

Rz. 126

 

Praxishinweis

Dem BAG zufolge reicht die bloße Protokollierung des Vergleichs vor Gericht nicht aus. Vielmehr muss das Gericht eine über die Protokollierungsfunktion hinausgehende Prüfungs- und Mitwirkungsfunktion haben.[314] Dies setzt einen zum Zeitpunkt des Vergleichsschlusses offenen Streit über die Rechtslage voraus. Danach ist ein Beschluss, mit dem das bloße Zustandekommen des Vergleichs nach § 278 Abs. 6 S. 1 Alt. 1 ZPO festgestellt wird, nicht ausreichend.

[310] BAG 12.11.2014 – 7 AZR 891/12, NZA 2015, 379; BAG 22.10.2003 – 7 AZR 113/03, NZA 2004, 1275; BAG 19.1.2005 – 7 AZR 113/04, juris; Arnold/Gräfl/Gräfl, § 14 TzBfG Rn 237 f.; Bohlen, NZA-RR 2015, 449; Löwisch/Neumann, NJW 2002, 951.
[311] BAG 14.1.2015 – 7 AZR 2/14, NZA 2016, 39; BegrRE, BT-Drucks 14/4374, 19; BAG 9.2.1984 – 2 AZR 402/83, AP Nr. 7 zu § 620 BGB Bedingung = NZA 1984, 266; BAG 2.12.1998, AP Nr. 4 zu § 57a HRG = NZA 1999, 480; KR/Lipke, § 14 TzBfG Rn 366; Hromadka, BB 2001, 621.
[312] APS/Backhaus, § 14 TzBfG Nr. 105; Annuß/Thüsing/Maschmann, § 14 TzBfG Rn 61; Hromadka, BB 2001, 621; anders noch BAG 4.3.1980 – 6 AZR 332/78, AP Nr. 53 zu § 620 BGB Befristeter Arbeitsvertrag; BAG 22.10.2003 – 7 AZR 113/03, AP Nr. 6 zu § 14 TzBfG = NZA 2004, 1275.
[313] BAG 14.1.2015 – 7 AZR 2/14, NZA 2016, 39; LAG Köln 7.5.2015, BeckRS 2016, 65189; ErfK/Müller-Glöge, § 14 TzBfG Rn 77; HWK/Rennpferdt, § 14 TzBfG Rn 76; krit. Schnelle, NZA 2018, 1445 m.w.N.
[314] BAG 15.2.2012 – 7 AZR 734/10, NZA 2012, 919; BAG 23.11.2006 – 6 AZR 394/06, AP Nr. 8 zu § 623 BGB = NZA 2007, 466; BAG 26.4.2006, AP Nr. 1 zu § 14 TzBfG Vergleich; APS/Backhaus, § 14 Rn 324; Gravenhorst, NZA 2008, 803.

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