A. Vorbemerkung

 

Rz. 1

 

Zum Thema

Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, 23. Aufl. 2014, § 249 BGB Rn 520 ff.; Hartung "Steuern beim Personenschaden" VersR 1986, 308; Jahnke "Steuern und Schadensersatz" r+s 1996, 205; Kullmann "Schadensersatz und Steuern" VersR 1993, 385; Weber-Grellet "Erwerbsschäden im Steuerrecht" DAR 1994, 52; Wussow-Zoll, Unfallhaftpflichtrecht, 16. Aufl. 2014, Kap. 32 Rn 92 ff.

 

Rz. 2

Schadenersatzleistungen können sowohl die betriebliche wie die private Sphäre des Ersatzberechtigten betreffen. Der Ersatz der Schäden für persönliche Rechtsgüter (Leben, Gesundheit) unterfällt generell der privaten Sphäre.[1]

[1] BFH v. 29.10.1963 – VI 290/62 U – BFHE 78, 32 = NJW 1964, 744 = BStBl III 1964, 12; BFH v. 29.10.1959 – IV 235/58 U – BFHE 70, 234 = BStBl III 1960, 87 = VersR 1960, 336.

B. Allgemein

I. Netto-Schaden

 

Rz. 3

Einem in seinem Erwerbsleben durch ein schädigendes Ereignis Betroffenen sind zunächst nur seine Netto-Einbußen zu ersetzen. Zur Abrechnung auf Netto-/Brutto-Basis vgl. die Ausführungen in diesem Band (siehe § 4 Rn 269 ff.; § 5 Rn 130).

 

Rz. 4

Der Regulierung sollte nicht ohne Überprüfung der konkreten Fallumstände die aus den Lohn- und Einkommensteuertabellen ermittelte Monatssteuer zugrunde gelegt werden.[2] Die Monatssteuer berücksichtigt die unterhalb des Jahres von den Ehegatten[3] gewählte Steuerklasse (IV/IV, III/V) und die vorgenommene Verteilung von Kinder- und sonstigen Freibeträgen. Dabei handelt es sich letztlich aber nur um Vorschüsse auf die noch festzusetzende Jahres-Einkommensteuerschuld der Ehegatten, die dann im Innenverhältnis der Ehegatten untereinander verhältnismäßig zu verteilen ist.

 

Rz. 5

 

Beispiel 18.1

Es kann vorkommen, dass ein Selbstständiger (Freiberufler) sämtliche Freibeträge seiner im Beamtenverhältnis stehenden Ehefrau zubilligt mit der Konsequenz, dass diese unterhalb des Jahres relativ zu wenig Steuern zahlt.

Ergebnis:

Erstreckt sich die Feststellung der Steuerschuld für die Ehegatten dann über einen längeren Zeitraum, ist der Familie häufig – wenn auch nur vorübergehend – eine erhöhte Liquidität zugeführt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von der Steuerverwaltung abgeschöpft wird.

Dieses würde dazu führen, dass die Schadenabwicklung ebenfalls solange (u.U. Jahre) zurückgestellt werden müsste: Man wird in solchen Fällen daher dazu übergehen müssen, die verletzte Person hinsichtlich ihrer steuerlichen Belastung allein zu betrachten.

[2] Siehe BGH v. 29.9.1987 – VI ZR 293/86 – DAR 1988, 23 = DB 1988, 1113 (nur Ls.) = MDR 1988, 216 = NJW-RR 1988, 149 = r+s 1988, 12 = VersR 1988, 183 = VRS 74, 3 = zfs 1988, 70.
[3] Siehe auch BGH v. 18.11.2009 – XII ZR 173/03 – DStR 2010, 266 = FamRZ 2010, 269 = MDR 2010, 272 = NJW-Spezial 2010, 102 = NJW 2010, 1879 (Ein Ehegatte kann auch dann verpflichtet sein, dem – der steuerlichen Entlastung des anderen Ehegatten dienenden – Antrag auf Zusammenveranlagung zur Einkommensteuer zuzustimmen, wenn er während der Zeit des Zusammenlebens steuerliche Verluste erwirtschaftet hat, die er im Wege des Verlustvortrags in einem späteren Veranlagungszeitraum zur Verminderung seiner eigenen Steuerlast einsetzen könnte. Wenn die Ehegatten die mit Rücksicht auf eine – infolge der Verluste zu erwartende – geringere Steuerbelastung zur Verfügung stehenden Mittel für ihren Lebensunterhalt oder eine Vermögensbildung, an der beide Ehegatten teilhaben, verwendet haben, ist es einem Ehegatten im Verhältnis zu dem anderen verwehrt, für sich die getrennte steuerliche Veranlagung zu wählen. Durch die Verweigerung der Zustimmung zur Zusammenveranlagung macht er sich schadensersatzpflichtig.).

II. Steuererstattung

1. Mehrsteuer

 

Rz. 6

Hat der Geschädigte die Schadenersatzrenten als Einkommen zu versteuern, hat der Ersatzpflichtige für den dem Erwerb zuzuordnenden Schadenersatz auch denjenigen Steuerbetrag zu erstatten, mit dem die Finanzverwaltung den Verletzten belastet, sobald ihm der Schadenersatzpflichtige den zu versteuernden Teil des Nettoverdienstausfallschadens ersetzt hat.[4] Zu ersetzen ist allerdings nur die (anteilige) Mehrsteuer,[5] die auf den erstatteten Betrag entfällt, und nicht die gesamte Steuerlast.

[4] BGH v. 17.11.2005 – III ZR 350/04 – EWiR 2006 (nur Ls.) (Anm. Frisch) = MDR 2006, 407 (nur Ls.) = NJW 2006, 499 = VersR 2006, 413 = WM 2006, 499 = ZIP 2006, 573; BGH v. 2.12.1997 – VI ZR 142/96 – BGHZ 137, 237 = DAR 1998, 99 = DÖD 1998, 161 = FamRZ 1998, 416 = HVBG-Info 1998, 562 = LM BGB § 844 Abs. 2 Nr. 94 (Anm. Schiemann) = MDR 1998, 283 = NJW 1998, 985 = NJWE-VHR 1998, 110 (nur Ls.) = NZV 1998, 149 = r+s 1998, 153 = SP 1998, 159 = VersR 1998, 333 = VRS 94, 425 = WI 1998, 38; BGH v. 10.4.1979 – VI ZR 151/75 – BB 1979, 2320 = DAR 1980, 16 = DB 1979, 2320 = FamRZ 1979, 687 = JR 1979, 462 = JZ 1979, 474 = MDR 1979, 833 = NJW 1979, 1501 = r+s 1979, 195 = VersR 1979, 670 = VRS 57, 94; BGH v. 19.3.1974 – VI ZR 19/73 – DB 1974, 1284 = FamRZ 1974, 436 = MDR 1974, 833 = NJW 1974, 1236 = VersR 1974, 700; OLG Oldenburg v. 13.2.1991 – 4 U 83/90 – r+s 1992, 414 = zfs 1992, 82; BFH v. 25.10.1994 – VIII R 79/91 – BB 1995, 77 = BFH...

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