Rz. 94

Im Adhäsionsverfahren ist ein Anerkenntnisurteil zulässig.[106] Auch kann ein zivilrechtlicher Vergleich geschlossen werden (§ 405 StPO). Ein Grundurteil ist möglich (§ 406 I 2 StPO.[107] Das anschließende Betragsverfahren (§ 304 II ZPO) kann dann dem Zivilgericht überlassen werden (§ 406 III 3 StPO).

 

Rz. 95

zErkennt im Strafverfahren der Täter den zivilrechtlichen Anspruch an und entfällt – warum auch immer – die strafrechtliche Verurteilung, bleibt seine zivilrechtliche Einstandspflicht (davon allerdings unabhängig zu beurteilen die Zahlungspflicht seines Haftpflichtversicherers) aufrecht erhalten.[108]

 

Rz. 96

Prozesskostenhilfe kann bewilligt werden (§ 404 V StPO). Der einem Nebenkläger beigeordnete Anwalt muss im Rahmen der Prozesskostenhilfe gemäß § 404 V StPO, § 121 II ZPO ausdrücklich für das Adhäsionsverfahren aufgrund Antrages beigeordnet sein.[109]

 

Rz. 97

In der Adhäsionsentscheidung ist der Ausspruch der Verpflichtung des Angeklagten zur Leistung von Ersatz für materielle und immaterielle Schäden dem Grunde nach unter den im Hinblick auf § 116 SGB X bzw. § 86 VVG erforderlichen Vorbehalt zu stellen, dass eine Ersatzpflicht nur insoweit besteht, als der Anspruch des Nebenklägers nicht auf SVT oder andere Versicherer übergegangen ist.[110]

 

Rz. 98

Hat der Adhäsionskläger einen Teil des ihm entstandenen Schadens selbst zu tragen, muss beim Feststellungsausspruch (§ 256 I ZPO) die Mitverschuldensquote ausgesprochen werden.[111] Die Berücksichtigung eines Mitverschuldens (§ 254 BGB) durch das Zivilgericht soll wegen § 406 III 1 StPO, § 318 ZPO selbst dann nicht mehr zulässig sein, wenn das Strafgericht im rechtskräftig abgeschlossenen Adhäsionsverfahren die Haftung dem Grunde nach bejaht hat und auf die Frage eines mitwirkenden Verschuldens überhaupt nicht eingegangen ist.[112]

 

Rz. 99

Es gelten die zivilrechtlichen Beweisregeln und Beweislastverteilungen.[113] Insbesondere darf der Täter nicht besser stehen als im Zivilrecht.

[106] BGH v. 30.6.2005 – 1 StR 176/05 – DAR 2006, 285 = NStZ-RR 2005, 353 (nur Ls.).
[107] BGH v. 21.8.2002 – 5 StR 291/02 – BGHSt 47, 378 = JR 2003, 257 (Anm. Groß) = NStZ 2003, 46 = NJW 2002, 3560 (Grundurteil ist unzulässig, wenn der Rechtsstreit entscheidungsreif wäre).
[108] BGH v. 27.5.1981 – IVb ZR 589/80 – BGHZ 80, 389 = FamRZ 1981, 862 = MDR 1981, 924 = NJW 1981, 2193.
[109] Einzelheiten siehe Burhoff "Erstreckung der Bestellung eines Rechtsanwalts auch auf das Adhäsionsverfahren?" RVGreport 2008, 249.
[110] BGH v. 17.1.2013 – 4 StR 459/12 – juris = openJur 2013, 3633; BGH v. 25.11.2009 – 3 StR 304/09 – BeckRS 2010, 00694 = StraFo 2010, 117; BGH v. 4.8.2009 – 4 StR 171/09 – BeckRS 2009, 26154 = NStZ 2010, 53.
[111] BGH v. 14.12.2011 – 5 StR 471/11 – BeckRS 2012, 01453 = juris.
[113] LG Berlin v. 1.12.2005 – (515) 93 Js 3567/04 KLs (13/05) – NZV 2006, 389 = NStZ 2006, 720 (nur Ls.) (Eine Übertragung des Grundsatzes "in dubio pro reo" auf das Adhäsionsverfahren kommt nicht in Betracht, denn das hieße letztlich zweierlei Recht im Adhäsionsverfahren und im Zivilverfahren zu praktizieren).

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