Rz. 41

Der Zinsertrag ist abhängig von dem Zinsfuß, den der Anspruchsberechtigte langfristig[29] erzielen kann.[30] Die gängigen Tabellen enthalten Berechnung für Zinsfüße von 3,5 %, 4 % bis 7 %.

 

Rz. 42

Die Schadenregulierungspraxis (Rechtsprechung[31] und Literatur[32]) legt regelmäßig einen Zinsfuß von 5 % zugrunde. Dieses gilt nicht zuletzt für die Gerichte bei der Abwägung u.a. von Schmerzensgeldrenten. Abzustellen ist nicht auf Sparbuchzinsen, sondern auf den Geld- und Wertpapiermarkt, und zwar auch außerhalb mündelsicherer Anlagen.

 

Rz. 43

Ein Zinsfuß von 5,5 – 6 % wird vom Gesetzgeber und den Finanzverwaltungen als Ausgangspunkt der Berechnung von Kapitalwerten angenommen.[33]

 

Rz. 44

Die Steuergesetzgebung geht bei der Umstellung der Pensionsrückstellung von einer Mindest-Renditeerwartung von 6 % aus (§ 6a III, letzter Satz EStG). Bei der Kapitalabfindung im Rahmen von Haftungshöchstsummen (wie § 12 I StVG a.F.,[34] gültig für Schadenfälle bis 17.12.2007[35]) ist das noch vorhandene Kapital mit 6 % bei unbegrenzter Laufzeit zu kapitalisieren; der Höchstbetrag der Jahresrente entspricht jeweils 6 % des Kapitalhöchstbetrags.[36]

 

Rz. 45

Zwar beträgt der gesetzliche Zinsfuß nach § 246 BGB 4 %; nach §§ 288 I, 291 BGB wird der Basiszinssatz (§ 247 II BGB, -0,63 % [Stand 1.1.2014]) allerdings um weitere 5 Prozentpunkte aufgestockt.[37]

 

Rz. 46

Der BGH[38] hielt bei der Ermittlung des Kapitalwertes einer Schadenersatzrente im Rahmen der Erschöpfung des Deckungssummenkapitales (§ 155 VVG a.F.) einen langfristigen Durchschnittszinsertrag von 8 % für angemessen.

[29] BGH v. 22.1.1986 – IVa ZR 65/84 – VersR 1986, 552.
[30] BGH v. 22.1.1986 – IVa ZR 65/84 – BGHZ 97, 52 = MDR 1986, 365 = NJW-RR 1986, 650 = VersR 1986, 392 (ergänzende Hinweise VersR 1986, 552) = zfs 1986, 182 (Es ist ein realistischer Zinsfuß zugrunde zu legen, d.h. also ein Zinsfuß, der der Effektivverzinsung entspricht, die auf dem Kapitalmarkt für Rentenwerte von vergleichbarer Laufzeit erzielt wird. Nicht abzustellen ist etwa auf die im Unfallzeitpunkt üblichen Zinssätze, sachgerechter ist vielmehr die Abstellung auf einen langfristigen Durchschnittssatz.).
[31] BFH v. 30.7.2003 – X R 12/01 – BB 2004, 195 = BFHE 204, 53 = BStBl II 2004, 211 = DB 2004, 163 = NJW 2004, 1756; BGH v. 8.1.1981 – VI ZR 128/79 – VersR 1981, 283 (285 re. Sp.) (5 – 5, 5 %); KG v. 16.2.2012 – 20 U 157/10 – RdLH 2012, 88 = VersR 2012, 766 (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); KG v. 2.9.2002 – 12 U 1969/00 – KGR 2003, 22 = NJW-RR 2003, 24 = NZV 2003, 416 = VersR 2003, 606 = VRS 104, 35 (5 %); OLG Brandenburg v. 23.6.2011 – 12 U 263/08 – SP 2011, 361 (Vorinstanz [OLG Brandenburg v. 23.7.2009 – 12 U 263/08 – NJW 2009, 2962 = SP 2010, 104] aufgehoben durch BGH v. 21.9.2010 – VI ZR 263/09 – MDR 2010, 1379 = NJW 2010, 3713 = VersR 2010, 1614 (5 %); OLG Brandenburg v. 9.2.2006 – 12 U 116/05 – r+s 2006, 228 (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Brandenburg v. 10.9.2002 – 11 U 24/98 – VersR 2004, 382 BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 3.2.2003 – VI ZR 341/02) (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Celle v. 14.7.2005 – 14 U 17/05 – VersR 2006, 1085 (5 %); OLG Celle v. 7.10.2004 – 14 U 27/04 – NJW-Spezial 2006, 114 = NZV 2006, 95 = OLGR 2005, 22 = SP 2004, 407 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 15.3.2005 – VI ZR 278/04) (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente) (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 15.3.2005 – VI ZR 278/04); OLG Hamm v. 12.9.2003 – 9 U 50/99 – zfs 2005, 1223 (Anm. Diehl) (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Hamm v. 12.2.2001 – 13 U 147/00 – SP 2001, 267 (Zinssatz zwischen 5 – 6 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Thüringen v.12.8.1999 – 1 U 1622/98 – zfs 1999, 419 (5 %); OLG Naumburg v. 28.11.2001 – 1 U 161/99 – NJW-RR 2002, 672 = VersR 2002, 1295 (5 %); OLG Nürnberg v. 12.12.2008 – 5 U 953/04 – MDR 2009, 986 = OLGR 2009, 425 = VersR 2009, 1079 (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Nürnberg, Verfügung v. 6.7.2004 – 2 U 1260/04 – NZV 2008, 349 (Anm. Küppersbusch) (zu 2.d.) (5 %) (Unterhaltsschaden) (OLG Nürnberg bestätigt die Auffassung des LG Nürnberg-Fürth v. 3.2.2004 – 2 O 9177/03 – NZV 2008, 349, das auch eine Dynamisierung ablehnt); OLG Oldenburg v. 7.5.2001 – 15 U 6/01 – SP 2002, 56 (5 %); OLG Stuttgart v. 4.1.2000 – 14 U 31/98 – VersR 2001, 1560 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 6.3.2001 – VI ZR 51/00) (Zinssatz zwischen 5 – 5,5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); OLG Stuttgart v. 30.1.1997 – 14 U 45/95 – VersR 1998, 366 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.10.1997 – VI ZR 62/97) legt sich zwischen 5,5 % und 6, 5 % durchschnittlicher Verzinsung nicht fest; OLG Zweibrücken v. 22.4.2008 – 5 U 6/07 – MedR 2009, 88 = OLGR 2008, 721 (5 % für Vergleichsrechnung bei Schmerzensgeldrente); LG Kleve v. 9.2.2005 – 2 O 370/01 – zfs 2005, 235 (Zinssatz von 5 % für Vergleichsrechnung bei Schmer...

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