Rz. 293

Eine Pseudarthrose ist eine sog. Falschgelenkbildung. Es liegt dann eine fehlende knöcherne Heilung nach einem Bruch vor. Damit eine Fraktur ungestört heilen kann, ist ein möglichst enger Kontakt der Frakturfragmente mit ausreichender Durchblutung und entsprechender Ruhigstellung notwendig. Je nach Schwere der Verletzung, aber auch wenn Fehler in ärztlicher Hinsicht entstehen, kann es zu einer fehlenden knöchernen Heilung kommen. Wenn nach einer Fraktur nach ca. 6 Monaten noch keine Anzeichen einer knöchernen Durchbauung vorliegen, spricht man von einer verzögerten Frakturheilung. Nach 6 Monaten und darüber hinaus spricht man dann von einer sog. Pseudarthrose. Ursachen für die Pseudarthrose können in der Regel die nicht vorhandene Ruhigstellung sein, mangelnde Durchblutung der einzelnen Knochenfragmente oder aber eine Infektion. Man erkennt dies immer daran, dass sich kein Kallus bildet. Beim Kallus handelt es sich um ein Knochengewebe, das gebrochene Knochen zusammenschließt. Ohne eine solche Kallusbildung liegt dann die Pseudarthrose vor.

 

Praxistipp

Ist daher in den Arztberichten von Pseudarthrosen die Rede, ist immer auch an Komplikationen zu denken, da Pseudarthrosen oftmals zu erheblichen Funktionseinschränkungen führen, die auch dauerhaft bleiben. Die Beweglichkeit ist eingeschränkt und es treten dauerhaft Schmerzen auf.

 

Rz. 294

Bei folgenden Frakturen sollte an ein Pseudarthroserisiko gedacht werden:

Unterschenkelfraktur;
Oberschenkelfraktur;
Oberarmfraktur;
Unterarmfraktur;
Kahnbeinfraktur;
Handwurzelfraktur.
 

Rz. 295

Wenn es zu einem falschen Zusammenwachsen der Knochenfragmente kommt, führt dies auch naturgemäß dazu, dass der Körperteil nicht entsprechend belastet werden kann. Es tritt eine Fehlstellung ein und die Funktion ist eingeschränkt oder es droht sogar ein kompletter Verlust.

 

Rz. 296

Durch die sog. Pseudarthrose können erneute Probleme auftreten, da mitunter eine Folgeoperation droht. Allerdings bedeutet dies auch, dass dadurch nicht automatisch die Pseudarthrose behoben werden kann. Oberarmfrakturen mit Pseudarthrosen lassen sich besser in den Griff bekommen als Oberschenkelfrakturen.

 

Rz. 297

Manchmal kommt es auch nach einer Pseudarthrose mit anschließender Operation zu erneuten Falschgelenksbildungen. Man spricht dann von einem Rezidiv. Auch eine Versteifung des Gelenks ist möglich. Manchmal kann es auch zu den Problemen des Morbus Sudeck mit den sich ergebenden Konsequenzen kommen.

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