§ 13 Unfallmedizin für Anwälte / 1. Achsfehlstellungen

Rz. 235

Achsfehlstellungen können zu erheblichen Dauerschäden führen, speziell nach schwereren Verletzungen wie Trümmerfrakturen. Achsfehlstellungen können aber auch nach konservativen Behandlungen durch Ruhigstellungen eintreten. Die sonstigen Achsfehlstellungen, wie sie bei Wachstumsstörungen von Kindern auftreten, sollen hier nicht diskutiert werden, da diese in der Regel nicht unfallursächlich sind.

Rz. 236

Aufgrund dieser Achsfehlstellungen kann es zu Verschleißerscheinungen wie Arthrosen kommen und zu Schmerzen, die teilweise chronisch verlaufen können. Generell kann gesagt werden, wenn eine Verschiebung des Körperschwerpunkts geschieht, treten Arthrosen auf. Wenn es zu Beinverkürzungen kommt, ist zu prüfen, wie hoch der Schaden ist. Je nach Anzahl der Zentimeter geschieht dies entweder durch orthopädische Maßnahmen, wie Erhöhungen, Einlagen, Sohlen oder durch ein Spezialschuhwerk. Ab 3 cm Beinlängendifferenz wird auch oftmals operativ behandelt, um eine Achsfehlstellung auszugleichen.

Rz. 237

Achsfehlstellungen sind generell nicht zu unterschätzen. Es wird versucht, insbesondere durch gelenkerhaltende Eingriffe, wie eine Achskorrektur, die Verbesserung der Gelenkanatomie zu erreichen. Wenn dies nicht möglich ist, müssen Prothesen eingesetzt werden, was zu erneuten Operationen führt und weitere Risiken auslöst. Ferner besteht bei Prothesen das Problem, dass diese nicht dauerhaft halten und es bisher nicht über alle Prothesen Langzeitstudien gibt. Von daher kann sich eine normale Achsfehlstellung zu einem Dauerschaden entwickeln, der sich sowohl auf Beruf als auch auf Haushalt und den sonstigen Alltag massiv auswirkt. Es ist auch immer zu schauen, welche Gelenke und welche Körperteile betroffen sind. Diesbezüglich sind Rücksprachen mit Fachärzten vorzunehmen. Wenn Achsfehler vorliegen, müssen in der Regel Korrekturoperationen vorgenommen werden oder Folgebehandlungen, wie zum Beispiel eine Korrekturosteotomie. Bei einer Osteotomie handelt es sich um eine operative Knochendurchtrennung. Insoweit zieht sich eine Behandlung jahrelang hin und führt zu erheblichen Einschränkungen.

Rz. 238

Achsfehlstellungen sind auch deshalb problematisch, weil sie eine deutliche Erhöhung der Gelenkbelastung mit den sich daraus ergebenden Problemen bedeuten.

Je nach Ausprägung der entsprechenden Achsenfehlstellung kann es zu Folgeschäden kommen. Es kann eine Fehlbelastung der benachbarten Gelenke eintreten, wodurch auch an den benachbarten Gelenken dann weitere Dauerschäden, wie Arthrose oder Prothesen entstehen können.